Herzschwäche: Das müssen Betroffene wissen

... die Ursache liegt oftmals in den Herzklappen 

Es schlägt und schlägt, und niemand macht sich groß Gedanken darüber. Dabei ist das Herz das wichtigste Organ im menschlichen Körper.

Aktuellen Zahlen zufolge gelten Erkrankungen des Herz-Kreiskreislauf-Systems als Todesursache Nummer eins in Deutschland[1]. Nach Angaben des Deutschen Herzberichts steigt dabei unter anderem die Anzahl der an Herzinsuffizienz erkrankten Patienten kontinuierlich.

„Oftmals liegt das Problem in den Klappen“, weiß Dr. Stefan Wiedemann, Oberarzt in der Klinik für Innere Medizin II im HELIOS Klinikum Pirna und fügt hinzu: „Diese sind verantwortlich für die Steuerung des Blutstroms innerhalb des Herzens und der Arterien in nur eine Richtung.“  

Kommt es zu einer Verengung oder auch einer Undichtigkeit der Klappen, fließt das Blut in die falsche Richtung, was fatale Folgen haben kann. Abhängig davon welche Herzklappe betroffen ist, leiden Patienten an verschiedenen Symptomen und auch die Therapiemöglichkeiten unterscheiden sich voneinander. Anhand der wichtigsten drei Herzklappen werden diese im Folgenden beschrieben.
 
Ursprung Hauptschlagader: Die Aortenklappe
Im Fall der Aortenklappe, welche zwischen der linken Herzkammer und der Hauptschlagader Aorta liegt, kann eine Stenose – eine Verengung – dazu führen, dass sich das Herz vergrößert, um den Körper trotz der erhöhten Belastung mit genügend Blut zu versorgen.

Dauert die Überlastung an, staut sich das Blut in die Lunge zurück. Zudem muss der vergrößerte Muskel mit mehr Sauerstoff versorgt werden. Geschieht dies nicht, äußert sich der Mangel in Form von Brustschmerzen, einer sogenannten Angina Pectoris. Weitere häufige Symptome stellen eine Leistungsminderung sowie Luftnot dar.

Schließt die Aortenklappe hingegen nicht mehr richtig, sprechen Mediziner von einer Aortenklappeninsuffizienz. Hierbei fließt ein Teil des Blutes aus dem Körperkreislauf zurück in die linke Herzkammer, wodurch es zu einer übermäßigen Belastung der linken Herzhälfte kommt, aus der sich mit der Zeit eine Herzschwäche entwickeln kann.

Bei einer geringen Klappeninsuffizienz ist oftmals keine Therapie erforderlich, jedoch sollte regelmäßig ein Arzt aufgesucht werden und alle ein bis zwei Jahre ein Herzultraschall erfolgen.

Bei einer schweren Stenose oder Insuffizienz der Aortenklappe empfiehlt es sich die Klappe entweder durch eine mechanische oder  biologische  Herzklappe zu ersetzen. Für Patienten über 75 Jahre oder Patienten, bei denen eine Operation am offenen Herzen nicht infrage kommt, gibt es zudem eine Alternative: den kathetergeführten minimalinvasiven Klappenersatz TAVI.

„Hierbei wird die Ersatzklappe in zusammengefaltetem Zustand mittels Katheter über die Leistenarterie bis ins Herz vorgebracht. Dort erfolgt dann die Implantation“, erklärt Dr. Wiedemann. Patienten können die Klinik im Anschluss nach wenigen Tagen wieder verlassen. 

Einlassventil im linken Herz: Die Mitralklappe
Zwischen dem linken Vorhof und der linken Herzkammer befindet sich die  Mitralklappe. Bei jedem Herzschlag sorgt sie dafür, dass sauerstoffreiches Blut aus der linken Herzkammer in den Körperkreislauf gelangt und nicht wieder zurück in den linken Vorhof fließt. Im Fall einer Mitralstenose muss das Herz schwerer arbeiten, um das Blut in die linke Herzkammer zu drücken, was dauerhaft auch zu einem erhöhten Blutdruck führt.

Eine Mitralinsuffizienz hingegen tritt häufig infolge einer sogenannten Herzschwäche auf. „Beide Erkrankungen lassen sich mittels eines chirurgischen Ersatzes korrigieren. Hierbei wird die defekte Mitralklappe rekonstruiert oder entfernt und durch eine mechanische oder biologische Prothese ersetzt“, so Dr. Wiedemann.

Darüber hinaus gibt es bei der Therapie der Insuffizienz eine weitere innovative und schonende Methode: Beim sogenannten Clipping verbindet der Arzt die Segel, die das Ventil der Mitralklappe bilden, mit Hilfe einer Klammer,  Abbott’s MitraClip™ .

Der Vorteil des minimalinvasiven Eingriffs gegenüber einer konventionellen Operation liegt darin, dass der Brustkorb nicht geöffnet werden muss und somit keine Herz-Lungen-Maschine benötigt wird. Welche Option die beste für einen Patienten ist, entscheidet der jeweils behandelnde Arzt gegebenenfalls gemeinsam mit seinen Kollegen, dem sogenannten Heart Team. 

Zarte Segel: Die Trikuspidalklappe
Bei der dritten Herzklappe handelt es sich um die sogenannte Trikuspidalklappe. Diese befindet sich auf der rechten Herzseite und sorgt dafür, dass sauerstoffarmes Blut aus der rechten Herzkammer in den Lungenkreislauf gepumpt wird.

Da eine Stenose der Trikuspidalklappe oftmals aus rheumatischem Fieber resultiert, tritt sie in dieser Form hierzulande nur noch selten auf. Eine Trikuspidalklappeninsuffizienz hingegen wird weitaus häufiger diagnostiziert.

Als häufigste Ursache hierfür gilt eine zuvor bestehende Erkrankung der Herzklappen, hervorgerufen im linken Herzen. In leichter Form weist eine Trikuspidalklappeninsuffizienz zwar kaum Symptome auf, lässt sich aber mittels einer Echokardiographie leicht feststellen und erfordert in den meisten Fällen auch keine Behandlung.

„In besonders schweren Fällen kann es nötig sein, die Trikuspidalklappe zu reparieren oder gänzlich auszutauschen“, berichtet Dr. Wiedemann. Zukünftig könnten auch kathetergestützte Eingriffe eine Alternative zu herkömmlichen Trikuspidalklappen-Operation darstellen. Derartige Verfahren werden derzeit noch in Studien geprüft.

Weitere Informationen zum Thema Herzschwäche und zu den einzelnen Herzklappen unter www.herzklappenhilfe.de
 
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