Sport für die Psyche

Oberberg Experte über Möglichkeiten und Grenzen von Sport bei psychischen Erkrankungen

Sport macht den Kopf frei - Ist der innere Schweinehund erst einmal überwunden, kann Sport ein echter Stimmungsbooster sein.

Nicht umsonst spricht man vom „Feeling-better-Phänomen“ nach dem Sport. Aber kann Sport auch bei psychischen Erkrankungen helfen? Professor Dr. med. Jens Plag, Oberarzt der Oberberg Fachklinik Potsdam Brandenburg, informiert über Möglichkeiten und Grenzen von Sport.

Glücklicher dank Sport?

Laut RKI [1] kann sich sportliche Betätigung in richtigem Maß positiv auf das Herz-Kreislaufsystem und die Stärkung der Muskulatur auswirken sowie Übergewicht vorbeugen bzw. reduzieren.

Auch die Psyche soll vom Sporttreiben profitieren.

„Bereits seit den 1990er Jahren ist bekannt, dass Menschen, die körperlich aktiv sind, seltener bzw. weniger ausgeprägt unter psychischen Erkrankungen wie Depression, Angststörungen oder einer posttraumatischen Belastungsstörung leiden“, erklärt Professor Plag, der im Rahmen eigener Studien/Arbeitsgruppen die Wirkung von Sport auf die Psyche untersucht hat.

Körperliche Bewegung sorgt dafür, dass Botenstoffe wie z.B. Serotonin und Dopamin ausgeschüttet werden, die sich positiv auf die Stimmungslage auswirken, wach und leistungsfähig machen und die Konzentrationsfähigkeit steigern.

Welche Aktivitätsform und -intensität den positivsten Effekt auf die Psyche hat, wird schwerpunktmäßig bereits seit Anfang der 2000er Jahre in Bezug auf die therapeutische Anwendung systematisch untersucht.

Für Ausdauer- und Krafttraining, verschiedene Formen von „Mind-Body-Exercise“ wie Yoga oder Tai-Chi konnte eine deutliche Wirkung festgestellt werden.

„In unserer Arbeitsgruppe zeigte sich, dass insbesondere die Dauer und die Intensität von Ausdauertrainings den therapeutischen Effekt z.B. bei Angststörungen und Depressionen positiv beeinflussen – kurz gesagt: je intensiver und länger die Sporteinheit bzw. der Trainingszeitraum ist, desto besser“, erklärt der Experte weiter.

Sport – ein Allheilmittel?

Da der unmittelbare psychische Effekt von Bewegung auf die nur kurzfristige Wirksamkeit von Endorphinen zurückzuführen ist und die neurochemischen Prozesse, die bei psychischen Erkrankungen wie der Depression oder Angststörungen beteiligt sind, erst mit einem zunehmenden Trainingseffekt zum Tragen kommen, stellt sich eine therapeutische Wirkung meist erst nach mehreren Wochen oder Monaten regelmäßiger körperlicher Aktivität ein.

Ergänzend zu den neurobiologischen Effekten wird durch regelmäßiges Sporttreiben mittelfristig auch das Selbstbild verbessert, was eine zusätzliche positive Wirkung auf die Psyche hat. Doch als alleiniges Hilfsmittel bei einer schweren psychischen Erkrankung reicht Sport nicht aus.

Bei Erkrankungen, die zum Beispiel mit starker Motivationslosigkeit einhergehen, wie eine Depression, kann schon das Aufraffen eine schier unmögliche Kraftanstrengung darstellen.

Zusätzlich frustrierend für Betroffene, wenn sie erst nach Wochen eine positive Wirkung nach dem Sporttreiben bemerken. Deshalb ist es insbesondere bei schwerer Symptomausprägung häufig notwendig, zunächst durch eine Psychotherapie oder medikamentöse Behandlung eine Symptomverbesserung zu erreichen, bevor wirkungsvoll mit körperlicher Aktivität begonnen werden kann. Zusätzlich zu diesen Standardverfahren ist dann Sport jedoch eine sehr sinnvolle Ergänzung.
 
In der Oberberg Fachklinik Potsdam Brandenburg behandeln der Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie Professor Plag und seine Kolleginnen und Kollegen Menschen mit psychischen Erkrankungen wie Depression, Burnout, Angststörung oder Stressfolgeerkrankungen. Auch Sporttherapie kann im Rahmen einer Therapie zum Einsatz kommen.

Informationen zur Oberberg Fachklinik Potsdam: https://www.oberbergkliniken.de/fachkliniken/potsdam

Über die Oberberg Gruppe:
Die Oberberg Gruppe mit Hauptsitz in Berlin ist eine vor mehr als 30 Jahren gegründete Klinikgruppe mit einer Vielzahl an Fach- und Tageskliniken im Bereich Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie an verschiedenen Standorten in Deutschland.

In den Kliniken der Oberberg Gruppe werden Erwachsene, Jugendliche und Kinder in individuellen, intensiven und innovativen Therapiesettings behandelt. Darüber hinaus existiert ein deutschlandweites Netzwerk aus Oberberg City Centers, korrespondierenden Therapeutinnen und Therapeuten sowie Selbsthilfegruppen.

Quelle.
[1] https://www.rki.de/DE/Content/GesundAZ/K/Koerperliche_Aktivitaet_Sport/Koerperliche_Aktivitaet_Sport_inhalt.html