Herzschwäche: Frauen vs. Männer
Geschlechterspezifische Unterschiede und ihre Ursachen
Herzschwäche, medizinisch auch Herzinsuffizienz (HI) genannt, tritt vor allem bei Patienten über 70 Jahre auf. Dabei verfügt der menschliche Lebensmotor aufgrund unterschiedlicher Ursachen wie Bluthochdruck oder Herzklappenfehler nicht mehr über ausreichend Kraft, den Körper mit Blut und Sauerstoff zu versorgen.
„Laut dem aktuellen Herzbericht aus dem Jahr 2015 gehört Herzinsuffizienz zu den zehn häufigsten Todesursachen in Deutschland. Dabei ist die Prognose bei Frauen häufig besser als bei Männern“, weiß Dr. Claudia Walther, Fachärztin für Innere Medizin/Kardiologie und Oberärztin an der Kerckhoff-Klinik GmbH Bad Nauheim, und erklärt, welche weiteren geschlechterspezifischen Unterschiede bei der Erkrankung bestehen und worin deren Ursachen liegen.
Andersartige Auslöser
Allgemein lässt sich erkennen, dass Männer oftmals schon vor dem 75. Lebensjahr unter Herzinsuffizienz leiden, während die verminderte Pumpleistung des lebenswichtigen Muskels bei Frauen vermehrt ab dem 75ten Lebensjahr auftritt.
Auch in den Ursachen für die Erkrankung stellen Experten immer wieder Unterschiede zwischen den Geschlechtern fest.
„Bei Frauen führen besonders arterielle Hypertonie, also Bluthochdruck, sowie Diabetes mellitus, bekannt als dauerhaft erhöhter Blutzuckerwert, zu einer Herzinsuffizienz“, erläutert Dr. Walther.
Leiden Betroffene unter arterieller Hypertonie, pumpt das Herz fortlaufend gegen einen erhöhten Widerstand in den Gefäßen und verliert mit der Zeit an Leistung.
Durch Diabetes mellitus kann es zu Durchblutungsstörungen in den sehr kleinen Gefäßen des Herzens kommen („small vessel disease“).
Des Weiteren kann der Diabetes eine Veränderung von Herzstruktur und -funktion verursachen, die häufig mit einer Verdickung der Herzmuskelzellen (Myozytenhypertrophie) einhergeht.
Männer hingegen erkranken eher an einer koronaren Herzkrankheit, kurz KHK, oder Herzinfarkten. Erstere bedeutet eine Verengung der Blutgefäße, welche den Lebensmotor nicht mehr mit ausreichend Sauerstoff und allen notwendigen Nährstoffen versorgen, wohingegen Infarkte als Folge einer KHK zum Absterben von Herzmuskelzellen führen und das Organ nachhaltig schwächen.
Fehlende Lebensqualität
Die Symptomatik einer Herzinsuffizienz ähnelt sich bei beiden Geschlechtern und reicht von rasch auftretender Atemnot schon bei leichter körperlicher Anstrengung über Wassereinlagerungen, zum Beispiel in den Beinen, bis hin zu plötzlicher Gewichtszunahme oder häufigem nächtlichem Wasserlassen.
Allerdings treten die typischen Krankheitszeichen bei Frauen zu Beginn weniger stark auf, wodurch sich eine Herzinsuffizienz häufig unerkannt ausbreitet.
„Somit leiden weibliche Patientinnen länger unter den genannten Symptomen, was ihre Lebensqualität nachhaltig beeinflusst und in einigen Fällen sogar zu Depressionen führt. Dementsprechend kommt es bei Frauen außerdem häufiger zu einem Krankenhausaufenthalt als bei Männern“, sagt Dr. Walther.
Minimalinvasive Hilfe
Dennoch ist die Prognose der Erkrankung bei weiblichen HI-Patientinnen besser als beim anderen Geschlecht. Als mögliche Erklärung kommen die Ursachen für Herzinsuffizienz bei Männern in Betracht. Da diese hauptsächlich in der mangelnden Durchblutung liegen, steigt das Risiko von dauerhaften Funktionsstörungen wichtiger Organe, was die Lebenserwartung Betroffener reduziert.
„Heutzutage können wir beiden Patientengruppen auch im fortgeschrittenen Stadium helfen. Liegt zum Beispiel ein Herzklappenfehler wie die Mitralklappeninsuffizienz als Ursache der Herzschwäche vor, bietet das katheterbasierte Mitralklappenclipping eine schonende Behandlungsmöglichkeit. Dabei repariert ein Clip die defekte Klappe, reduziert Symptome und steigert die Lebensqualität der Patienten spürbar“, betont Dr. Walther abschließend.
Weitere Informationen erhalten Sie auch direkt unter www.herzklappenhilfe.de