Was hat Eisen mit dem Winterblues zu tun?
... Prof. Nielsen beantwortet Fragen zum Thema Eisenversorgung
Schlapp, müde und antriebslos: mit dem Herbst kommt oft die große Müdigkeit.
Doch woher kommt das und was hat das Spurenelement Eisen damit zu tun?
Das erklärt Eisenexperte Prof. Nielsen im Interview.
Wieso fühlen wir uns im Winter oft so müde?
„Wenn die Tage kürzer und die Nächte länger werden, setzt langsam die Wintermüdigkeit ein. Ein Grund ist das fehlende Tageslicht in Herbst und Winter, denn bei allen Lebewesen tickt eine innere Uhr nach den Jahreszeiten.
Das Hormon Melatonin wird normalerweise erst abends ausgeschüttet und sorgt für eine gesunde Müdigkeit und einen tiefen Schlaf.
Fehlt nun im Winterhalbjahr genügend Licht, bleibt der Melatonin-Spiegel im Blut auch tagsüber hoch. Das hat als Folge eine ständige Müdig- und Antriebslosigkeit, die sowohl Arbeitswelt und Freizeit beeinflussen können.
Bei vielen Menschen trübt sich bei geringer Lichteinstrahlung die Stimmung ein bis hin zu einer ausgeprägten Wintermelancholie oder Winterdepression. Gerade in der dunklen Zeit sollte man Aktivitäten im Freien suchen wie z.B. Spazierengehen.
Aber auch organische Beschwerden können auftreten.
Hier empfiehlt sich ein Arztbesuch, bei dem dann im Rahmen einer Blutuntersuchung eine mögliche Mangelerscheinung entdeckt werden kann.“
Was fehlt dem Körper dann?
„Das ist zum einen ein Vitamin D-Mangel. Dieses Vitamin kann in der Haut gebildet werden, wenn ausreichend Sonneneinstrahlung gegeben ist. In den letzten Jahren hat sich aber herausgestellt, dass die Sonneneinstrahlung in nördlichen Breiten zu gering ist, um Menschen in Deutschland ausreichend mit Vitamin D zu versorgen.
Vitamin D ist wichtig für die Calciumversorgung und damit für die Knochendichte, scheint aber viele weitere Funktionen auch in Nervenzellen zu haben, die wir teilweise noch nicht kennen.
Eine Ergänzung mit Vitamin D wird bei nachgewiesenem Mangel unbedingt empfohlen.
Gleiches gilt auch für Eisenmangel, der in entwickelten Ländern in den bekannten Risikogruppen (menstruierende Frauen, Kinder im Körperwachstum, Vegetarier, Blutspender etc). häufig vorkommt. In diesen Risikogruppen reicht die Aufnahme von Eisen mit der Nahrung häufig nicht aus, den individuell vorhandenen Eisenbedarf ausreichend zu decken.“
Wozu benötig der Körper Eisen?
„Im Stoffwechsel spielt das essentielle Spurenelement Eisen eine zentrale Rolle. So bildet es das aktive Zentrum des roten Blutfarbstoffes Hämoglobin, des Sauerstofftransporters in den roten Blutkörperchen. Ohne Eisen kann der Körper kein Hämoglobin bilden und ohne Hämoglobin kann der Sauerstoff nicht zu den einzelnen Körperzellen gebracht werden.
Weitere 100 Proteine im Körper brauchen Eisen als wichtigen Baustein, sodass praktisch alle Stoffwechselfunktionen in allen Zellen und Organen von Eisen abhängig sind. Sobald einer dieser Komponenten vermindert ist, wird die Zellarbeit verlangsamt, was als Müdigkeit wahrgenommen wird.
Vor diesem Hintergrund ist es klar, dass in so einem Fall auch ausgiebiges Schlafen nicht ausreicht und dass gleichzeitig die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit massiv abnimmt. Betroffene fühlen sich beruflich und privat schnell überfordert und in weiterer Folge deprimiert.
Mediziner sprechen im Zusammenhang mit ständiger Müdigkeit im Fachjargon mitunter vom sogenannten „Fatigue Syndrom“.“
Wie kann man den Eisenmangel beheben?
„Wer von solcher ausgesprochenen Müdigkeit betroffen ist und zudem zu den bekannten Risikogruppen für Eisenmangel zählt, sollte sich durch eine Blutuntersuchung auf Eisenmangel prüfen lassen, um den eigenen Hämoglobin- und den Serum-Ferritinwert ermitteln zu lassen. Wird ein Eisenmangel festgestellt, können die Symptome durch eine orale Eisenmedikation leicht behoben werden.“
Oft hört man von zweiwertigem Eisen und dreiwertigem Eisen – Was ist da der Unterschied?
„Der Aufnahmemechanismus von Eisen im menschlichen Darm gilt als weitgehend geklärt. Für eine gute Eisenversorgung ist bei Lebensmitteln nicht nur die enthaltene Eisenmenge entscheidend, sondern auch unterschiedliche Eisenverbindungen.
Man unterscheidet zwischen 2-wertigem Eisen aus tierischen und 3-wertigem Eisen aus pflanzlichen Lebensmitteln. Während 2-wertiges Eisen vom Körper gut aufgenommen werden kann, ist 3-wertiges Eisen sehr viel schlechter verfügbar. Daher muss man zum Beispiel als Vegetarier noch stärker auf eine gezielte Eisenversorgung achten.“
Eisen muss mit Vitamin C aufgenommen werden – ein Mythos?
„Vitamin C kann die Aufnahme von pflanzlichem Eisen etwas verbessern, was eine wichtige Information für Vegetarier ist. Bei der Aufnahme von zweiwertigem Eisen aus Fleischprodukten oder aus pharmazeutischen Eisenpräparaten spielt Vitamin C jedoch keine bedeutende Rolle.“