Hypersensibilität – besser handeln
Heulattacken, Wutausbrüche oder ständiges Zurückziehen…
Wenn Mitmenschen oft sehr emotional reagieren oder mit Stress nicht gut umgehen können, fragt man sich: Ist das mitfühlend oder doch schon hypersensibel?
Letzteres ist gar nicht so unwahrscheinlich, denn heute geht man davon aus, dass jeder fünfte Mensch hoch- oder hypersensibel ist.
Die amerikanische Psychologin Elaine Aron, die den Begriff der Hypersensibilität geprägt hat, hat festgestellt, dass die Gehirne von hypersensiblen Menschen ein wenig anders funktionieren: Ihre Intuition ist intensiver, jedes noch so kleine Detail fällt ihnen auf.
Viele hochsensible Personen sind sehr kreativ, musikalisch oder künstlerisch begabt und bei ihren Mitmenschen aufgrund ihrer Einfühlsamkeit sehr beliebt.
Doch das hat auch seine Schattenseiten:
Oft kommt es bei ihnen schnell zu einer Reizüberflutung oder Ängsten, vor allem bei Kindern.
Erwachsenen Hypersensiblen fällt es schwer, etwas abzulehnen oder Entscheidungen zu treffen, da sie nichts falsch machen möchten.
Neueste Erklärungsversuche gehen davon aus, dass bei Hypersensiblen Personen (HSPs), mehr Reize vom Thalamus ans Bewusstsein weitergeleitet werden als bei anderen Menschen.
Diese Theorie passt auch zum erhöhten Cortisolspiegel, der häufig bei HSPs im Blut festgestellt wird.
Da nicht so viele unnötige Reize herausgefiltert werden, können HSPs mit Lärm, Stress oder großen Menschenmengen schlecht umgehen. Da solche Situationen leider nicht immer unvermeidbar sind, können sie auch zu körperlichen Symptomen führen:
Migräne, Arrhythmien, Schwindel oder Tinnitus und Verdauungsbeschwerden sind typische Begleiterscheinungen hypersensibler Personen.
Chronischer Stress kann zu Herz-Kreislauf-Problemen, Magengeschwüren, Depressionen oder Schlafstörungen führen.
Dünnhäutig
Oft kommt es vor, dass HSPs auf gewöhnliche Hautpflegeprodukte bzw. deren Inhalts- oder vor allem Duftstoffe reagieren.
Daher sollten sie lieber zu Pflegeprodukte mit möglichst wenigen, naturbelassenen Inhaltsstoffen greifen und auf künstliche Zusätze in Kosmetik – und auch in der Nahrung – weitgehend verzichten.
Reizdarm & Co.
Auch im Verdauungstrakt reizen künstliche Stoffe die sowieso schon empfindliche Schleimhaut von Magen und Darm noch mehr.
Oft leiden HSPs auch unter Reizdarm, Glutenunverträglichkeit oder neigen zu Magengeschwüren.
Liegen keine Allergien vor, kann eine HSP gerne essen, was ihr bekommt. Empfohlen werden ballaststoffreiche, vorwiegend pflanzliche Nahrungsmittel.
Das einzige Genussmittel, von dem Hochsensiblen generell abgeraten wird, sind koffeinhaltige Nahrungsmittel.
Wirkt Kaffee im Normalfall durch eine Ausschüttung des Neurotransmitters Dopamin aufputschend, so wird dadurch bei Hypersensiblen die überreizte Wahrnehmung noch weiter verstärkt.
Kopfschmerzen? Kein Wunder!
Durch die überaktive Wahrnehmung wird das Gehirn von HSPs so stark beansprucht, dass es häufiger zu Migräneattacken kommen kann1.
Neben Entspannungstraining können auch entspannende Öl-Massagen, beruhigende Pflanzenextrakte in Tee oder Tablettenform sowie Bachblüten oder andere naturheilkundliche Therapien solchen Migräneattacken vorbeugen.
Was tun, wenn alles zu viel wird?
Wichtig sind Rückzugsmöglichkeiten zu Hause (vor allem für Kinder) und auf der Arbeit. Lehrer, Erzieher und Kollegen sollten Bescheid wissen, damit sie besser mit den HSP umzugehen lernen.
Manchen HSPs fällt es leichter, mit Kopfhörern zu arbeiten. Vielen hilft es, Meditationstechniken zu lernen oder eine Sportart zu finden, die einen zur Ruhe kommen lässt, wie Bogenschießen oder Schwimmen.
Quelle:
medicalpress