Warum sich eine Grippeimpfung jetzt noch lohnt

Experten rechnen mit einer zunehmenden Grippeaktivität in den nächsten Wochen.

Wer noch nicht geimpft ist, sollte dies jetzt vornehmen lassen. Erste Analysen geben Hinweise auf die Wirksamkeit der saisonalen Impfstoffe. Eine neue Studie zeigt zudem: Jährlich wiederholte Grippeimpfungen mildern den Krankheitsverlauf, wenn es doch zu einer Infektion kommt.

Laut Arbeitsgemeinschaft Influenza (AGI) am Robert Koch-Institut, die das Grippegeschehen in Deutschland erfasst, ist die Aktivität der akuten Atemwegserkrankungen bundesweit gestiegen. Dafür werden zunehmend Influenzaviren verantwortlich gemacht. Fachleute der AGI rechnen daher damit, dass in den nächsten Wochen die Grippewelle in Deutschland beginnt.

„Obwohl die Grippeimpfung am besten bereits im Herbst erfolgen sollte – wer noch nicht geimpft ist, kann das jetzt schnell nachholen“, rät Dr. Ute Arndt, Immunologin und Impfexpertin beim Deutschen Grünen Kreuz e. V. Das gelte zumindest für Risikopatienten wie Ältere, chronisch Kranke, Schwangere sowie medizinisches Personal. Nach rund zwei Wochen hat sich der Immunschutz vollständig entfaltet.

Vierfach-Impfstoff schützt momentan besser Die AGI beobachtet nicht nur das Ausbruchsgeschehen, sie analysiert auch, welche Influenzaviren aktuell zirkulieren und inwieweit sie mit dem aktuellen Grippeimpfstoff übereinstimmen. Zwar ist die Anzahl der bisher untersuchten saisonalen Grippeviren noch gering, doch es zeigt sich, dass momentan zu einem großen Teil Influenza-B-Viren aus der Yamagata-Linie zirkulieren, die im Vierfach-Impfstoff (umfasst zwei A- plus zwei B-Typen) enthalten sind.

Sollte man sich daher nun mit dem Vierfach-Impfstoff nachimpfen lassen? „Nein, das Robert Koch-Institut empfiehlt Personen, die in dieser Saison bereits eine Dreifach-Impfung erhalten haben, keine generelle Nachimpfung mit einem Vierfach-Impfstoff“, so Arndt. Die im Dreifach-Impfstoff (umfasst zwei A-Typen plus einen B-Typ) enthaltene B-Komponente der Victoria-Linie kann laut Robert Koch-Institut (RKI) auch gegen Erkrankungen durch die BYamagata-Linie einen gewissen Schutz bieten.

Im Einzelfall könne bei Hochrisikopatienten eine Nachimpfung allerdings sinnvoll sein, was im Rahmen einer individuellen Beratung entschieden werden solle. Wichtig bei Risikopatienten ist auch, dass ihre Kontaktpersonen im näheren Umfeld geimpft sind, um das Ansteckungsrisiko zu minimieren.

Die bisherigen Beobachtungen zu den auftretenden Virustypen sind noch keine Garantie dafür, dass es so weitergeht. Das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC), das seit der pandemischen Grippe (Schweinegrippe) im Jahr 2009 frühe Risikoabschätzungen vornimmt, hat eine Risikobewertung zur aktuellen Influenzasaison veröffentlicht. Das ECDC konstatiert, dass es noch nicht möglich sei, das Aufkommen anderer Erregerstämme auszuschließen, die dann vor allem für ältere Menschen das Erkrankungsrisiko erhöhen könnten.
 
Senioren: Regelmäßige Grippeimpfungen verstärken den Schutz Eine gerade veröffentlichte Studie könnte besonders ältere Menschen motivieren, sich nicht nur jetzt noch, sondern zukünftig regelmäßig gegen Influenza impfen zu lassen. Die Tatsache, dass es aufgrund der hohen Variabilität der Grippeviren trotz einer Impfung in einem gewissen Prozentsatz zu einer Influenza kommen kann, hält viele Menschen von der Impfung ab. 

Doch jetzt haben spanische Mediziner nachgewiesen, dass regelmäßige Impfungen einen hohen Nutzen haben. Die Forscher untersuchten den Krankheitsverlauf von älteren Patienten, die wegen einer Influenza im Krankenhaus behandelt werden mussten. Sie beobachteten, dass bei Patienten, die sich zuvor mehrfach hatten impfen lassen, der Schweregrad des Krankheitsverlaufs deutlich abgemildert war. „Die wiederholte Grippeimpfung verhinderte sehr effektiv schwere und tödlich verlaufende Infektionen durch Influenzaviren bei älteren Menschen“, schreiben die Forscher um Jesús Castilla vom Instituto de Salud Pública de Navarra in Pamplona. 

Für jene Patienten, die zusätzlich zur Impfung in der aktuellen Saison mindestens schon einmal in den drei Jahren zuvor geimpft worden waren, verringerte sich das Risiko einer schweren Grippe um 55 Prozent im Vergleich zu gar nicht Geimpften.

Diese Ergebnisse kommen nicht ganz unerwartet. Arndt: „Die Daten der spanischen Studie bestätigen eine Untersuchung, die bereits im Jahr 2014 im renommierten Journal „Science“ veröffentlicht wurde.“ Auch diese Studie zeigte: Wer sich regelmäßig gegen Grippe impfen lässt, ist besser geschützt! 

Quelle:
Deutsches Grünes Kreuz e.V.


Quellen:
1. Robert Koch-Institut: RKI-Einschätzung zur saisonalen Grippe (Stand 3. Januar 2018); Epidemiologisches Bulletin 1/2018

2. www.wissenschaft aktuell.de vom 9.1.2018: Grippe: Frühere Impfungen verstärken den Schutz

3. Itziar Casado et al.: Repeated influenza vaccination for preventing severe and fatal influenza infection in older adults: a multicentre case–control study“,Canadian Medical Association Journal, DOI: 10.1503/cmaj.170910

 4. Arbeitsgemeinschaft Influenza am Robert Koch-Institut: Wochenbericht 52/2017 5. European Centre for Disease Prevention and Control: Risk assessment for seasonal influenza, EU/EEA, 2017–2018 https://ecdc.europa.eu/en/publications-data/risk-assessmentseasonal-influenza-eueea-2017-2018