Mit Fasten gegen das metabolische Syndrom
Fasten für die Gesundheit hat in den vergangenen Jahren eine hohe Popularität erlangt.
Der zeitweise, freiwillige Verzicht auf feste Nahrung wird heutzutage oft mit einem Programm aus Bewegung und Entspannung begleitet.
Vielfältige positive Auswirkungen auf den Körper sind durch Studien nachgewiesen:
Zucker- und Cholesterinspiegel sinken, der Blutdruck normalisiert sich und der Darm wird gereinigt.
Effektiv gegen das metabolische Syndrom
„Diese Wirkungen machen das Fasten zu einer wirkungsvollen Maßnahme gegen das metabolische Syndrom“, sagt Dr. Eva Lischka, Ärztin an der Buchinger Wilhelmi Klinik für Heilfasten und erste Vorsitzende der Ärztegesellschaft Heilfasten und Ernährung e. V.
Die verbreitete Zivilisationskrankheit ist gekennzeichnet durch vier Faktoren:
Fettleibigkeit, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen und einen erhöhten Blutzuckerspiegel oder Insulinresistenz.
Das „tödliche Quartett“ gilt neben dem Rauchen als der entscheidende Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Auf alle vier Symptome scheint sich der zeitlich begrenzte Nahrungsverzicht positiv auszuwirken, so auch auf den Insulin-Haushalt: Studien zeigen, dass Fasten bei Typ-2-Diabetikern, die mit oralen Medikamenten behandelt werden, die Funktion insulinproduzierender Zellen verbessert und die Insulinsensitivität normalisiert.
Fasten reduziert ungesundes Bauchfett
Dass Menschen, die eine Zeit lang auf Nahrung verzichten, an Gewicht verlieren ist klar. Wenn sich an das Fasten auch noch eine Lebensstiländerung anschließt, was nicht selten ist, kann der Effekt anhalten. Besonders günstig wirkt sich aus, dass beim Fasten zuerst die ungesunden Fettdepots am Bauch wegschmelzen.
„Das abdominale Körperfett spielt eine besonders große Rolle beim metabolischen Syndrom“, erklärt Lischka. „Es ist hormonell tätig und produziert entzündungsfördernde Botenstoffe.“
Damit fördern die Pfunde um die Leibesmitte chronische Entzündungsprozesse, die wiederum das Risiko für Gefäßverkalkungen und somit für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen. Das Gewicht ist der Ärztin zufolge also weniger entscheidend als der Bauchumfang.
Fasten als Startpunkt für einen gesünderen Lebensstil
Ein großer Vorteil des Fastens besteht darin, dass man das oftmals im Alltag entstehende ungesunde Essverhalten unterbricht, und damit eine langfristige Änderung einleiten kann.
Nach dem Fasten schmecken gesunde Lebensmittel wie Obst und Gemüse besser, die Lust auf eher Ungesundes hingegen nimmt ab. Der Nahrungsverzicht bringt die Erkenntnis, nicht immer essen zu müssen, wenn etwas da ist. Das kann zu einem neuen Bewusstsein führen – nicht nur in Bezug auf die tägliche Nahrungsaufnahme.
Eine Vergleichsstudie zeigt, dass Patienten, die eine Woche gefastet hatten, auch nach einem halben Jahr ihren Lebensstil bezüglich Ernährung, Bewegung und Entspannungsmethoden nachhaltiger geändert hatten, als Patienten, die eine vegetarische Kost erhielten.
Die meisten, die eine positive Fastenerfahrung gemacht haben, verspüren das Bedürfnis, das Fasten in ihren Lebensplan fest einzubauen, stellt die Expertin fest. Auch das trage zu einem andauernden Erfolg bei.
Die wohltuende Wirkung des Fastens auf die Psyche spielt dabei möglicherweise eine unterstützende Rolle. Lischka: „Nach wenigen Tagen bringt das Überwiegen des parasympathischen Nervensystems die Menschen in eine ruhigere und gelassenere
Gemütslage. Durch Verstärkung der Serotoninwirkung hellt sich die Stimmung nachhaltig auf.“
Bewährt: Das Fasten nach Buchinger
Das bewährteste und am häufigsten in Deutschland ausgeübte ist das Heilfasten nach Buchinger. Es beginnt mit sogenannten Entlastungstagen. Während dieser Zeit nimmt man ausschließlich leichte Kost zu sich und bereitet sich auf das bevorstehende Fasten vor. Nach einer kompletten Darmentleerung beginnt das eigentliche Fasten über eine Dauer von mindestens sieben Tagen.
Über den Tag verteilt werden mindestens drei Liter Flüssigkeit aufgenommen.
Dabei nimmt man neben Wasser und Tee etwas Honig, Obstsaft und Gemüsebrühe, insgesamt etwa 250 bis 300 kcal zu sich.
Fasten für Menschen mit gesundheitlichen Problemen
Fasten hat Auswirkungen auf den Stoffwechsel und die Funktion verschiedener Organe. So kann durch das Fasten beispielsweise der Harnsäure- und Harnstoff-Spiegel im Blut steigen – und bei Gichtpatienten einen Gichtanfall auslösen. Bei ihnen muss das Fasten daher modifiziert werden. Der Nahrungsentzug verändert zudem die Verstoffwechselung von Medikamenten.
Aus diesen Gründen gibt es die strategische Unterscheidung zwischen Heilfasten für Patienten und dem Fasten für Gesunde. Menschen mit Vorerkrankungen sollten nicht ohne fachliche Begleitung Fasten, für sie bietet sich das Heilfasten in speziellen Kliniken an.
Eine Liste solcher Einrichtungen findet sich auf der Homepage der Ärztegesellschaft Heilfasten & Ernährung e. V. unter www.aerztegesellschaft-heilfasten.de.
Wer gern mehr erfahren möchte, findet weitere interessante Informationen direkt beim Deutschen Grünen Kreuz e. V. unter www.dgk.de
Quellen:
(1) Ärztegesellschaft Heilfasten und Ernährung e. V. aerztegesellschaft-heilfasten.de
(2) Michalsen A, Li C.: Fasting Therapy for Treating and Preventing Disease – Current State of Evidence. Forsch Komplementmed. 2013;20(6):444-53. doi: 10.1159/000357765. Online publiziert am 16.12.2013
(3) Steiniger, J. et. al.: Einfluss von therapeutischem Fasten und Ausdauertraining auf den Energiestoffwechsel und körperliche Leistungsfähigkeit Adipöser; Forsch Kompliment med. 2009; 16: DOI: 10.1159/000258142
(4) Heilfasten und Metabolisches Syndrom unter www.aerztegesellschaft-heilfasten.de/faqs
(5) Michalsen A, Hoffmann B, Moebus S, Baecker M, Langhorst J, Dobos GJ: Incorporation of fasting therapy in an integrative medicine ward: evaluation of outcome, safety, and effects on lifestyle adherence in a large prospective cohort study. J Altern Complement Med. 1(4):601-7, 2005