Tagesschläfrigkeit bei anhaltender Depression könnte gute Ketamin-Wirkung vorhersagen

15 % der Patienten mit atypischer Depression (neurovegetative Symptomatik) – gute Ketamin-Prognose

Die rasch antidepressiven Effekte intravenösen Ketamins bei behandlungsresistenter Depression könnten durch Effekte auf den Schlaf vermittelt werden. Daten über 52 Patienten unterstützen dies nun und legen nahe, dass besonders bei Tagesschläfrigkeit/Hypersomnie eine gute Wirksamkeit von Ketamin/Esketamin wahrscheinlich ist, sogar bei Patienten mit atypischer Depression.

Schlafstörungen sind ein häufig begleitendes Symptom depressiver Episoden und stehen mit schwererer affektiver Symptomatik und suizidalem Verhalten in Zusammenhang. Auffälligkeiten lassen sich bei Depression im Schlaflabor in unterschiedlichen Schlafstadien nachweisen, sowohl im Tiefschlaf (langsamwelliger oder Slow-wave-Schlaf), als auch im REM-Schlaf.

Aktuelle Evidenz deutet darauf, dass die rasch antidepressiven Effekte intravenösen Ketamins bei Patienten mit behandlungsresistenter Depression durch Effekte von Ketamin auf Tiefschlaf und REM-Schlaf vermittelt werden. Informationen zu Schlafstörungen könnten daher womöglich bei der Vorhersage helfen, wie gut ein Patient auf die Behandlung mit Ketamin anspricht.

Schlafstörungen bei therapieresistenter Depression: Prognose für Ketamin-Effekt?

Wissenschaftler untersuchten nun in einer retrospektiven Sekundäranalyse einer Beobachtungsstudie, ob sich Ansprechraten auf eine Behandlung mit intravenösem Ketamin oder Esketamin-Nasenspray je nach Schlaf-Phänotyp unterschieden.

Patienten mit behandlungsresistenter Depression nahmen an der Studie teil, mit Behandlungsresistenz definiert als Versagen von zwei oder mehr ausreichend dosierter und langer Behandlungsversuche mit Antidepressiva. Die Patienten erhielten entweder bis zu 6 Ketamin-Infusionen (0,5 mg/kg über 40 – 100 min) oder bis zu 8 Behandlungen mit Esketamin-Nasenspray (56 oder 84 mg).

Effekte der Behandlung wurden anhand des QIDS-SR (Quick Inventory of Depressive Symptomatology-Self Report) durch die Patienten selbst berichtet. Das QIDS-SR ermöglicht zudem eine Einschätzung unterschiedlicher Schlafstörungen als Basis der nun durchgeführten Analyse.

Analyse des Schlafmusters und Ketamin/Esketamin-Therapieeffekt bei 52 Patienten

Die Kohorte setzte sich aus 52 Patienten mit behandlungsresistenter Depression im durchschnittlichen Alter von 49 Jahren (61,5 % Frauen) zusammen, von denen 37 Ketamin-Infusionen und 15 Esketamin-Nasenspray erhielten.

94 % der Patienten berichteten von Schlafproblemen. 62 % der Teilnehmer ließen sich durch mehr als einen spezifischen Schlafstörungs-Phänotyp beschreiben. Besonders häufig litten die Patienten an Durchschlafstörungen (65,4 %), also Erwachen in der Mitte der Nacht und Schwierigkeiten, wieder einzuschlafen, oder an Einschlafschwierigkeiten (48,1 %).

Personen mit Hypersomnie vor Beginn der Behandlung, meist erkennbar an einer Tagesschläfrigkeit, sprachen häufiger gut auf die Behandlung mit Ketamin oder Esketamin an und zeigten ausgeprägtere Verbesserungen in ihren Depressions-Symptomen (QIDS-SR) als andere Personen.

Bei 15 % der Patienten konnten neurovegetative Symptome (atypische Depression) festgestellt werden. Die meisten dieser Patienten sprachen ebenfalls auf die Behandlung an und erreichten stärkere Reduktionen des QIDS-SR-Scores. Bei Patienten mit Hypersomnie oder atypischer Depression konnte ein Trend zu schnellerer antidepressiver Wirkung der Behandlung gesehen werden.

Ketamin/Esketamin besonders bei Patienten mit Tagesschläfrigkeit effektiv

Die Sekundäranalyse der Beobachtungsstudie zeigt demnach, dass Patienten mit behandlungsresistenter Depression, die auch an Tagesschläfrigkeit (Hypersomnie) oder atypischer Depression leiden, besser auf eine Behandlung mit Ketamin oder Esketamin ansprechen könnten. Prospektive Studien sollten dies gezielt untersuchen.

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Original Titel:
Hypersomnia as a predictor of response to intravenous ketamine/intranasal esketamine in treatment resistant depression

Autor:
Patarroyo-Rodriguez L, Pazdernik V, Vande Voort JL, Kung S, Singh B. Hypersomnia as a predictor of response to intravenous ketamine/intranasal esketamine in treatment resistant depression. J Affect Disord. 2024 Jan 8;349:272-276. doi: 10.1016/j.jad.2024.01.003. Epub ahead of print. PMID: 38199421.