Würdevolle Sterbehilfe: „Sollten Konvention über die Menschenrechte älterer Menschen erlassen“
Es sind die letzten Entscheidungen am Ende eines Menschenlebens
Medizinische Sterbehilfe steht an der Schnittstelle komplexer ethischer, rechtlicher und klinischer Überlegungen. Sie stellt die Gesellschaft vor die Herausforderung, das empfindliche Gleichgewicht zwischen individueller Autonomie und gesellschaftlichen Werten zu finden.
„Es sollte dringend eine Konvention der Vereinten Nationen über die Menschenrechte älterer Menschen erlassen werden, um altersbedingte Diskriminierung zu mildern und einen gerechten Zugang zu Gesundheitsversorgung und Entscheidungen am Lebensende zu unterstützen“, fordert Professor Kiran Rabheru (Foto), Alterspsychiater am Ottawa Hospital und der Universität Ottawa in Kanada.
Nun kommt er nach Deutschland und wird am 12. September im Rahmen eines Keynote-Vortrages beim Gerontologie- und Geriatrie-Kongress in Kassel über die aktuellen Herausforderungen der medizinischen Sterbehilfe sprechen.
Wer gern mehr über den Kongress erfahren möchte, schaut bitte direkt unter: www.gerontologie-geriatrie-kongress.org
„Gesellschaftliche Faktoren wie Altersdiskriminierung, Mentalismus und Behindertenfeindlichkeit beeinflussen weltweit betrachtet den Zugang zur medizinischen Sterbehilfe erheblich und unterstreichen die Notwendigkeit einer gerechten Sterbebegleitung“, sagt Rabheru. Er plädiert für Richtlinien und Praktiken, die die Prinzipien von Autonomie, Würde und Mitgefühl wahren, während sie gleichzeitig altersdiskriminierende Stereotypen infrage stellen und eine personenzentrierte Betreuung fördern.
Überblick zur Sterbehilfe: Ethik, Recht, Politik und Wirtschaft
Insgesamt bietet Kiran Rabherus Expertenvortrag eine differenzierte Betrachtung von medizinischer Sterbehilfe und ermutigt die Kongress-Teilnehmenden, sich in deren Komplexität zurechtzufinden.
Die Präsentation wird einen Überblick über die Sterbehilfe geben und ihre globale Landschaft, ethischen Grundlagen, klinischen Nuancen, rechtlichen Rahmenbedingungen sowie sozialen, psychologischen, politischen und wirtschaftlichen Dimensionen untersuchen. Dabei wird Rabheru auch die Rechtmäßigkeit der Sterbehilfe in verschiedenen Ländern und ihre zunehmende Verbreitung darstellen.
Geschichten aus dem wahren Leben: Nachdenken über die moralische Komplexität der Sterbebegleitung
Anhand von Geschichten aus dem wahren Leben, die der Referent in die Präsentation integriert, wird der tiefgreifende Einfluss von unheilbaren Krankheiten und psychischen Erkrankungen auf Entscheidungen am Lebensende veranschaulicht: Sarah und Michael standen jeweils vor einzigartigen Herausforderungen, die sie dazu brachten, medizinische Sterbehilfe in Betracht zu ziehen. Sie wollten die Kontrolle über ihre letzten Momente zurückgewinnen.
„Ethische Überlegungen, insbesondere in Bezug auf Autonomie und Würde, stehen im Mittelpunkt des Sterbehilfe-Diskurses. Geschichten wie die von Sarah und Michael regen zum Nachdenken über die moralische Komplexität der Sterbebegleitung an“, sagt Rabheru.
Zur Person:
Dr. Kiran Rabheru ist Professor für Psychiatrie und Alterspsychiater am Ottawa Hospital und der University of Ottawa, Kanada. Seit mehr als 40 Jahren kümmert er sich um Patientinnen und Patienten sowie deren Pflegerinnen und Pfleger – als Hausarzt und später als Alterspsychiater. Rabheru ist Zertifizierer und Stipendiat des College of Family Physicians und des Royal College of Physicians and Surgeons of Canada.
Er gilt als Begründer des Spezialgebiets Alterspsychiatrie in Kanada und wurde von der Canadian Academy of Geriatric Psychiatry (CAGP) mit dem Outstanding Achievements in Geriatric Psychiatry Award ausgezeichnet.