Medikamente gegen Depressionen machen dick
Personen, die Medikamente gegen Depressionen (Antidepressiva) einnahmen, hatten in dieser Studie gegenüber Personen, die dies nicht tun mussten, ein bis zu 50 % erhöhtes Risiko, im Laufe der Zeit zuzunehmen.
Überernährung und Bewegungsmangel sind ohne Zweifel zwei der wichtigsten Gründe für die weltweit steigende Anzahl von Personen mit Übergewicht und Adipositas (krankhaftes Übergewicht). Auch einige Medikamente stehen im Verdacht, eine Gewichtszunahme zu begünstigen. Zu diesen Medikamenten zählen zum Beispiel solche, die zur Behandlung von Depressionen (Antidepressiva), Bluthochdruck (Betablocker) oder Entzündungen (kortisonähnliche Wirkstoffe) Anwendung finden.
Forscher konnten Daten von knapp 300 000 Männern und Frauen zum Zusammenhang zwischen Antidepressiva-Einnahme und einer Gewichtszunahme auswerten
Ein 3-köpfiges Forscherteam aus Großbritannien untersuchte nun den Zusammenhang zwischen der Einnahme von Antidepressiva und einer Gewichtszunahme genauer. Für ihre Auswertung konnten sie auf Patientendaten von Hausarztpraxen zurückgreifen, die in einer britischen Datenbank hinterlegt waren. Insgesamt standen die Daten von 136 762 Männern und 157 957 Frauen zur Verfügung, von denen mindestens 3 oder mehr Messungen des Body Mass Index (kurz BMI; der BMI ermöglicht eine Einteilung von Personen in Untergewicht, Normalgewicht, Übergewicht und Adipositas) vorlagen.
Antidepressiva machten Gewichtszunahme wahrscheinlicher
Die Ergebnisse der Auswertung zeigten Folgendes: 13 % der Männer und 22,4 % der Frauen erhielten Antidepressiva. Das Risiko für eine Gewichtszunahme von mindestens 5 % war bei den Personen, die Antidepressiva einnahmen gegenüber jenen, die dies nicht taten, deutlich erhöht. Dabei war das Risiko für einen Gewichtsanstieg während der ersten 6 Jahre der Antidepressiva-Einnahme erhöht.
Insbesondere im 2ten und 3ten Jahr mit Antidepressiva-Einnahme war das Risiko gegenüber Personen, die keine derartigen Medikamente einnahmen, um nahezu 50 % erhöht. Bei Auswertungen, die das Gewicht der Personen berücksichtigten, zeigte sich, dass normalgewichtige Personen, die Antidepressiva nutzten, ein um knapp 30 % erhöhtes Risiko aufwiesen, Übergewicht zu entwickeln.
War eine Person bereits übergewichtig, erhöhte die Antidepressiva-Einnahme das Risiko krankhaft übergewichtig (adipös) zu werden um ebenso knapp 30 %.
Die Einnahme von Antidepressiva erhöhte diesen Studienergebnissen zufolge das Risiko für eine Gewichtszunahme. Angesichts der steigenden Anzahl von Menschen mit Depressionen mit Bedarf für solche Medikamente ist dies beunruhigend, gerade aufgrund des gleichzeitig weltweit steigenden Anteils übergewichtiger und adipöser Menschen in der Bevölkerung.
Die Autoren vermuten, dass eine vermehrte Verschreibung von Antidepressiva das bestehende Übergewichts-Problem noch verschärfen könnte.
Quelle:
Deutsches Gesundheitsportal.de - www.deutschesgesundheitsportal.de
Original Titel:
Antidepressant utilisation and incidence of weight gain during 10 years' follow-up: population based cohort study
Link zum Original Titel - https://www.bmj.com/content/361/bmj.k1951.long
Referenzen:
Gafoor R, Booth HP, Gulliford MC. Antidepressant utilisation and incidence of weight gain during 10 years‘ follow-up: population based cohort study. BMJ. 2018 May 23;361:k1951. doi: 10.1136/bmj.k1951.