Süßstoffkonsum ist nicht mit einem erhöhten Sterblichkeitsrisiko verbunden
Menschen, die täglich mit Süßstoff gesüßte Erfrischungsgetränke trinken, haben laut einer von Amy Mullee et al. veröffentlichten Beobachtungsstudie ein um den Faktor 1,26 erhöhtes Sterblichkeitsrisikio.
Die Studie „Zusammenhang zwischen Softdrinkkonsum und Mortalität in zehn europäischen Ländern“ erregt derzeit mediales Aufsehen, trotz zahlreicher Schwächen, auf die die irische Autorin selbst hinweist.
„Angesichts des Studiendesigns ist es nicht möglich, eine Kausalität zwischen dem Konsum von Erfrischungsgetränken und der Mortalität herzustellen. Zudem weisen wir darauf hin, dass die beobachteten Zusammenhänge auch auf einer Vermischung verschiedener Faktoren beruhen können“. Zudem greift ein ausschließliches Festmachen des Sterblichkeitsrisikos am Süßstoffkonsum deutlich zu kurz.
BMI, Rauchen und Bildung beeinflussen die Lebenserwartung – nicht aber der Konsum von mit Süßstoff gesüßten Erfrischungsgetränken
Beobachtungsstudien weisen – wie der Name bereits verlauten lässt – Beobachtungen auf, jedoch keine Kausalitäten. Konkret bedeutet dies, dass die Studie einen Zusammenhang zwischen dem Konsum von süßstoffhaltigen Erfrischungsgetränken und dem Sterberisiko beobachtet hat, aber nicht nachweist, dass dieser ursächlich dafür ist.
Die Autoren der Studie weisen unter anderem darauf hin, dass die beobachteten Personen, die mit Süßstoff gesüßte Erfrischungsgetränke konsumieren, überdurchschnittlich oft einen erhöhten BMI aufweisen, rauchen und der bildungsfernen Bevölkerung zuzuordnen sind. Übergewicht, Tabakkonsum oder das Bildungsniveau korrelieren nachweislich mit der Sterblichkeitsrate – allerdings völlig unabhängig von einem etwaigen Süßstoffkonsum.
Ein weiterer Faktor, der die Studienergebnisse verzerrt, ist zum Beispiel, dass die Ausgangsdaten der Studie, aus den Jahren 1992 bis 2000, mit Ereignissen, die sich 20 Jahre später zugetragen haben, verglichen wurden. Es könnte also sein, dass sich der Lebensstil einzelner Probanden nach der Datenaufnahme zwischen 1992 und 2000 drastisch verändert hat, was wiederum Einfluss auf deren Sterblichkeit haben würde.
Des Weiteren gibt es keinen wissenschaftlichen Beweis, der den in der MulleeStudie vermuteten Zusammenhang zwischen dem Konsum von Süßstoffen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen belegt. Im Gegenteil: Zahlreiche Studien zeigen, dass Süßstoff keinen negativen Einfluss auf Risikofaktoren wie einen erhöhten Blutdruck oder Blutzuckerspiegel haben.
Eine aktuelle wissenschaftliche Studie von Malik et al. weist darauf hin, dass das Ersetzen von zuckerbasierten durch süßstoffbasierte Getränke mit einem um 4% niedrigeren Risiko für die Gesamtmortalität verbunden ist. Diese Feststellung legt nahe, dass das Ersetzen von zuckerhaltigen Lebensmitteln durch süßstoffbasierte gesundheitliche Vorteile bringen kann.
Süßstoffe zählen zu den am häufigsten und besten kontrollierten Lebensmittelzusatzstoffen weltweit. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA), das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) in Deutschland, die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (Ages) in Österreich und und das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) in der Schweiz, bestätigten wiederholt die absolute Unbedenklichkeit aller hierzulande zugelassenen Süßstoffe.
Weitere Informationen und Quellen:
http://www.fao.org/food/food-safety-quality/scientific-advice/jecfa/en/
http://www.efsa.europa.eu/en/topics/topic/sweeteners
Malik et al.: Süßstoffbasierte Getränke senken das Sterblichkeitsrisiko um 4%
Malik et al. Long-Term Consumption of Sugar-Sweetened and Artificially Sweetened Beverages and Risk of Mortality in US Adults. Circulation. 2019 April 30;139(18):2113–2123. DOI: 10.1161/CIRCULATIONAHA.118.037401