Ungewollten Gewichtsverlust als Warnsignal ernst nehmen

... denn ungewolltes Abnehmen ist häufig Folge von Magen-Darm-Erkrankungen

Wer ohne Diät binnen eines halben Jahres mehr als zehn Prozent seines Gewichts verliert, sollte sich an seinen Hausarzt oder einen Gastroenterologen wenden, empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS). In einem Drittel der Fälle gehe die Gewichtsabnahme mit Erkrankungen des Verdauungstraktes, wie beispielsweise einer Infektion, einer Unverträglichkeit oder einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung einher. Auch zur Vorbeugung von Mangelerscheinungen sei eine Abklärung wichtig, betonen die Experten der Fachgesellschaft.

„Natürlich kann ein Gewichtsverlust auch durch nicht-gastroenterologische Erkrankungen bedingt sein und etwa von einer Depression oder  Problemen mit dem Zahnersatz herrühren“,  erläutert Professor Dr. med. Georg Lamprecht, Chefarzt der Abteilung für Gastroenterologie, Endokrinologie und Stoffwechselkrankheiten am Universitätsklinikum Rostock. Geht die Gewichtsabnahme jedoch mit Bauschmerzen, Durchfall oder Verstopfung einher, liegt das Problem meist im Verdauungstrakt.

„Wenn der Körper die Nahrungsbestandteile nicht ausreichend aufspaltet oder resorbiert, sprechen wir von einem Malassimilations-Syndrom“, erläutert der Sprecher der DGVS-Arbeitsgemeinschaft Ernährungsmedizin. Ursache können eine ganze Reihe teils häufiger aber auch teils seltener Erkrankungen sein, die am besten von einem Gastroenterologen abgeklärt werden.

„Da die Symptome oft unspezifisch sind, ist die Diagnostik eine Herausforderung“, so Lamprecht. So können Bauchschmerzen und Durchfall unter anderem auf die Gluten-Unverträglichkeit „Zöliakie“, auf die chronisch-entzündliche Darmerkrankung „Morbus Crohn“ oder auch auf eine Entzündung des Dickdarms, eine „mikroskopische Kolitis“ hinweisen.

In Frage kommen aber auch Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse oder Folgen von Operationen im Bauchraum, die durchaus schon lange zurück liegen können. Hilfreich sei es, wenn Patienten ihre Beschwerden möglichst genau beschreiben können, so Lamprecht: Treten Schmerzen vor oder nach dem Essen auf? Ist der Stuhl besonders wässrig? Wechseln sich Durchfall und Verstopfung ab?

Darüber hinaus helfen dem Arzt Laboruntersuchungen von Blut, Urin und Stuhl, sowie bildgebende Verfahren die richtige Diagnose zu stellen. Wenn nötig entnimmt er Gewebe aus Magen oder Darm und untersucht diese auf krankhafte Veränderungen. Neben den häufigeren Krankheitsbildern, gelte es auch an seltenere Erkrankungen zu denken, so Lamprecht. Zum Beispiel könne es auch Jahrzehnte nach einer Strahlenbehandlung noch durch Schädigungen des Darmgewebes zu einer sogenannten Strahlenenteritis kommen.

„Der erste Schritt besteht darin, das Problem zu erkennen, ärztliche Hilfe zu suchen und so auch drohenden Mangelerscheinungen rechtzeitig vorzubeugen“, sagt Lamprecht. Denn Verdauungskrankheiten führen nicht nur zu Gewichtsverlust: Nimmt der Körper nicht ausreichend Mineralstoffe, Vitamine und Spurenelemente auf, fühlen sich die Patienten müde und wenig leistungsfähig. „Je schneller wir gegensteuern können, desto besser“, so der DGVS-Experte.

Die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS)
wurde 1913 als wissenschaftliche Fachgesellschaft zur Erforschung der Verdauungsorgane gegründet. Heute vereint sie mehr als 5000 Ärzte und Wissenschaftler aus der Gastroenterologie unter einem Dach. Die DGVS fördert sehr erfolgreich wissenschaftliche Projekte und Studien, veranstaltet Kongresse und Fortbildungen und unterstützt aktiv den wissenschaftlichen Nachwuchs. Ein besonderes Anliegen ist der DGVS die Entwicklung von Standards und Behandlungsleitlinien für die Diagnostik und Therapie von Erkrankungen der Verdauungsorgane – zum Wohle des Patienten.

Wer gern mehr erfahren möchte, findet weitere Informationen direkt unter www.dgvs.de

Quelle:
Fromhold-Treu, S., Lamprecht, G.:  Gastrointestinale Ursachen von Gewichtsverlust: Klinik, Diagnostik, Therapie, Dtsch med Wochenschr 2016; 141(04): 253-260, DOI: 10.1055/s-0041-111200