Trockene Haut ist weiter verbreitet als gedacht
Fast ein Drittel aller Erwachsenen in Deutschland leidet unter trockener Haut.
Da diese die Entstehung von Hautkrankheiten begünstigen kann, sollte betroffene Haut konsequent gepflegt werden.
Aufklärungskampagnen am Arbeitsplatz könnten helfen, möglichst viele Betroffenen zu erreichen.
Viele Menschen kennen das: Die Haut spannt, juckt und fühlt sich rau an. Manchmal schuppt sie und es können sich kleine Risse bilden, die sich schmerzhaft entzünden.
Diese Beschwerden sind auf eine übermäßig trockene Haut (Xerodermie) zurückzuführen. Vor allem Hände und Füße, aber auch Unterschenkel und Unterarme – also die Regionen, die wenige Talgdrüsen aufweisen – sind bevorzugt betroffen.
Neben typischen Symptomen wie Schuppungen und Rötungen, die oft mit einem Gefühl der Spannung, mit Juckreiz und Brennen einhergehen, kann es in schwereren Fällen zu Einschränkungen der Hautfunktion kommen. Diese verliert ihre Elastizität und ihre Barrierefunktion, denn durch kleine Risse in der Oberhaut können reizende und allergieauslösende Substanzen in tiefe Hautschichten eindringen.
Dies kann zu Entzündungen führen und begünstigt die Entstehung von Allergien.
Schutzschild für die Haut
Bereits die Ursache für trockene Haut liegt in der Regel in einer geschwächten Hautbarriere. Unsere Hautbarriere wird von der obersten Schicht der Oberhaut (Epidermis) gebildet (Abbildung 1). In der Hornschicht (Stratum corneum) liegen normalerweise 15-20 Schichten von Hornzellen (Korneozyten) übereinander, die in den wasserabweisenden Talg eingebettet sind und somit einen natürlichen Verdunstungsschutz darstellen.
Die säulenartig angeordneten Hornzellen entstehen aus hornbildenden Zellen (Keratinozyten), die die Hornsubstanz (Keratin) bilden. Auf ihrer Wanderung von der tiefer gelegenen Basalschicht verhornen die Keratinozyten immer stärker und sterben dabei ab, bis sie als tote Hornzellen die Hautbarriere bilden.
Die Keratinfasern werden durch das Protein Filaggrin quervernetzt und dadurch stabilisiert. Ein angeborener Defekt der Filaggringene führt deshalb in der Regel zu trockener Haut und ist ein wesentlicher Risikofaktor für die Entstehung von atopischer Dermatitis (Neurodermitis), einer chronischen Hautentzündung, die mit starkem Juckreiz einhergeht. Aber auch ständige Hautreizungen, die Einnahme bestimmter Medikamente oder manche Krankheiten können die Hautbarriere schwächen.
Freiwilliges Hautscreening in deutschen Unternehmen
Sehr trockene Haut ist ein Symptom verschiedener Hautkrankheiten wie der Schuppenflechte (Psoriasis) und der atopischen Dermatitis. Dabei lassen sich allerdings – wie das Beispiel der atopischen Dermatitis zeigt – Ursache und Wirkung nicht immer gut voneinander trennen, denn trockene Haut ist wiederum anfällig für Infektionen und begünstigt die Entstehung von chronischen Entzündungen.
Aus diesem Grund ist es sinnvoll, trockener Haut frühzeitig mit einer angemessenen Feuchtigkeitspflege entgegenzuwirken. Dies lindert nicht nur die Beschwerden wie Juckreiz und Spannungsgefühl, sondern stärkt auch gleichzeitig die Hautbarriere.
Während bei Kindern und alten Menschen eher an die Notwendigkeit einer guten Hautpflege gedacht wird, sind sich viele Menschen im mittleren Alter nicht bewusst, wie wichtig diese ist.
Eine Gruppe deutscher und schweizerischer Hautärzte hat deshalb ein großangelegtes Hautkrebsscreening, das an 343 deutschen Firmen angeboten wurde, genutzt, um sich einen Überblick darüber zu verschaffen, wie viele Menschen hierzulande an trockener Haut leiden und mit welchen Hautkrankheiten diese gemeinsam auftritt.
Im Rahmen des freiwilligen Screenings wurde die gesamte Haut von einem Hautarzt untersucht und ein Hauttyp bestimmt, daneben wurden Alter, Geschlecht, Allergien sowie atopische Krankheiten – hierzu gehören atopisches Ekzem, allergisches Asthma und Heuschnupfen – dokumentiert. Insgesamt nahmen 48.630 berufstätige Personen im Alter von 16 bis 70 Jahre teil, wobei Männer und Frauen in etwa gleich stark vertreten waren.
Trockene Haut ist weit verbreitet
Von den untersuchten Personen wiesen 14.300 und damit immerhin rund 30 Prozent Anzeichen von trockener Haut auf. Männer und Frauen unterschieden sich dabei nicht wesentlich.
Dagegen zeigte sich eine klare Altersabhängigkeit mit nur 16,7 Prozent Betroffenen in der Gruppe der 16-19jährigen und mehr als doppelt so vielen (38,4%) in der Gruppe der 60-70jährigen.
Dies bestätigt Daten aus Altenheimen, wonach je nach Untersuchung mehr als die Hälfte bis fast jeder Heimbewohner an trockener Haut leidet.
Das Hautscreening zeigte ebenfalls, dass Personen, die trockene Haut aufwiesen, deutlich häufiger an bestimmten Hautkrankheiten litten, als Personen ohne trockene Haut (Abbildung 2).
Dazu zählten insbesondere Hautreizungen der Achseln (axilläre Dermatitis), das atopische, seborrhoische und das Austrocknungsekzem, Schuppenflechte sowie Warzen der Fußsohle. Außerdem waren mehr Menschen mit trockener Haut allergisch gegen Pollen, Hausstaubmilben oder Tierhaare.
Die Ergebnisse zeigen, dass trockene Haut ein sehr häufiges Phänomen ist und oft gemeinsam mit verschiedenen Hautkrankheiten vorkommt. Aufklärungskampagnen am Arbeitsplatz könnten helfen, viele Menschen zu erreichen und ihnen zu vermitteln, wie wichtig eine gute Hautpflege ist.
Quellen:
M. Augustin et al. Prevalence, predictors and comorbidity of dry skin in the general population. J. Eur. Acad. Dermatol. 2019; 33, 147.
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