Venen im Kampf der Geschlechter
Krampfadern kein reines Frauenleiden - Schwerere Symptome oft bei Männern
Wenn es um Venenprobleme geht, denken die meisten Menschen nach wie vor an ein typisches Frauenleiden.
„Nicht ganz korrekt“, weiß Prof. (Univ. Chisinau) Dr. Dr. Stefan Hillejan, Phlebologe und Proktologe von der Praxisklinik für Venen- und Enddarmerkrankungen in Hannover und Vorsitzender des Berufsverbands Qualifizierter Medizinischer Sachverständiger Deutschlands.
„Zwar zeigen sich beispielsweise Krampfadern aufgrund verschiedener Einflüsse häufiger bei Frauen, doch auch viele Männer leiden unter erweiterten Gefäßen.“ Diese ignorieren oftmals erste Symptome, sodass sich bei ihnen eher Folgeerkrankungen wie Thrombose oder ein offenes Beine entwickeln.
Hormonelle Einflüsse
Bei der Entstehung von Krampfadern spielen verschiedene Faktoren eine Rolle. Dazu zählen unter anderem erbliche Veranlagung, Alter, Bewegungsmangel sowie Übergewicht. Bei Frauen sorgen zudem die Hormone für ein verstärktes Vorkommen der Erkrankung. Denn Östrogene schwächen das Bindegewebe und damit die Venenwände.
„Vor allem Schwangerschaften, in denen zusätzlicher Druck sowie das Hormon Progesteron auf die Venen wirkt, erhöhen das Risiko für Krampfadern“, ergänzt der Venenspezialist.
Verschleppte Leiden
Nicht sofort zeigen sich Venenleiden durch deutlich hervortretende Gefäße. Stattdessen verspüren Betroffene zunächst Beschwerden in Form von geschwollenen und schmerzenden Knöcheln am Abend, wiederholten Krämpfen oder anhaltendem Kribbeln im Bein.
Während Frauen oft schon diese Symptome zum Anlass nehmen, einen Arzt aufzusuchen, warten die meisten Männer länger bis zu einem Termin.
Im Themenheft „Venenerkrankungen der Beine“ von Mai 2009 [1] zeigt das Robert-Koch-Institut auf, dass sich Frauen im Vergleich zu Männern etwa doppelt so häufig einer Krampfaderbehandlung unterziehen, obwohl der Unterschied im Auftreten der Erkrankung nur um etwa 25 Prozent variiert.
„Je früher wir Venenleiden diagnostizieren, desto besser lässt sich dem Fortschritt der Erkrankung entgegenwirken“, betont Prof. Hillejan. „Denn im Anfangsstadium helfen oft schon Maßnahmen wie mehr Bewegung, das Tragen von Kompressionsstrümpfen sowie weitere Anpassungen des Alltags, die Venen zu unterstützen.“
Vermeidbare Folgen
Bei einer fortgeschrittenen Venenschwäche schließen die Venenklappen nicht mehr richtig und das Blut, das sie sonst in Richtung Herz transportieren, staut sich in den Beinen. Es kommt zu Krampfadern, die meist bläulich sichtbar unter der Hautoberfläche hervortreten.
Zwar handelt es sich nur sehr selten um einen Notfall, doch unbehandelt erhöhen Krampfadern das Risiko für Venenentzündung, offenes Bein oder Blutgerinnselbildung, die zu Thrombose oder Lungenembolie führen können.
Im Jahr 2006 zeigten australische und kanadische Wissenschaftler anhand einer Auswertung verschiedener Studien, dass Männer, die bereits ein Blutgerinnsel hatten, fast doppelt so häufig eine erneute Thrombose erleiden wie Frauen.
„Aus diesem Grund ist es umso wichtiger für beide Geschlechter, mit Beschwerden frühzeitig einen Arzt zu konsultieren“, betont Prof. Hillejan und ergänzt: „Heutzutage brauchen Betroffene vor einer Behandlung nicht mehr zurückzuschrecken. Je nach Stadium stehen schonende Verfahren wie Schaumverödung oder endovenöse Lasertherapie zur Verfügung.“ Auf das Stripping, das Ziehen der Krampfader, kann für gewöhnlich verzichtet werden.
Mehr Informationen erhalten Sie auch unter www.praxisklinik.com.