Leben mit Epilepsie

Was tun gegen den Gewittersturm im Kopf?

Der Himmel wird bedrohlich schwarz, Blitze zucken, es donnert und kracht – bei einem Gewitter entlädt sich elektrische Spannung unkontrolliert in der Atmosphäre.

Ähnlich erleben Menschen mit Epilepsie einen Anfall: als entfesselte Macht, die sie aus heiterem Himmel buchstäblich niederstreckt. Und auch das Geschehen im Gehirn gleicht einem Gewitter: Neuronen entladen sich unkontrolliert, synchron und mit hoher Frequenz.

Das Dauerfeuer endet manchmal nach ein paar Sekunden, manchmal erst nach Minuten. Zeit, in denen der Betroffene keinerlei Kontrolle über seinen Körper hat. Es ist dieser Kontrollverlust, den Epilepsie-Patienten am meisten fürchten, zumal das Verletzungsrisiko bei einem Krampfanfall stark erhöht ist.

Deshalb zielt die Epilepsie-Therapie in erster Linie darauf ab, Anfälle zu vermeiden. Therapie, das bedeutet vor allem die Einnahme von Medikamenten, sogenannten Antiepileptika. Doch Epilepsie ist nicht gleich Epilepsie – und so muss die medikamentöse Therapie exakt auf die Betroffenen zugeschnitten sein.

Wie sich Anfälle vermeiden lassen, dazu informieren die Experten am Lesertelefon.

Therapie als Balanceakt
Die gute Nachricht für Menschen mit Epilepsie lautet: Für einen Großteil der Betroffenen ist ein anfallsfreies Leben erreichbar. Möglich machen dies Medikamente, die je nach Art der Anfälle und betroffener Hirnregion zum Einsatz kommen.

Allen gemeinsam ist, dass sie Anfälle blockieren sollen, denn eine Heilung im Sinne einer Ursachenbekämpfung existiert bisher nicht. Eine weitere Gemeinsamkeit aller medikamentösen Therapien ist der Balanceakt zwischen möglichst guter Anfallskontrolle und möglichst geringen Nebenwirkungen. Gelingt beides, und ist die Therapie zudem einfach anzuwenden, erleichtert dies die regelmäßige Einnahme der Medikamente – eine wichtige Voraussetzung für ein Leben ohne Anfälle.

Von Anfang an sollte möglichst das individuell passende Medikament eingenommen werden, da die Umstellung auf ein neues Medikament Schwierigkeiten verursachen kann. Wie gut ein Medikament vor Anfällen schützt, kann erst nach Ende der Umstellung beurteilt werden. Diese kann Wochen bis Monate dauern, und es können Nebenwirkungen auftreten. Diese Phase der Unsicherheit zu verkürzen, ist für viele Betroffene besonders wichtig.

Abhilfe können neuere Medikamente schaffen, mit deren Einnahme schnell und ohne langsame schrittweise Dosiserhöhung begonnen werden kann, die gut vor Anfällen schützen, gut vertragen werden und einfach eingenommen werden können.

Epilepsie-Manager in eigener Sache
Wer mit der Diagnose Epilepsie konfrontiert wird, fällt zunächst in ein tiefes Loch. Doch mit Epilepsie gut zu leben bedeutet, die Krankheit zu akzeptieren und ihr mit Entschlossenheit zu begegnen. Dem drohenden Kontrollverlust bei einem Anfall setzen Betroffene am besten einen kontrollierten Umgang mit ihrer Krankheit entgegen.

Dabei hilft zum einen der Kontakt zum behandelnden Epileptologen, zum anderen eine Therapie, die sozialmedizinische Fragen wie die nach Schule, Beruf, Familie, Sport und Fahrtauglichkeit einschließt.

Zusätzlich ist das Eigenengagement der Betroffenen gefragt, die ihr Leben mit Epilepsie regelrecht „managen“ können. Unterstützung gibt es hier von Selbsthilfegruppen wie der Epilepsie-Vereinigung oder in Form digitaler Helfer, zum Beispiel mit einem so genannten Epi-Manager als App für Smartphone und Tablet.

Mehr Kontrolle – mit Rat von Epilepsie-Experten

  • Ab wann spricht man von einer Epilepsie?
  • Was ist die Ursache für eine Epilepsie?
  • Wie läuft die Diagnose?
  • Welche Therapien gibt es?
  • Welche Optionen habe ich, wenn die Anfälle wiederkommen?
  • Wann kommt eine Operation in Betracht?
  • Wie kann ich mein Leben gestalten, ohne neue Anfälle zu begünstigen?
  • Wie beziehe ich Familie, Freunde und mein Umfeld ein?
  • An wen kann ich mich wenden, wenn ich mehr über meine Erkrankung wissen will?

Antworten auf alle Fragen rund um das Thema Epilepsie gibt es bei den Experten am Lesertelefon.

Die Experten am Telefon:

  • Priv.-Doz. Dr. med. Lothar Burghaus; Facharzt für Neurologie und Chefarzt der Klinik für Neurologie im Heilig-Geist-Krankenhaus in Köln
  • Anja Daniel-Zeipelt; Epilepsie-Patientin, Autorin mehrerer Bücher zum Thema Epilepsie, Leun bei Wetzlar

Wann findet das Expertengespräch statt
Donnerstag, 20.10.2016, 10:00 bis 15:00 Uhr, gebührenfreie Servicenummer: 0800 – 2 811 811