Sommer, Sonne, Kreislaufbeschwerden?

Fünf Fragen an den Kardiologen

Schießt die Anzeige des Thermometers in den heißen Monaten in die Höhe, bedeutet das eine erhebliche Zusatzleistung für das Herz-Kreislauf-System. Menschen, die sensibel auf diese Temperaturen reagieren, klagen oftmals über Augenflimmern, Schwindel, Kopfschmerzen oder Übelkeit. Im schlimmsten Fall kommt es zu einem Hitzschlag, der lebensbedrohlich werden kann.

Warum hohe Temperaturen auf den Kreislauf gehen und welche Sofortmaßnahmen helfen, weiß Dr. Sebastian Grünig, Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie von radprax Wuppertal, und gibt darüber hinaus wertvolle Tipps – auch für Herzpatienten –, um die warme Jahreszeit unbeschadet zu überstehen.  

Warum kommt es vor allem im Sommer zu Kreislaufproblemen?
„Um die körpereigene Wärme besser abzugeben, weiten sich bei steigenden Außentemperaturen die Blutgefäße. Dadurch versackt allerdings sauerstoffreiches Blut in den Arterien, worunter vor allem lebenswichtige Organe wie beispielsweise das Gehirn, das von einer kontinuierlichen Blutversorgung abhängt, leiden. Eine Gegenregulation der Beinvenen hebt das Problem bei gesunden Personen binnen weniger Sekunden wieder auf. Für Menschen mit einem niedrigen Blutdruck, auch Hypotonie genannt, wird die Hitze jedoch schnell zur Belastungsprobe. In seltenen Fällen verbergen sich hinter Kreislaufproblemen schwerwiegende Erkrankungen.“  

Welche Sofortmaßnahmen helfen?
„Wem ‚schwarz vor Augen‘ wird oder wer sich schwindelig fühlt, sollte sich am besten hinlegen und die Beine hochlagern. Auf diese Weise fließt das Blut zurück in die Körpermitte und hilft dem Kreislauf in Schwung zu kommen. Daneben gilt: Sofort etwas trinken und die Stirn mit einem kalten oder nassen Lappen kühlen.“

Wie beugen Betroffene Kreislaufproblemen vor?
„Grundsätzlich sollten Betroffene viel Wasser, ungesüßte Tees oder Fruchtschorlen trinken. Auf Alkohol gilt es zu verzichten, da dieser die Blutgefäße zusätzlich weitet. Wer auf eine salzarme Ernährung mit maximal sechs Gramm Salz pro Tag achtet und bei Hitze mehrere kleinere Mahlzeiten statt einer großen zu sich nimmt, kann Kreislaufbeschwerden zusätzlich vorbeugen. Auch durch regelmäßigen Sport lernt das Herz-Kreislauf-System mit Blutdruckschwankungen besser umzugehen.“

Warum ist Hitze für Herzpatienten gefährlich?
„Erweiterte Gefäße und eine erhöhte Schweißproduktion, die sich wunderbar als köpereigenes Kühlsystem eignen, sorgen für die nötige Wärmeabgabe. Für diese physiologischen Prozesse muss das Herz jedoch eine höhere Pumpleistung erbringen, was bei herzschwachen Menschen oftmals nur unzureichend funktioniert.

Steigt die Körperkerntemperatur auf bedrohliche 40 Grad an, kann es zu einem lebensbedrohlichen Hitzschlag kommen. Verschärft wird die Situation bei älteren Personen durch das verminderte Durstgefühl.

Ohne genügend Flüssigkeit und durch den Verlust notwendiger Mineralstoffe über den Schweiß misslingt die Versorgung wichtiger Organe wie des Gehirns. Infolgedessen wirken dehydrierte Menschen oftmals geistesabwesend oder sogar verwirrt, weisen Sprachstörungen sowie Gangunsicherheiten auf.“  

Worauf müssen Herzpatienten bei hohen Temperaturen achten?
„Idealerweise meiden sie die Mittagshitze und verlegen ihre Aktivitäten in die kühleren Morgen- oder Abendstunden. Dazu gehört es auch, den Mut aufzubringen, eine lang geplante Fahrradtour mit Freunden abzusagen, wenn die Temperaturen empfindlich steigen.

Zudem sollten Betroffene ausreichend Flüssigkeit wie Mineralwasser zu sich nehmen und darauf achten, dass sich der Bedarf mit den körperlichen Aktivitäten und steigenden Temperaturen erhöht.

Wer sich in kühlen Räumen aufhält, luftige Kleidung trägt und gelegentlich den Körper oder bestimmte Bereiche wie Nacken, Arme sowie Beine kühl abduscht, entlastet sein Herz-Kreislauf-System und kann auch im Sommer das schöne Wetter genießen.“

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