Wer Lachgas konsumiert, riskiert Schäden an Gehirn und Nerven

Das IQWiG hat sich wissenschaftlich der Frage genähert, welche gesundheitlichen Folgen die Modedroge verursachen kann.

Lachgas wird als Partydroge bei jungen Menschen immer beliebter. Es ist günstig, leicht zu beschaffen – und es ist vor allem nicht verboten.

Wenn der Konsum legal ist, kann das Gas ja nicht so schädlich sein, denken viele. Doch ist das wirklich so? Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) hat die wichtigsten wissenschaftlich gesicherten Erkenntnisse über Lachgas zusammengetragen und als Kurz-Erklärt-Text auf seiner Webseite www.gesundheitsinformation.de  veröffentlicht.

10 bis 20 Prozent der jungen Menschen haben bereits einmal Lachgas konsumiert

Lachgas hat eine schmerzstillende und betäubende Wirkung, weshalb es bei Narkosen eingesetzt werden kann. Das Gas wird in der Lunge ins Blut aufgenommen und gelangt so ins Gehirn und Nervengewebe. Lachgas wird meist in kleinen Kartuschen verkauft und normalerweise zum Aufschäumen von Schlagsahne verwendet. Um Lachgas als Droge zu verwenden, werden die Kartuschen mit speziellen Geräten geöffnet. Danach wird das Gas in Ballons gefüllt und aus dem Ballon eingeatmet.

Nach Befragungen in einzelnen Städten und in anderen europäischen Ländern haben zwischen 10 und 20 Prozent der Jugendlichen und jungen Erwachsenen bereits mindestens einmal Lachgas ausprobiert.

Lachgas verändert die Reaktion und den Stoffwechsel von Nervenzellen.

Im Gehirn führt das beim Einatmen schnell zu euphorischen und entspannenden Gefühlen. Außerdem verändert sich kurzzeitig die Wahrnehmung der Umgebung und der Zeit. Viele müssen kichern oder lachen. Nach wenigen Minuten ist die Wirkung vorbei.

Akute Vergiftungen mit Lachgas sind selten. Wenn jemand ärztlich behandelt werden muss, dann meist, weil er oder sie sich im Rausch verletzt hat. Auch Todesfälle sind die Ausnahme.

Nervenschäden können zu Lähmungserscheinungen führen

Über die langfristigen gesundheitlichen Auswirkungen von Lachgas gibt es bisher nur wenig Forschung. Gesichert ist aber: Wer es häufig und über einen längeren Zeitraum einatmet, riskiert Schäden an Gehirn und Nerven. Eine Ursache: Lachgas hemmt in Blut- und Nervenzellen die Verwertung von Vitamin B12, das mit der Nahrung aufgenommen wird. Vitamin B12 spielt eine wichtige Rolle beim Aufbau der Nerven und bei der Blutbildung.

Typische Symptome für Nervenschäden sind zunächst Kribbeln oder das Gefühl von Nadelstichen in den Händen, Armen oder Beinen.

Zusätzlich kann es zu Lähmungserscheinungen kommen. Schäden von Nerven im Rückenmark können dazu führen, dass man Probleme beim Gehen bekommt. Bislang ist offen, wie oft solche Beschwerden auftreten und wie sie sich wieder zurückbilden.

„Auch wenn wir noch nicht konkret wissen, wie sich häufiger Konsum von Lachgas langfristig auswirkt, so deutet doch viel darauf hin, dass es schädlich ist“, betont Andreas Berger-Waltering aus dem IQWiG-Ressort Gesundheitsinformation. „Die Rechnung ‚legal gleich harmlos‘ geht hier nicht auf.“

www.gesundheitsinformation.de : Was ist Lachgas und welche Folgen hat der Konsum?

Lachgas wird für medizinische und industrielle Zwecke verwendet. In den letzten Jahren konsumieren es mehr Menschen als Droge. Es wirkt für einige Minuten euphorisierend und entspannend. Der häufige Konsum kann gesundheitliche Folgen haben.

Was ist Lachgas und welche Folgen hat der Konsum?

Lachgas wird für medizinische und industrielle Zwecke verwendet. In den letzten Jahren konsumieren es mehr Menschen als Droge. Es wirkt für einige Minuten euphorisierend und entspannend. Der häufige Konsum kann gesundheitliche Folgen haben.
Was ist Lachgas?

Lachgas (Distickstoffmonoxid) ist eine Verbindung aus Stickstoff und Sauerstoff. Das Gas ist farblos und riecht süßlich. Lachgas hat eine schmerzstillende und betäubende Wirkung, weshalb es bei Narkosen eingesetzt werden kann. Außerdem wird es in der chemischen Industrie und der Landwirtschaft verwendet.

Das Gas wird in der Lunge ins Blut aufgenommen und gelangt so ins Gehirn und Nervengewebe. Es wird im Körper nicht abgebaut, sondern vollständig über die Lunge wieder ausgeatmet.

Lachgas wird meist in kleinen Kartuschen verkauft und normalerweise zum Aufschäumen von Schlagsahne verwendet. Um Lachgas als Droge zu verwenden, werden die Kartuschen mit speziellen Geräten (sogenannten Crackern) geöffnet. Das Lachgas wird dann in Ballons gefüllt und aus dem Ballon eingeatmet. Es gibt auch große Patronen, die sehr viel Lachgas enthalten.

Warum wird Lachgas als Droge konsumiert?

Lachgas wird in den letzten Jahren zunehmend von Jugendlichen und jungen Erwachsenen auf Partys und in der Freizeit konsumiert. Anfangs war es vor allem in Clubs und auf Musikfestivals verbreitet. Mittlerweile konsumieren es viele auch in kleinen Gruppen oder allein zu Hause.

Es gibt verschiedene Gründe, warum der Konsum zugenommen hat. Manche haben das Gefühl, dass Lachgas eine relativ sichere Droge ist. Außerdem ist es relativ billig und leicht zu beschaffen – und ist es nicht verboten. Zudem wird es in den sozialen Medien stark beworben.

Wie viele Menschen konsumieren Lachgas als Droge?

Der Konsum ist sehr unterschiedlich. Lachgas wird vor allem von Jugendlichen und jungen Erwachsenen konsumiert. Nach Befragungen in einzelnen Städten und in anderen europäischen Ländern haben zwischen 10 und 20 % der Jugendlichen und jungen Erwachsenen mindestens einmal Lachgas ausprobiert.

Manche nehmen Lachgas nur ein paar Mal im Jahr und dann in kleinen Mengen (nur wenige kleine Ballons). Andere konsumieren es regelmäßig in größeren Mengen (viele oder große Ballons). Lachgas wird auch zusammen mit anderen Drogen eingenommen, wie Alkohol, Cannabis oder Psychedelika.

Wie viele Menschen in Deutschland Lachgas konsumieren, ist nicht genau bekannt.

Welche Wirkung hat Lachgas?

Lachgas verändert die Reaktion und den Stoffwechsel von Nervenzellen. Im Gehirn führt das beim Einatmen schnell zu euphorischen und entspannenden Gefühlen. Außerdem verändert sich kurzzeitig die Wahrnehmung der Umgebung und der Zeit. Viele müssen kichern oder lachen. Nach wenigen Minuten ist die Wirkung vorbei.

Das Einatmen selbst kleiner Mengen kann zu Beschwerden wie Schwindel, Benommenheit, Kopfschmerzen und Kribbeln führen. Lachgas kann auch Übelkeit, Erbrechen, Gleichgewichtsstörungen und Ohnmacht auslösen. Leichte Halluzinationen sind ebenfalls möglich.

Wenn man aus einem Ballon Lachgas einatmet, erhält die Lunge für diese Atemzüge keinen Sauerstoff. Einige der Folgen sind auf einen vorübergehenden Sauerstoffmangel zurückzuführen. Sie verschwinden in der Regel, wenn man wieder normal atmet. Schwindel und Benommenheit können jedoch bis zu 30 Minuten anhalten.

Welche unmittelbaren Risiken hat der Konsum?

Lachgas kann dazu führen, dass Bewegungen schlechter kontrolliert werden und die Wahrnehmung beeinträchtigt ist. So steigt die Unfall- und Verletzungsgefahr. Dies ist besonders im Straßenverkehr wichtig. Wenn man während des Konsums Auto oder Fahrrad fährt, als Fußgänger unterwegs ist oder Maschinen bedient, gefährdet man nicht nur sich selbst, sondern auch andere. Das Risiko erhöht sich, wenn gleichzeitig andere Drogen eingenommen werden.

Akute Vergiftungen mit Lachgas sind selten. Wenn jemand ärztlich behandelt werden muss, dann meist, weil er oder sie sich im Rausch verletzt hat. Seltener führt der Rausch zu stärkeren Halluzinationen, die behandelt werden müssen.

Die Häufigkeit von Lachgasvergiftungen in Deutschland ist nicht bekannt. In anderen europäischen Ländern wurden den Giftinformationszentren pro Jahr jeweils etwa 70 (Dänemark) bis 130 (Frankreich) Vergiftungsfälle gemeldet.

Todesfälle durch Lachgas sind die Ausnahme. Sie ereignen sich meist durch Ersticken, weil eine Maske verwendet oder eine Plastiktüte über den Kopf gezogen wurde. Atembeschwerden können auch in engen, unbelüfteten Räumen (zum Beispiel Autos) auftreten, wenn dort größere Mengen des Gases freigesetzt werden und den Sauerstoff verdrängen.

Welche weiteren Risiken gibt es bei der Anwendung?

In Kartuschen steht Lachgas unter hohem Druck. Beim Ausströmen kühlen die Kartusche und das Gas stark ab. Es kann dann, durch die kalte Kartusche oder wenn das Gas eingeatmet wird, zu schweren Erfrierungen und Lungenverletzungen kommen. Wird das Lachgas zuerst in einen Ballon gefüllt, erwärmt es sich.

Welche langfristigen Schäden kann Lachgas haben?

Über die langfristigen gesundheitlichen Auswirkungen von Lachgas gibt es bisher nur wenig Forschung. Es ist unklar, ab welchem Konsum welche Schäden auftreten. Man geht aber davon aus, dass es in der Regel keine langfristigen Folgen hat, wenn Lachgas nur selten und in kleinen Mengen konsumiert wird.

Wer es jedoch häufig und über einen längeren Zeitraum einatmet, riskiert Schäden an Gehirn und Nerven. Eine Ursache: Lachgas hemmt zum Beispiel in Blut- und Nervenzellen die Verwertung von Vitamin B12, das mit der Nahrung aufgenommen wird. Vitamin B12 spielt eine wichtige Rolle beim Aufbau der Nerven und bei der Blutbildung. Deshalb kann ein hoher Konsum von Lachgas auch das Risiko für eine Blutarmut (Anämie) erhöhen.

Typische Symptome für Nervenschäden sind zunächst Kribbeln oder das Gefühl von Nadelstichen in den Händen, Armen oder Beinen.

Solche Missempfindungen können aber auch in anderen Körperteilen auftreten. Zusätzlich kann es zu Lähmungserscheinungen kommen. Nervenschäden können dazu führen, dass die Kontrolle über die Muskulatur schwindet – dann sind Gleichgewichtsstörungen und Muskelschwäche möglich.

Schäden von Nerven im Rückenmark können dazu führen, dass man Probleme beim Gehen bekommt. Bislang ist offen, wie oft solche Beschwerden auftreten und wie sie sich wieder zurückbilden.

Fachleute vermuten, dass der intensive Gebrauch von Lachgas in seltenen Fällen auch Thrombosen, Embolien oder Herzinfarkte auslösen kann.

Bei wiederholtem intensivem Gebrauch kann es unter Umständen auch zu psychischen Folgen wie Psychosen, Halluzinationen und Stimmungsschwankungen kommen.

Inwiefern Lachgas körperlich abhängig machen kann, ist bislang unklar. Es kann jedoch zu einer psychischen Abhängigkeit durch das wiederholte Gefühl der Entspannung beim Konsum kommen.

Herausgeber:
Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)