Angehörige von Menschen mit Zwangsstörung gesucht

Spezialambulanz am Uniklinikum Bonn sucht für eine Studie dringend Testpersonen

„Habe ich die Tür auch wirklich abgeschlossen?“:
Bei einer Zwangsstörung haben Betroffene stark belastende Gedanken und führen immer wieder bestimmte Handlungen aus, um ein sicheres Gefühl zu erreichen. Doch inwieweit wird diese zwanghafte Handlungskontrolle durch Vorgänge im Gehirn beeinflusst?

An der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Bonn soll in Kooperation mit dem Psychologischen Institut der Humboldt-Universität Berlin eine Studie mit einer der weltweit größten Stichproben helfen, die neurobiologischen Grundlagen von Zwangsstörungen besser zu verstehen.

Langfristiges Ziel ist, bessere Behandlungsmöglichkeiten zu entwickeln. Die Forscher suchen für die Studie jetzt vor allem Verwandte ersten Grades von Menschen, die unter einer diagnostizierten Zwangsstörung leiden. Betroffene selbst sowie gesunde Personen ohne zwangserkrankte Verwandte sind ebenfalls zur Teilnahme eingeladen.

Wenn Menschen Angst haben aus Unachtsamkeit Fehler zu machen, ihren Kindern etwas anzutun oder durch etwas verschmutzt worden zu sein, dann kann eine Zwangsstörung vorliegen. Meist führen Menschen mit solchen Zwangsgedanken bestimmte Handlungen durch, um sich gegen ihre Befürchtungen abzusichern. Beispielsweise kontrollieren Betroffene wiederholt elektrische Gegenstände und Türen oder führen umfangreiche Wasch- und Reinigungsrituale aus.

„Die Betroffenen selbst – und auch ihre Angehörigen – leiden oft unter starken Einschränkungen im Alltag und der Lebensqualität“, sagt Katharina Bey, Psychologin an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Bonn.

Warum Gedanken und Handlungen schwer lenkbar sind?

Doch bisher ist wenig über die Ursachen einer Zwangsstörung bekannt. Frühere Studien zeigen eine mögliche Rolle erblicher Einflüsse. Eine wesentliche Erklärung für die Zwangshandlungen sind Auffälligkeiten im Gehirn, welche Aufmerksamkeit, Reaktionsgeschwindigkeit oder das Entscheidungsverhalten verändern können.

Ausgehend von dieser Annahme soll die Studie nun klären, ob zwangserkrankte Personen und Angehörige ersten Grades wie Eltern und Geschwister ähnliche Besonderheiten bei der Bearbeitung bestimmter, vom Gehirn gesteuerter Aufgaben zeigen. Zudem soll die Studie prüfen, ob diese Besonderheiten eine genetische Grundlage haben. „Wir erhoffen uns, die Ursachen von Zwangsstörungen besser zu verstehen und letztlich bessere Behandlungsmöglichkeiten dafür entwickeln zu können“, sagt Bey.

Für die Studie werden derzeit vor allem Eltern, Geschwister und Kinder von Menschen mit einer Zwangsstörung im Altersbereich von 18 bis 65 Jahren gesucht. Zu der Teilnahme sind aber auch Betroffene sowie gesunde Personen ohne zwangserkrankte Verwandte eingeladen.

Nach einem ausführlichen Gespräch sowie einer Blut- oder Speichelprobe lösen die Studienteilnehmer Aufgaben am Computer. Dabei werden die Augenbewegungen aufgezeichnet. Den Abschluss bilden Fragebögen auf einem Tablet-Computer. Alle Teilnehmer erhalten eine Aufwandsentschädigung.

Interessenten können sich in der Spezialambulanz für Zwangsstörungen unter den Telefonnummern 0228/287-16859 und -15729 oder per Mail an katharina.bey[at]ukb.uni-bonn(punkt)de melden.