Wenn die Schweißdrüsen verrücktspielen
Experte verrät, was bei starkem Schwitzen hilft
Sie fungiert als natürliche Klimaanlage und soll den Körper vor Überhitzung schützen – die Schweißbildung.
Je nach Anstrengung und Temperatur reagiert der Körper mit dieser Funktion, um Temperaturunterschiede zum Beispiel bei großer Hitze, beim Sport oder auch bei emotionalen Stress-Situationen auszugleichen. Etwa 400 Schweißdrüsen pro Quadratzentimeter sorgen dabei für den Kühlungseffekt.
Manche Menschen leiden jedoch auch ohne körperliche Anstrengung unter starker Schweißbildung, der sogenannten Hyperhidrose.
Große Schweißflecken auf der Kleidung und klitschnasse Hände oder schwitzige Füße lassen sich nur schwer verbergen und stellen für Betroffene ein großes Problem dar. Sie leiden nicht nur im privaten Umfeld, sondern auch im Job stark unter den Schweißattacken.
„Oft ziehen sich Patienten sogar komplett aus allen sozialen Aktivitäten zurück“, weiß Dr. med. Klaus G. Niermann, Facharzt für Plastische Chirurgie und Leiter der Fontana Klinik in Mainz, der ebenfalls Praxen in Wiesbaden und Nürnberg betreibt, und verrät: „Wer nur gelegentlich unter starkem Schwitzen leidet, kann schon selbst einiges tun, um die Schweißproduktion in Grenzen zu halten. Bei einer krankhaften Ursache wie der Hyperhidrose stehen verschiedene medizinische Möglichkeiten der Therapie zur Verfügung.“
Natürliche Hilfe bei übermäßiger Schweißproduktion
Bestimmte Nahrungs- oder Genussmittel fördern die Schweißproduktion.
So sollten Betroffene auf Nikotin, Alkohol, Kaffee und schwarzen Tee lieber verzichten. Auch scharfen Gewürzen wird eine schweißtreibende Wirkung nachgesagt.
Stattdessen eignet sich Salbeitee sehr gut als Getränk, denn es soll die Schweißproduktion mindern.
Äußerlich angewendet, wirkt ein Sud aus Eichenrinde wie ein natürliches Antitranspirant, da die darin enthaltenen Gerbstoffe Haut und Schleimhaut zusammenziehen.
Für Füße und Hände eignet sich auch ein Bad mit Eichenrindenextrakt. Baumwollunterwäsche oder spezielle Funktionskleidung lassen die Haut atmen und transportieren den Schweiß entsprechend ab.
„Auch Übergewicht trägt zu einer verstärkten Schweißbildung bei, da der Körper bei Bewegung mehr Anstrengung leisten muss. Eine Gewichtsreduktion auf ein gesundes Maß hat also auch hier einen positiven Effekt“, betont Dr. Niermann.
Spritze gegen Schwitzen
Wenn die Schweißdrüsenproduktion krankhaft gestört ist, bieten allerdings nur medizinische Maßnahmen dauerhafte Erleichterung.
„Vor jeder Behandlung führen wir immer einen Test durch, der die gestörten Drüsen lokalisiert“, erläutert der Experte.
Neben den Achseln äußert sich Hyperhidrose besonders an Kopf, Händen, Füßen oder Stirn. Bei all diesen Körperpartien erzielt die Therapie mit Botulinum, das auch in der Faltenbehandlung Verwendung findet, sehr gute Erfolge.
Der Wirkstoff hemmt den Übertragungsstoff Acetylcholin und somit die vermehrte Schweißbildung an der Hautoberfläche. Bei dieser Therapieform erfolgt eine gezielte Injektion an den zuvor getesteten Stellen.
Direkt nach der Behandlung gehen die Patienten wieder nach Hause. Nach ungefähr zwei Tagen setzt die Wirkung ein und erreicht das Maximum nach drei Woche. Dann hält der Effekt bis zu sechs Monate an.
„Wenn die Wirkung nachlässt, können wir die Behandlung beliebig oft wiederholen“, erklärt der Experte.
Schweißdrüsen einfach wegsaugen
Für eine dauerhafte Trockenheit unter den Achseln sorgt die Entfernung der Drüsen durch Absaugen. Dabei nimmt der Facharzt während der Behandlung einen minimalen Schnitt in der Achselregion vor. Anschließend führt er spezielle Instrumente unter die Haut, löst die Schweißdrüsen von der Unterhaut und saugt sie, wie bei einer Fettabsaugung, unmittelbar ab.
Aufgrund der geringen Narbenbildung gehört diese Methode zu den minimalinvasiven Behandlungen und wird unter örtlicher Betäubung ambulant durchgeführt. Als angenehmer Nebeneffekt werden oft auch die Haarwurzeln mitentfernt, sodass sich der Haarwuchs deutlich reduziert oder sogar ganz ausbleibt.
„Neben der Absaugung besteht noch die Möglichkeit, die Schweißdrüsen herauszuschneiden oder herauszuschaben. Allerdings entstehen bei beiden Verfahren Narben und das Risiko für Komplikationen ist deutlich höher, deshalb entscheiden sich die meisten meiner Patienten für die Absaugung“, erklärt Dr. Niermann abschließend.
Weitere Informationen erhalten Interessierte direkt unter www.fontana-klinik.de