Großzügigkeit macht glücklicher
... generöses Verhalten und Glücksgefühle sind in unserem Gehirn miteinander verknüpft
Forscher der Universitäten Lübeck und Zürich und der Feinberg School of Medicine in Chicago finden heraus, dass generöses Verhalten und Glücksgefühle in unserem Gehirn miteinander verknüpft sind
Viele Menschen sind erstaunlich großzügig; sie machen anderen gerne Geschenke, helfen beim Umzug oder gießen die Blumen, wenn jemand im Urlaub ist. Generöses Verhalten ist jedoch auch immer mit Kosten verbunden; man muss Zeit oder Geld investieren, um anderen Vorteile zu verschaffen. Eine mögliche Motivation, die uns dennoch dazu antreibt großzügig gegenüber anderen zu sein, ist eine Steigerung des eigenen Glücksgefühls.
In mehreren Studien konnte gezeigt werden, dass Probanden, die sich großzügig gegenüber anderen verhalten haben, danach über ein erhöhtes Glücksgefühl berichten. „Dieses Glücksgefühl durch eine gute Tat bezeichnet man im auch als ‚warm-glow‘, was im Deutschen mit ‚wohligem Gefühl‘ übersetzt werden kann“, erklärt Prof. Dr. Soyoung Park, Erstautorin der Studie.
Probanden führen Aufgabe im Magnetresonanztomographen durch
Wie es genau dazu kommt, dass wir uns glücklicher fühlen, wenn wir jemand anderem etwas Gutes getan haben, war bisher jedoch nicht bekannt. Dieser Frage sind die Wissenschaftler mit Hilfe einer funktionellen Magnetresonanztomographie-Studie (fMRT) nachgegangen. Ihr Ziel war es herauszufinden, ob – und wenn ja, wie – großzügiges Verhalten und Glücksgefühle in unserem Gehirn miteinander verbunden werden.
Allen Probanden wurde versprochen, dass sie in den kommenden vier Wochen wöchentlich Geld erhalten. Die eine Hälfte der Probanden wurde gebeten, das Geld für sich selber auszugeben (Kontrollgruppe), wobei die andere Hälfte der Probanden gebeten wurde, das Geld für Freunde und Bekannte auszugeben (experimentelle Gruppe), indem sie ihnen zum Beispiel ein Geschenk besorgen oder sie zum Essen einladen.
Nachdem alle Probanden versprachen, sich an diese Abmachung zu halten, wurden sie unvorbereitet gebeten, eine unabhängige Aufgabe im fMRT-Scanner durchzuführen. Während dieser Aufgabe mussten sie Entscheidungen treffen, die nach dem Maß ihrer Großzügigkeit und der mit ihnen verbundenen Kosten unterschiedlich waren. Ganz zu Beginn und am Ende der Studie wurde zudem noch abgefragt, wie glücklich sich die Probanden fühlten. Dadurch konnten die Forscher Hirnaktivitätsänderungen, die einerseits großzügigkeits- und andererseits glücksgefühlsabhängig sind, erfassen.
Großzügige Probanden sind glücklicher
Die Probanden der Versuchsgruppe entschieden sich im Vergleich zur Kontrollgruppe häufiger großzügig. Zudem gab die Versuchsgruppe nach der Aufgabe an, glücklicher zu sein als die Kontrollgruppe. „Wir konnten somit bestätigen, dass es einen Zusammenhang zwischen generösem Verhalten und Glücksgefühlen gibt“, fasst Prof. Dr. Soyoung Park von der Universität Lübeck die Ergebnisse zusammen. Darüber hinaus habe man aber auch zeigen können, wie unser Gehirn diese Verknüpfung herstellt.
„Unsere Daten belegen, dass die Probanden in der Versuchsgruppe eine erhöhte Aktivierung im temporo-parietalen Kortex zeigen, während sie großzügige Entscheidungen treffen“, berichtet sie weiter.
Hierbei handelt es sich um eine Gehirnstruktur, welche schon häufig mit großzügigem Verhalten in Zusammenhang gebracht wurde. „Interessanterweise konnten wir zudem nachweisen, dass sich die Konnektivität dieser Hirnregion mit dem ventralen Striatum ändert. Andererseits war die Aktivierung im ventralen Striatum direkt mit dem Anstieg im Glücksgefühl verbunden. Das bedeutet, dass durch großzügiges Verhalten die Aktivierung im temporo-parietalen Kortex ansteigt und dies wiederum die Aktivierung im ventralen Striatum beeinflusst, welche uns dann das wohlige Glücksgefühl beschert.“
Generöses Verhalten scheint demnach im Gehirn mit Glücksgefühlen verknüpft und somit möglicherweise angetrieben zu werden. Das Ergebnis dieser Studie hat eine weitreichende Implikation für die Gesellschaft, da die Großzügigkeit Glücksgefühle hervorruft und somit aktiv genutzt werden könnte, um persönliche Glücksgefühle zu fördern.
Die Studie wurde von der Templeton World Charity Foundation und der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanziert.
Weitere Informationen erhalten Sie unter Uni Lübeck - https://www.uni-luebeck.de
Publikation
A neural link between generosity and happiness. Soyoung Q. Park, Thorsten Kahnt, Azade Dogan, Sabrina Strang, Ernst Fehr & Philippe N. Tobler. Nature Communications 8, Article number: 15964 (2017). doi:10.1038/ncomms15964