Implantation von Hüftgelenken: Deutliche Qualitätsunterschiede zwischen operierenden Kliniken

Patientinnen und Patienten, bei denen die Implantation eines künstlichen Hüftgelenkes ansteht, können durch die Wahl eines Krankenhauses mit guten Qualitätsergebnissen das Risiko für Komplikationen deutlich senken.

Das zeigt eine aktuelle Analyse von knapp 125.000 Operationen von AOK-Versicherten aus den Jahren 2020 bis 2022 durch das Wissenschaftliche Instituts der AOK (WIdO) auf Basis des Verfahrens zur Qualitätssicherung mit Routinedaten (QSR).

Nach der Analyse war bei den Hüftgelenks-Implantationen aufgrund von Arthrose eine Gesamt-Komplikationsrate von 5,7 Prozent zu verzeichnen. Im Fünftel der Krankenhäuser mit den schlechtesten Ergebnissen lag die Komplikationsrate bei 10,4 Prozent, während sie im Fünftel der Krankenhäuser mit den besten Ergebnissen mit 3,2 Prozent sehr viel geringer war.

Die Detail-Bewertungen für 792 Kliniken, die im Auswertungszeitraum mindestens 30 Eingriffe bei AOK-Versicherten durchgeführt haben, sind seit heute im Gesundheitsnavigator der AOK (www.aok.de/gesundheitsnavigator) abrufbar.

Im Gesundheitsnavigator wird das Abschneiden der Kliniken mit leicht verständlichen Symbolen dargestellt: Drei AOK-Lebensbäume gibt es für das Fünftel der Kliniken mit überdurchschnittlicher Qualität, zwei für durchschnittlich abschneidende Kliniken und einen Lebensbaum für das Fünftel der Kliniken mit unterdurchschnittlicher Qualität.

Ungeplante Revisions-Operationen bei 2,5 Prozent aller Fälle

Das WIdO hat als Basis für die Komplikationsrate unter anderem analysiert, wie oft nach einer Hüftgelenks-Implantation innerhalb eines Jahres ungeplante Revisions-Operationen erforderlich waren – etwa, weil sich nach dem Eingriff das Operationsgebiet entzündete oder sich die Prothese in der Zwischenzeit gelockert hatte. Dies war bei 2,5 Prozent aller Eingriffe der Fall.

Zudem wurde ausgewertet, wie oft es zu chirurgischen Komplikationen wie Infektionen durch die Prothese oder Verletzungen von Blutgefäßen kam. Hier lag die Rate der Komplikationen bei 2,9 Prozent.

Analysiert wurde zudem der Anteil von Brüchen des Oberschenkelknochens innerhalb von 90 Tagen nach dem Eingriff. Solche Brüche kamen in 1,9 Prozent aller Fälle vor.

Um einen fairen Klinikvergleich zu gewährleisten, wurden bei der Analyse im Rahmen einer Risikoadjustierung auch unterschiedliche Patienteneigenschaften wie Alter, Geschlecht oder Vorerkrankungen berücksichtigt.

Die Implantation eines künstlichen Hüftgelenkes ist bei vielen Menschen mit zunehmendem Alter erforderlich, weil sich das Hüftgelenk abnutzt. Durch Arthrose bedingte Schmerzen können dann oftmals nur noch durch eine Operation verringert werden. Bei der Operation wird das verschlissene Gelenk durch ein künstliches Hüftgelenk (Endoprothese) ersetzt. Dabei kann es auch zu Komplikationen kommen, die durch eine routinierte Operationsvorbereitung, Durchführung und Nachsorge reduziert werden können.

Gut abschneidende Kliniken profitieren besonders von NRW-Reform

Eine Zusatzanalyse des WIdO zeigt, dass nordrhein-westfälische Krankenhäuser, die im QSR-Verfahren eine überdurchschnittliche Qualität bescheinigt bekommen, von der dortigen Krankenhausreform profitieren.

Während insgesamt nur jeder zweite Krankenhaus-Standort mit einer entsprechenden Endoprothetik-Versorgung eine Zuweisung erhalten soll (126 von 235 Standorten in NRW), sind es bei den Krankenhaus-Standorten mit überdurchschnittlicher QSR-Qualität in der elektiven Hüftendoprothetik 81 Prozent (22 von 27 Standorten). Die Reform in NRW gilt als „Blaupause“ für die Krankenhausreform auf Bundesebene.

Insgesamt 124.186 Fälle analysiert und nachbeobachtet

In die Auswertung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK sind die Abrechnungsdaten von insgesamt 124.186 Fällen von AOK-Versicherten eingeflossen, die in den Jahren 2020 bis 2022 ein Hüftgelenks-Implantation erhielten. Die Fälle wurden auch im Jahr 2023 „nachbeobachtet“, um Komplikationen innerhalb eines Jahres nach der OP auswerten zu können. Alle Daten wurden anonymisiert ausgewertet, sodass keine Rückschlüsse auf einzelne Versicherte möglich sind.

Zusammen mit den Ergebnissen zu den Hüftgelenks-Implantationen aufgrund von Arthrose wurden heute auch Qualitätsergebnisse für zwölf weitere Behandlungen freigeschaltet, die im Rahmen des Verfahrens zur Qualitätssicherung mit Routinedaten (QSR) ausgewertet worden sind.

Dies sind die Operation nach hüftgelenksnahen Oberschenkelbruch, Hüftprothesenwechsel, die Implantation eines künstlichen Kniegelenkes, Knieprothesenwechsel, Gallenblasenentfernung bei Gallensteinen, Blinddarmentfernung, Mandeloperation, Leistenbruch-OP, Operation bei gutartiger Prostatavergrößerung und zur Prostataentfernung bei Prostatakrebs, therapeutische Herzkatheter (PCI) bei Patienten ohne Herzinfarkt sowie kathetergestützte Aortenklappen-Implantationen (TAVI).

Die Auswertungsergebnisse werden im AOK-Gesundheitsnavigator angezeigt, wenn Nutzerinnen und Nutzer im Navigator nach Informationen zu einer dieser Behandlungen suchen.

Informationen zum QSR-Verfahren: www.qualitaetssicherung-mit-routinedaten.de

Zum AOK-Gesundheitsnavigator: www.aok.de/gesundheitsnavigator