Digitale Demenz: Das machen moderne Technologien mit unserem Gehirn

Moderne Technologien bieten eine Vielzahl an Möglichkeiten für die unterschiedlichsten Situationen

Sie unterstützen uns im Job, helfen Kindern bei ihren Schularbeiten, zeigen uns den richtigen Weg und vertreiben Langeweile – und damit ist das volle Spektrum noch lange nicht erfasst. Doch leider üben sie auch einen negativen Einfluss auf unsere Denkfähigkeit aus und verlangsamen sogar das Gehirn. Was man dagegen tun sollte, erklärt medicalpress.

Fortschritt für die Technologie, Rückwärtsentwicklung für das Gehirn
Die dynamische Entwicklung der Technologie ist ein Zeichen unserer Zeit. Moderne Geräte passen sich immer mehr den Lebensgewohnheiten der Menschen an und leisten mehr, als die Apparate, die unsere Eltern und Großeltern gebrauchten.

Doch der technische Fortschritt birgt nicht nur Chancen, sondern auch Gefahren.
Das attraktive Design der Geräte und ein Überschuss an Reizen können nämlich die Hirnzellen schädigen. So spricht man in diesem Zusammenhang sogar von digitaler Demenz, die in erster Linie jüngere Menschen betrifft, die z. T. bereits ein Suchtverhalten entwickelt haben. Sie verbringen manchmal mehr als 7 Stunden am Tag vor den Bildschirmen ihrer PCs, Tablets, Spielekonsolen oder Smartphones.

Das Resultat:
Eine Verschlechterung der geistigen Fähigkeiten.

Das Gehirn
Das Gehirn ist ein sensibles, gleichzeitig aber auch sehr plastisches Organ. Es entwickelt und verändert sich und mit zunehmendem Alter nimmt seine Leistungsfähigkeit ab. Dabei wirkt im Laufe unseres Lebens eine Vielzahl von Faktoren darauf ein.

Viele Prozesse finden auf der Ebene des neuronalen Netzwerks statt.

Was aber beeinflusst unsere Nervenzellen?
Zum einen sind dies Erfahrungen und Anregungen, die wir machen und erhalten und das nicht nur in unserer Kindheit, sondern im Laufe unseres gesamten Lebens. Alles, was uns umgibt, übt einen großen Einfluss auf die Entwicklung unseres Gehirns, die Kognition, Wahrnehmung der Welt und geistige Leistungsfähigkeit aus.

Kurzzeitgedächtnisstörungen
Studien bestätigen, dass eine Reizüberflutung, die durch moderne Technologie verursacht wird, unsere geistige Leistungsfähigkeit herabsetzen und das Kurzzeitgedächtnis beeinträchtigen kann.

Während wir uns wichtige Informationen, Telefonnummern, Namen und Daten früher merken konnten, sind diese Angaben heute in Notebooks, Computern und Handys hinterlegt.

Merkfähigkeit und Erinnerungsvermögen brauchen wir damit nun nicht mehr zu beanspruchen oder aber in deutlich reduziertem Umfang.

Aber was bedeutet das für unser Gehirn? Überschüssige Stimuli sind schädlich für unser Gehirn. Die Vielzahl an Reizen, die moderne elektronische Geräte auslösen, verursacht nicht nur unnötigen Stress – sie lenken uns auch ab, reduzieren also Aufmerksamkeit und Konzentration und führen letztlich dazu, dass unsere Nervenzellen nicht mehr „arbeiten“ müssen.

Und dieser fehlende Bedarf führt letztlich dazu, dass diese ihre Funktionen nur noch in begrenztem Umfang ausüben.
 
Das Gehirn ist ein Organ, das – ebenso wie Muskeln – kontinuierlich auf bestimmte Reizimpulse angewiesen ist, die es ihm erlauben, sich zu entwickeln. Statt einer Überzahl sollten diese jedoch in wohl dosiertem Maße kreativ und anregend auf es einwirken. Nur so bleibt es in Form und Gedächtnis- und Konzentrationsfähigkeit lange erhalten. Studien haben gezeigt, dass sportlich aktive Menschen ein geringeres Demenzrisiko aufweisen.
 
Was versteht man unter einer digitalen Demenz?
Experten rufen zu einem maßvollen Umgang mit modernen Technologien auf, die eine nachteilige Wirkung auf die Effizienz unseres Gehirns haben können. Die digitale Demenz stellt somit nicht nur ein soziales, sondern auch medizinisches Problem dar.

Wie aber unterscheidet man eine digitale von einer „normalen“ Demenz?
Als Demenz bezeichnet man eine Erkrankung des Gehirns, die die kognitiven Fähigkeiten beein-trächtigt. Es gibt viele Arten der Demenz, die häufigste Ursache einer neurodegenerativen Demenz ist die Alzheimer-Krankheit. Statistiken zufolge sind weltweit etwa 44 Millionen Menschen betroffen.

Als digitale Demenz (engl. digital dementia) bezeichnet der deutsche Psychologe und Psychiater Manfred Spitzer eine Krankheit, die durch den unkontrollierten Einsatz von digitalen Medien zu psychischen und physischen Symptomen führt. Besonders gefährdet sind Kinder und Jugendliche, deren Gehirne plastischer sind und äußere Reize „wie ein Schwamm aufsaugen“.

Das übermäßige Eintauchen in die virtuelle Welt beeinträchtigt Denkvermögen, Kommunikationsfähigkeit, Gedächtnisleistung, Aufmerksamkeit und räumliche Orientierung. Doch nicht nur die jüngere Generation ist betroffen: Ebenso verursachen elektronische Kommunikationsformen wie SMS-Nachrichten auch bei Erwachsenen Erinnerungsprobleme und Konzentrationsschwierigkeiten.
 
Social Life anstatt Social Media
Viele Menschen verbringen ihre Wochenenden vor dem Bildschirm anstatt im Freien oder bei einem anregenden Buch.

Doch wie gelingt es, sich aus der virtuellen Welt „auszuloggen“?
Die gute Nachricht ist, dass sich die negativen Auswirkungen der digitalen Demenz umkehren lassen. Experten raten dazu, seine Gewohnheiten zu ändern und sich der Gesundheit der Gehirnzellen zuzuwenden. Das gelingt durch entsprechende Anreize, die die Bildung neuer Zellen und Synapsen stimulieren.

Je mehr wir unser Gehirn fordern desto besser.
Wer Probleme mit dem Kurzzeitgedächtnis hat, der sollte einen Moment innehalten, bevor er Suchdienste im Internet zu Rate zieht. Bücher sollten nicht auf dem Tablet, sondern in gedruckter Version gelesen werden. Auch das Lernen einer neuen Sprache oder eines Musikinstruments sind wirkungsvolle Maßnahmen. Sie erfordern die Zusammenarbeit beider Hirnhälften, stimulieren die Aktivität der Gehirnzellen und verbessern die Konzentration.

Wichtig ist außerdem viel Bewegung an der  frischen Luft, die die Sauerstoffversorgung verbessert und den Transport von wichtigen Nährstoffen an das Gehirn beschleunigt.

Text:
medicalpress.de

Quelle:
Neuro Care Klinik Kattowitz