Aus dem Gleichgewicht
Ursachen, Symptome & Therapien bei Schwindel
Wer unter Schwindel leidet, gehört längst nicht mehr zu den Einzelfällen.
Jeder vierte Deutsche hatte in seinem Leben bereits schon mal das Gefühl von Schwindel. In der Regel geht dieses schnell vorüber.
Doch in einigen Fällen bleiben Beschwerden.
„Bei wiederkehrenden Schwindelproblemen liegen häufig bestimmte Erkrankungen im Innenohr oder Störungen des Gleichgewichtszentrums im Gehirn zugrunde. Aber auch psychische Leiden kommen infrage“, erklärt Dr. Bodo Schiffmann, Schwindelexperte, HNO-Arzt und Leiter der Schwindelambulanz Sinsheim.
Komplexes Krankheitsbild
Schwindel zeigt sich in den unterschiedlichsten Formen, beispielsweise nach zu wenig Schlaf oder körperlicher Anstrengung. Dieser ist meist harmlos und auch nur von kurzer Dauer.
„Hinter einer mit Dreh- oder Schwankschwindel gekennzeichneten Attacke, die von wenigen Sekunden bis zu mehreren Stunden andauert, versteckt sich oftmals der sogenannte Lagerungsschwindel“, weiß Dr. Schiffmann.
Er setzt kurz nach einer Bewegung des Kopfes ein, wie beim Schuhezubinden oder beim Blick nach oben. In dieser Zeit lösen sich Ohrsteinchen, sogenannte Otolithen, aus ihrer Halterung, lagern sich in den Bogengängen des Innenohrs ab und führen zu Reizungen, die diese Schwindelattacke verursachen.
Leiden Patienten unter einem anfallartigen Schwindel in Begleitung mit Kopfschmerzen, kann sich dahinter die basiläre Migräne verbergen.
Sie zeigt sich häufig durch eine visuelle Wahrnehmungs- oder Gefühlsstörung, sprich: Betroffene klagen über Lichtempfindlichkeit und nehmen Gerüche stärker wahr.
Als Grund sehen Mediziner eine kurzzeitig verkrampfte Arterie, die den Hirnstamm versorgt.
Ohne körperliche Ursachen tritt hingegen der phobische Schwankschwindel auf.
Leidtragende erleben ihn häufig als Unsicherheit oder Benommenheit beim Gehen. Er entsteht in Situationen, die typische Angstauslöser für Patienten darstellen – in engen Räumen, auf Brücken oder bei Menschenansammlungen – und ist nicht mit der Agoraphobie zu verwechseln, also muss nicht zwangsläufig eine Angststörung dahinterstecken.
Gleichgewichtstraining unverzichtbar
Wie die Behandlung im Einzelnen aussieht, richtet sich nach der Ursache des Schwindels. Bei einem harmlosen Lagerungsschwindel helfen bestimmte Bewegungsübungen, sogenannte Befreiungsmanöver, verirrte Kristalle wieder an die richtige Stelle zu befördern.
„Übungen können Betroffene nach Absprache mit dem behandelnden Arzt ganz einfach selbst zu Hause durchführen“, erklärt der Schwindelexperte.
Leiden Patienten unter einer basilären Migräne, lassen sich die Attacken wie bei einer klassischen Migräne mit Medikamenten, regelmäßigem Schlaf-Wach-Rhythmus, effektivem Stressabbau sowie Sport eindämmen.
Aber auch Akupunktur oder Kinesio-Tapes vermindern das unangenehme Drehgefühl.
Komplexer zeigt sich das Beschwerdebild bei einem Angstschwindel. Hier greifen Mediziner meist auf Akupunktur, Biofeedback, autogenes Training oder konservative Therapiemaßnahmen wie Manualtherapie zurück.
„Als unverzichtbar für die Behandlung jeglicher Schwindelformen gilt jedoch regelmäßiges Gleichgewichtstraining“, weiß Dr. Schiffmann und betont: „Bereits einfache Übungen für zu Hause stärken das Gleichgewichtssystem und kurbeln den Heilungsprozess an.“
Betroffene setzen sich dazu mit geschlossenen Augen auf einen Drehstuhl (mit Rückenlehne), drehen sich einmal im Kreis und halten abrupt an. Hierbei entstehen leichte Schwindelgefühle, die sich bei täglicher Anwendung mit der Zeit verbessern.
Treten Beschwerden allerdings erneut auf, halten länger an oder sind sehr ausgeprägt, sollten deren Ursachen immer von einem Arzt abgeklärt werden.
Weitere Informationen unter www.schwindelambulanz-sinsheim.de