Sonne tanken für den Kinderwunsch

Wie sich Vitamin D auf die Fruchtbarkeit auswirkt

Es gibt viele Gründe, raus an die frische Luft zu gehen: Wer sich draußen aufhält und bewegt, regt nicht nur Kreislauf, Stoffwechsel sowie Durchblutung an, sondern ist auch glücklicher und ausgelassener. Gleichzeitig nehmen Menschen während ihres Aufenthalts im Freien über ihre Haut Sonnenlicht auf, das der Körper zur Produktion von Vitamin D benötigt.

Das Vitamin unterstützt das Immunsystem, ist zur Bildung der Knochensubstanz notwendig und stärkt auch die Muskeln.

„Gleichzeitig spielt das Sonnenvitamin eine wichtige Rolle für den Kinderwunsch. Viele Studien belegen, dass Frauen schneller schwanger werden, wenn ihr Vitamin-D-Spiegel hoch genug ist. Deshalb werden auch so viele Frauen im Oktober schwanger – in diesem Monat ist der Spiegel durch die Sommersonne am höchsten“, berichtet Dr. med. Heidi Gößlinghoff, Frauenärztin und Kinderwunschexpertin.

Sie erklärt, warum eine adäquate Vitamin-D-Versorgung für Frauen mit Kinderwunsch und Schwangere so wichtig ist und wie sich ein Mangel auswirken kann.

Fetus vom Vitamin-D-Spiegel der Mutter abhängig

Unter Vitamin D wird eine Gruppe fettlöslicher Vitamine zusammengefasst, die zu den Secosteroiden gehören. Ihre Hauptaufgabe liegt in der Knochenmineralisation. Sie fördern also die Bildung und Reifung von Knochenstammzellen sowie die Aufnahme von Calcium und Phosphat – die wiederum zur Stabilität der Knochen beitragen.

Zudem ist Vitamin D an vielen Stoffwechselprozessen beteiligt und beeinflusst auch die Steuerung von Genen. Damit alle lebenswichtigen Funktionen im Körper stattfinden können, müssen Menschen Vitamine über die Nahrung aufnehmen.

Lebensmittel versorgen uns allerdings nur zu 10 bis 20 Prozent mit Vitamin D – 80 bis 90 Prozent bildet der Organismus über Sonnenlicht, genauer UV-B-Strahlung, selbst in der Haut.

Deshalb wird es häufig auch Sonnenvitamin genannt. „Darüber hinaus besitzen auch Eierstöcke, Plazenta und das fetale Gewebe Vitamin-D-Rezeptoren. Dies deutet bereits auf die Bedeutung von Vitamin D auf den Kinderwunsch und in der Schwangerschaft hin“, sagt Dr. Gößlinghoff

Er ergänzt: „Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Aufnahmefähigkeit der Gebärmutterschleimhaut durch Vitamin D positiv beeinflusst wird. Zudem wirkt es sich sowohl auf das Eindringen der aus der Plazenta stammenden Trophoblasten – Nährzellen für den Embryo – in den mütterlichen Uterus als auch die Gefäßneubildung aus. Beide stellen kritische Prozesse für das Einnisten des befruchteten Eis dar.“

Auch die Entwicklung des fetalen Skeletts und des Gehirns sowie die Reifung des Immunsystems hängen von einer adäquaten Vitamin-D-Versorgung ab. Da der Fetus das Vitamin im Mutterleib noch nicht selbst bilden kann, ist er von dem Vitamin-D-Spiegel der Mutter abhängig.

Mangel erhöht Risiko für Fehlgeburten

Als ideal gelten Vitamin-D-Werte über 30 Nanogramm Vitamin D pro Milliliter Blut – Schwangere sollten jedoch einen Wert von über 50 anstreben. Bei unter 20 Nanogramm sprechen Ärzte von einem Mangel.

„Zum Problem kann ein Vitamin-D-Mangel besonders bei Frauen mit polyzystischen Ovarien werden. Das sind Eierstöcke, bei denen sehr viele kleine Eizellbläschen vorhanden sind. Diese reifen aber nicht richtig, der Eisprung bleibt aus. Es kommt zu Hormonverschiebungen und verlängerten Zyklen. Diese Erscheinungsform der Eierstöcke nennt man PCO-Syndrom. Und ein unbehandeltes PCO-Syndrom lässt die Chancen auf eine Schwangerschaft stark sinken. Studien zeigen, dass bei Frauen, die von einem PCO-Syndrom betroffen sind, oft ein Vitamin-D-Mangel vorliegt“, erklärt die Frauenärztin.

Auch in der Schwangerschaft kann der Mangel zu verschiedenen Risiken für Mutter und Kind führen

. Beispielsweise beeinflusst das Sonnenvitamin die immunologische Stoffwechsellage so, dass sich das Risiko für eine Frühgeburt erhöht. Außerdem steigert ein Vitamin-D-Mangel auch das Risiko für Schwangerschaftsdiabetes und Bluthochdruck. Für die werdende Mutter bringt eine dauerhafte Unterversorgung zusätzliche Risiken wie Osteoporose mit sich.

„Die Einnahme von Vitamin D bei einem Mangel stellt eine effektive Methode dar, um die Versorgung von Frauen mit Kinderwunsch, Schwangeren und die der Föten zu verbessern. Deshalb ist sie durchaus sinnvoll. Da Vitamin D im Körper gespeichert werden kann, ist es auch ratsam, den Wert vor und während der Einnahme zu bestimmen“, berichtet Dr. Gößlinghoff.

Von März bis Oktober draußen den Speicher auffüllen

Symptome wie Müdigkeit, Erschöpfung und Abgeschlagenheit, Infektanfälligkeit, Kopfschmerzen, Stimmungsschwankungen oder auch Haarausfall können auf einen Vitamin-D-Mangel hinweisen.

„Die häufigste Ursache eines Mangels stellt fehlendes Sonnenlicht dar. Gerade im Winter leiden viele Menschen darunter – wenn die Sonne selten zu sehen ist und tief am Himmel steht, reicht das Licht nicht zur Bildung des Sonnenvitamins aus und der Vitamin-D-Spiegel im Körper sinkt. Schaffen es Menschen im Sommer nicht, ihren eigenen Speicher aufzufüllen, entsteht solch ein Mangel“, so die Frauenärztin.

Deshalb gilt es zwischen März und Oktober mindestens zwei- bis dreimal in der Woche an die frische Luft zu gehen und dabei ruhig Hände und Gesicht kurzfristig unbedeckt der Sonne auszusetzen.

Und auch in den Wintermonaten helfen Spaziergänge und Aktivitäten bei Tageslicht – auch wenn in dieser Zeit weniger Vitamin D gebildet wird als im Sommer.

Wer nicht einschätzen kann, ob eventuell ein Mangel vorliegt, kann dies mit einem Test bestimmen – beim Hausarzt oder auch zu Hause über Produkte verschiedener Anbieter. „Da auch eine Überdosierung – vor allem bei Schwangeren – ebenfalls verhindert werden wollte, ist die Durchführung eines Tests von Zeit zu Zeit ratsam“, sagt Dr. Gößlinghoff abschließend. 

Weitere Informationen unter www.leichter-schwanger-werden.de