„Kunstherz"-Weltrekord
Zum fünfhundertsten Mal wurde am Deutschen Herzzentrum der Charité (DHZC) jetzt ein „Kunstherz“ vom Typ „HeartMate 3“ eingesetzt – und damit öfter als in jeder anderen Klinik weltweit.
Die direkt am Herzen implantierte Kreislaufpumpe bietet Patient:innen mit Herzschwäche im Endstadium eine Therapieoption, wenn eine Transplantation nicht möglich ist oder ein Spenderherz nicht rechtzeitig zur Verfügung steht.
Trägerin des fünfhundertsten am DHZC implantierten „HeartMate 3“ ist Viktorija N. aus Kiew.
Die 33-Jährige leidet seit 10 Jahren an den Folgen einer Herzmuskelentzündung.
Gemeinsam mit ihrer Mutter flüchtete sie im März 2022 aus ihrer attackierten Heimatstadt, lebte ein halbes Jahr in einem Lager und seit Oktober 2022 im Elbe-Elster-Kreis in Brandenburg.
Ihr Zustand verschlechterte sich währenddessen erheblich, Anfang September musste Viktorija N. stationär im DHZC aufgenommen werden. Ihr irreversibel schwer geschädigtes Herz hat eine Pumpleistung von nur noch 17 Prozent.
Durch den Rückstau des Bluts wurde auch ihre Lunge stark in Mitleidenschaft gezogen. Für Viktorija N. käme deshalb derzeit nur eine kombinierte Herz-Lungen-Transplantation in Frage.
Mit der Entlastung des Lungenkreislaufs durch die mechanische Kreislaufpumpe hoffen die DHZC-Ärzt:innen nun auf eine Erholung der Lunge, so dass ihre Patientin „nur“ noch ein Spenderherz benötigen würde.
Mechanische Kreislaufunterstützungssysteme zur langfristigen Anwendung werden von Mediziner:innen als „Ventricular Assist Devices (VAD)“ bezeichnet, im allgemeinen Sprachgebrauch häufig auch als „Kunstherz“, auch wenn dieser Begriff medizinisch nicht korrekt ist, da bei der Implantation das erkrankte Herz nicht ersetzt wird.
Ein VAD besteht aus einer rotierenden Pumpe, die bei einer Operation direkt an der Herzkammer angeschlossen und über einen Schlauch mit der Hauptschlagader, der Aorta, verbunden wird.
Die Pumpe wird über ein etwa fünf Millimeter dickes Kabel – die sogenannte „Driveline“ – mit der Steuereinheit und den Batterien außerhalb des Körpers verbunden, die der Patient oder die Patientin in einer kleine Tasche oder einem Rucksack mit sich trägt.
VAD werden in den vielen Fällen zur Überbrückung der Wartezeit auf ein Spenderherz eingesetzt. Sie können aber auch als dauerhafte Therapie angewendet werden, wenn eine Transplantation aus medizinischen Gründen nicht möglich ist oder von dem/der Patient:in nicht gewünscht wird.
Häufigste Komplikationen beim Einsatz mechanischer Kreislaufpumpen sind Infektionen an der „Driveline“ oder eine fortschreitende Verschlechterung der Herzleistung der – nicht unterstützten – rechten Herzkammer.
Die meisten Patient:innen mit einem VAD können aber ein weitgehend normales und aktives Leben führen, ihrem Beruf nachgehen und Sport treiben. Einige Menschen leben bereits seit mehr als zehn Jahren mit einer künstlichen Kreislaufpumpe.
Das System „HeartMate 3“ ist das derzeit modernste VAD weltweit. Der Rotor dieses Pumpsystems wird durch Magnetkräfte zum „Schweben" gebracht. So kann die Schädigung des durch die Pumpe strömenden Blutes minimiert werden.
Das DHZC gehörte 2014 zu den weltweit ersten Anwendern des Systems. Mit insgesamt über 3700 Implantationen verschiedener Systeme betreibt das Zentrum das größte Programm für mechanische Kreislaufunterstützung weltweit.
Prof. Dr. med. Evgenij Potapov, Oberarzt der DHZC-Klinik für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie und Leiter des Programms, zählt zu den international erfahrensten Spezialisten seines Fachgebiets. Die Implantation bei Viktorija N. unter seiner Leitung verlief ohne Komplikationen, die junge Frau erholt sich bisher sehr gut.
„Wir freuen uns, als erstes Zentrum weltweit die Marke von 500 implantierten ‚Heartmate 3‘ erreicht zu haben“, sagt Prof. Dr. med. Volkmar Falk, Ärztlicher Direktor des DHZC: „Sie steht für die hohe Expertise unserer Teams und unseren jahrelangen, fachübergreifenden Einsatz zur fortlaufenden Verbesserung dieser Therapieoption für Menschen mit Herzinsuffizienz im Endstadium.“
Quelle:
Deutsches Herzzentrum der Charité - Campus Virchow-Klinikum - www.dhzc.charite.de