MitraClip - Lebensqualität zurückerlangt

Minimal-invasives Verfahren lässt das Herz wieder kraftvoll arbeiten

Wenn Ursula R. in den letzten Monaten nach Hause kam und noch in der Haustür stehend die Treppe entlang nach oben blickte, stieß sie regelmäßig einen tiefen Seufzer aus. Dabei liegt ihre Wohnung bereits im zweiten Stock. Für eine gesunde 65-Jährige eigentlich keine Herausforderung.

Und dennoch:
Oben angekommen fühlte sie sich stets so als ob sie einen Marathon gelaufen wäre. Sie rang um Luft, war völlig fertig, musste heftig husten und brauchte lange Zeit, um sich zu regenerieren.

Die ehemalige Grafikerin erlitt vor acht Monaten einen Herzinfarkt, den sie dank rascher Hilfe recht gut überstanden hatte. Und sie war voller Hoffnung, dass sie nun ihr Leben mit voller Energie weiterführen konnte.

Doch ihr Kardiologe stellte beim EKG erneut Unregelmäßigkeiten fest.

Seine Vermutung: „Mit den Herzklappen ist etwas nicht in Ordnung.“

Folge des Infarktes.
Nach Röntgen-, Ultraschall- und Katheteruntersuchung kam die Diagnose: Mitralklappeninsuffizienz. Ursula R. war erschrocken und ahnungslos zugleich.

Was ist eine Mitralklappeninsuffizienz?
Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind immer noch Todesursache Nummer eins in den westlichen Industrienationen. Nicht selten liegt das Problem in einer Undichtigkeit der Herzklappen.

Am häufigsten ist die sogenannte Mitralklappeninsuffizienz. Nahezu jeder Zehnte ab 75 Jahren allein in Europa und den USA ist davon betroffen.

Die Hauptaufgabe des Herzens besteht darin, das von der Lunge mit Sauerstoff angereicherte Blut zurück in den Kreislauf zu pumpen. Das Blut wird dabei vom Herz in die Hauptschlagader, auch Aorta genannt, gepumpt.

Von dieser Hauptschlagader gehen alle Gefäße ab, welche nach weiterer Verzweigung den Körper mit Blut versorgen. Damit das Blut, nachdem es einmal in den Körperkreislauf gepumpt wurde, nicht mehr ins Herz zurückfließen kann, befindet sich am Übergang vom Herz zur Hauptschlagader eine Klappe, die sogenannte Aortenklappe, welche nur in einer Richtung durchgängig ist.

Wenn das Herz Blut in den Kreislauf pumpt, geht sie auf und verschließt sich nach jedem Herzschlag wieder, damit das Blut nicht zurück ins Herz fließen kann.

Die Mitralklappe ist ein Ventil, um den Blutfluss im Herzen zu lenken. Dieses Ventil besteht aus einer komplizierten Konstruktion aus zwei Segeln, die ähnlich einem Fallschirm mit Fäden an zwei Muskeln im Herzen angebracht sind, damit sie im richtigen Augenblick den Weg zwischen Vorhof und Herzkammer abdichten können. Dazu müssen sich beide Segel berühren.

Generell geht die Medizin von zwei Hauptursachen für die Mitralklappeninsuffizienz aus: Zum einen kommt der Defekt einer der Bauteile der Mitralklappe in Frage, wie zum Beispiel der Riss einer der Fäden, wodurch sich die Segel nicht mehr berühren und damit die Abdichtung nicht mehr funktioniert.

Zum anderen kann eine fortgeschrittene Herzschwäche nach Herzinfarkt oder einer Herzmuskelentzündung zu einer Vergrößerung des linken Herzens und in der Folge zu einem Auseinanderziehen der Segel führen. Auch hier wäre die Folge, dass sich die Segel nicht mehr treffen und es zu einer Undichtigkeit kommt.

Wie kann eine Mitralklappeninsuffizienz therapiert werden?
Dr. Björn Plicht, leitender Oberarzt am Klinikum Westfalen in Dortmund, empfahl Ursula R. einen minimal-invasiven Eingriff, um ihren Körper so gut wie möglich zu schonen.

Sein Vorschlag: das sogenannte MitraClip-System.
„Dazu wird in Rahmen eines Herzkathetereingriffs eine Klammer, der MitraClip, in die Mitralklappe gesetzt, die die beiden Segel der Klappe wieder so zu einander führt, dass sie sich berühren können. Dadurch wird die Abdichtung wiederhergestellt“, erklärt Dr. Plicht. „Der Clip wird mit Hilfe eines langen Katheters von der Leiste aus durch eine große Vene Richtung Herz geschoben. Das Brustbein muss also nicht geöffnet werden. Die Bewegung des Katheters und des Clips wird dabei via Röntgen und Ultraschall beobachtet. Das Herz schlägt dabei die ganze Zeit, es wird keine Herz-Lungen-Maschine gebraucht.“

Da der Eingriff zwischen einer und drei Stunden dauern kann und der Patient während der ganzen Zeit intubiert ist, findet der Eingriff in Vollnarkose statt.

Für welche Patienten ist das MitraClip-System geeignet?
Laut Dr. Plicht ist das MitraClip-System gerade für Risikopatienten, für die eine konventionelle Operation zu riskant ist, eine echte Alternative. Die Öffnung des Brustkorbes und der Einsatz der Herz-Lungen-Maschine seien schließlich eine enorme Belastung. „Dennoch müssen die anatomischen Begebenheiten stimmen, da nicht jede Veränderung der Mitralklappe mit einem Clip behandelbar ist“, erklärt der Experte.

Wenn zu schwere Defekte der Mitralklappe vorlägen, die Herzklappe aufgrund einer Herzklappenentzündung undicht oder eine Verengung (Mitralstenose) vorhanden sei, könne die Klappe nicht durch einen MitraClip behandelt werden.

Dr. Plicht: „Die Herausforderung besteht darin, den Clip an die richtige Stelle der Herzklappe zu manövrieren. Dabei dürfen die Herzwand oder Strukturen der Herzklappe nicht verletzt werden. Ist der Clip an der richtigen Position, muss überprüft werden, ob eine Verminderung der Undichtigkeit gelungen ist. Wenn nicht, kann der Clip neu positioniert werden. Manchmal ist auch die Implantation von zwei oder drei Clips erforderlich, um ein gutes Ergebnis zu erzielen. Erst, wenn das Ergebnis zufriedenstellend ist und der Clip sicher an den Segeln befestigt ist, wird der Clip endgültig abgelöst und verbleibt nun an der Klappe.“

Bei Ursula R. war der Eingriff ein voller Erfolg. „Ich bin froh und dankbar, dass ich wieder eine wunderbare Lebensqualität habe. Und die Treppe in den zweiten Stock ist für mich jetzt auch kein Problem mehr.“

Aktuelle Studien geben der 65-Jährigen ein zusätzliches gutes Gefühl: Diese attestieren dem MitraClip eine langfristige Haltbarkeit. Und sollte es dennoch wieder einmal zu einer Undichtigkeit kommen, ist die Implantation weiterer Clips möglich. „Und erfolgversprechend“, ergänzt Dr. Pflicht.

Das System ist in etwa 30 Ländern verfügbar. Mehr als 13.500 Patienten wurden bis heute damit behandelt.

Wer gern mehr erfahren möchte, findet weitere Informationen direkt unter www.abbott.de