Kardiologen zeigen aktuelle Herausforderungen in der Herzmedizin auf
Unter dem Motto „Herzmedizin 2023: Entwicklungen und Herausforderungen“ lief die Konferenz im Rahmen der DGK Herztage, die vom 4.-7. Oktober in Bonn stattfanden.
Die jährliche Veranstaltung ist einer der größten kardiologischen Fach-Kongresse in Europa. Die drei Tagungspräsidenten Prof. Joachim Ehrlich (Wiesbaden), Dr. Thomas Schmitz (Essen), Prof. Ulrich Laufs (Leipzig) und DGK-Präsident Holger Thiele (Leipzig) gaben Einblicke in aktuelle Entwicklungen in der Herzgesundheit.
Wann ist ein Vorhofflimmer-Screening sinnvoll und wie ist die Datenlage?
Dieser Frage ging Ehrlich, Tagungspräsident der „Deutschen Rhythmus Tage“ in seinem Vortrag nach. Er verwies auf eine aktuelle Diskussion in der Fachwelt zu dem Thema aufgrund der höchst heterogenen Ausprägung der Krankheit.
In diesem Zusammenhang hob er verschiedene wissenschaftliche Sitzungen im Rahmen des Kongresses hervor, die das Thema mit Einbezug von verschiedenen Aspekten beleuchten, wie: „Wearables“ und „Implantables“, Künstliche Intelligenz und Big Data, oder eine Gegenüberstellung von medikamentöser Behandlung und Katheterablation bei verschieden ausgeprägter Symptomatik.
Über den Siegeszug und die Zukunft der Transkatheter-Aortenklappen-Implantation (TAVI) referierte Schmitz, Tagungspräsident der „AGIKlive“ in seinem Vortrag „20 Jahre TAVI – Was ist erreicht, worin bestehen zukünftige Herausforderungen?“. Ursprünglich wurden nur ältere, schwerkranke Patientinnen und Patienten mit diesem schonenden Verfahren therapiert. Mittlerweile ist es aber so erfolgreich, dass eine der wichtigsten Fragen für Kardiologinnen und Kardiologen sein wird, wer eigentlich nicht damit therapiert werden soll.
Über „Aktuelle Empfehlungen und Innovationen in der Lipidtherapie“ referierte der Tagungspräsident von „Kardiologie Aktuell“ Ulrich Laufs. Noch immer können nur rund 20 % der Hochrisikopatient:innen in die Zielwerte gebracht werden, obwohl mittlerweile effektive Medikamente und Therapien zur Senkung von LDL-Cholesterin zur Verfügung stehen. Daher sieht eine neue Strategie vor, von Anfang an mit einer Kombinationstherapie zu beginnen.
Er empfiehlt überdies, die aktuellen Entwicklungen rund um PCSK9 im Blick zu behalten. In Studien mit Primaten gelingt es bspw. bereits, das für PCSK9 verantwortliche Genom zu modifizieren. Damit wächst erstmals die Hoffnung auf eine funktionierende kurative Therapie auch beim Menschen.
Holger Thiele freute sich, „Neuigkeiten zur Nationalen Herz-Allianz“ (NHA) verkünden zu können. Die Initiative aller großen kardiovaskulären Fachgesellschaften, die noch sein Vor-Vorgänger, der damalige DGK-Präsident Prof. Hugo A. Katus mit auf den Weg brachte, trägt weitere Früchte. In Bayern und Niedersachsen läuft aktuell die VRONI-Studie, bei der im Rahmen der U9-Untersuchungen Kinder auf Familiäre Hypercholesterinämie untersucht werden sollen. Die Maßnahme hat bei Erfolg gute Chancen, in die Regelversorgung aufgenommen zu werden. Jüngst verkündete das Bundesministerium für Gesundheit zudem den Aufbau des neuen Bundesinstituts für Prävention und Aufklärung in der Medizin (BIPAM). Der Schwerpunkt der Arbeit des Instituts soll auf nicht-übertragbaren Krankheiten wie Krebs, Demenz und Herz-Kreislauf-Erkrankungen liegen. Thiele freute sich über die gesteigerte Awareness für letztere in der Gesundheitspolitik: „Früher wurde immer nur Krebs genannt. Allein, dass Herz-Kreislauf-Erkrankungen nun auf einer Ebene mitgenannt werden, ist schon eine ganz wichtige Entwicklung.“
Zu vielen weiteren Maßnahmen, wie Reduktion des Nikotinkonsums, Senkung der Diabetes-Prävalenz oder der Verbesserung der Laien-Reanimationsquote, steht die NHA mittlerweile im engen und vertrauensvollen Austausch mit dem Bundesministerium für Gesundheit.
Weitere Informationen erhalten Sie auch unter https://dgk.meta-dcr.com/ht2023/library/events