Laktoseintoleranz: Wenn Milch krank macht
Laktoseintoleranz ist ein Begriff, den wir in den letzten Jahren immer häufiger hören.
Aber weisen wirklich mehr Menschen als früher eine Intoleranz gegen Milchzucker auf?
Die AOK Hessen klärt auf.
Tatsächlich sind weltweit 70 Prozent der Bevölkerung von Laktoseintoleranz betroffen, während es in Deutschland nur knapp zehn Prozent sind. Das liegt daran, dass Laktoseintoleranz vererbbar ist. Da unsere Vorfahren seit jeher Milchprodukte konsumiert haben, ist ein Großteil der Deutschen mittlerweile daran gewöhnt. In afrikanischen oder asiatischen Ländern aber, wo so gut wie keine Milch getrunken wird, gibt es weitaus mehr Menschen mit einer Milchzucker-Unverträglichkeit.
Laktose ist ein Zweifach-Zucker und wird im Dünndarm durch das Enzym Laktase in seine Einzelteile Galaktose und Glukose gespalten, um verdaut zu werden.
Bei Menschen mit Laktoseunverträglichkeit besteht ein Mangel an Laktase und so gelangt der Milchzucker als Ganzes in den Dickdarm, wo er vergärt. Dabei entstehen Gase, die die bekannten Symptome verursachen: Bauchschmerzen, Blähungen, Durchfall etc.
Es gibt zwei Arten von Laktoseintoleranz. Häufig ist es genetisch vorprogrammiert, dass die Produktion von Laktase mit zunehmendem Alter abnimmt. Das beginnt meist schon ab dem zweiten Lebensjahr und betrifft weitaus mehr Menschen, als nur diejenigen, die unter Symptomen leiden. Denn oft kommt es gar nicht zu Beschwerden, da eine 50-prozentige Aktivität des Enzyms ausreichend ist, um die Laktose aufzuspalten.
Bei einer Schwächung oder Veränderung des Magen-Darm-Trakts, zum Beispiel durch Krankheit, eine Operation oder die Einnahme von Antibiotika, kann aber auch eine vorübergehende Unverträglichkeit auftreten. Diese ist mit der richtigen Ernährung und Unterstützung des Darms aber schnell in den Griff zu bekommen.
Sehr selten ist die Intoleranz angeboren und tritt schon bei Säuglingen auf. Dies führt schnell zu schweren Erkrankungen durch die Unverträglichkeit der Muttermilch.
Wer an den genannten Beschwerden leidet, kann vorübergehend auf Milchzucker verzichten und beobachten, ob gegebenenfalls eine Besserung auftritt. Jedoch kann letztendlich nur ein Arzt zweifelsfrei eine Intoleranz diagnostizieren. Eine gängige Methode ist beispielsweise ein H2-Atemtest, bei dem nach Aufnahme von Laktose der Wasserstoffgehalt im Atem gemessen wird.
Liegt eine Laktoseunverträglichkeit vor, entstehen durch die Vergärung des Milchzuckers im Darm größere Mengen an Wasserstoff. Zusätzlich kann ein Bluttest gemacht werden. Ob dies nötig ist, entscheidet der Arzt. Ein Gentest kann Klarheit darüber schaffen, ob ein Aktivitätsverlust von Laktase besteht. Dies lässt aber nicht zwangsläufig auf eine Intoleranz schließen.
Liegt eine Unverträglichkeit vor, lassen sich die Beschwerden gut mit Ernährung reduzieren. Da Laktose natürlicherweise in der Milch aller Säugetiere vorkommt, ist es ratsam, auf Milchprodukte zu verzichten. Es gibt inzwischen eine große Auswahl an Alternativen wie laktosefreie und pflanzliche Produkte. Joghurt oder lang gereifter Käse weisen aber zum Beispiel nur wenig Milchzucker auf und sind so für manche Betroffene gut verträglich.
Wissenswert:
Neben Milchprodukten kommt Laktose immer häufiger auch in anderen Produkten vor, denn es wird oft als Geschmacksverstärker verwendet. Es lohnt sich also, beim Einkaufen auf die Verpackung zu schauen. Wer auf die Sahne zum Kuchen nicht verzichten will, kann auch zusätzliche Laktase in Tablettenform nehmen.
Welche Lebensmittel verträglich sind, muss immer im Einzelfall ausprobiert werden, denn die Ausprägung der Intoleranz kann sehr unterschiedlich sein.
Bei Fragen rund um Ernährung helfen auch die Ernährungsexperten der AOK Hessen: https://hessen.aok.de/inhalt/ernaehrungsberatung.