Zecken ganzjährig aktiv, hohe Dunkelziffern bei FSME
Zecken, die Überträger der Krankheit FSME, sind mittlerweile ganzjährig aktiv.
Neue Forschungen belegen zudem hohe Dunkelziffern bei FSME. Demnach wird das Virus siebenmal häufiger übertragen als bisher angenommen. Die Impfung – auch für Kinder – sei daher wichtiger denn je. Dies betonten Experten bei einer Pressekonferenz an der Universität Hohenheim in Stuttgart am 20. Februar 2024.
85 Prozent der FSME-Fälle treten in den beiden südlichen Bundesländern Bayern und Baden-Württemberg auf. Auch in Österreich und der Schweiz bleibt die Lage angespannt. „Die deutschen Mittelgebirge stellen eine Grenzlinie dar. Nördlich davon sind die Fallzahlen niedriger als im Süden“, berichtete Dr. Rainer Oehme, Landesgesundheitsamt im Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg.
Doch auch in den Regionen, die bisher nur wenige Fälle verzeichneten, sei ein deutlicher Anstieg festzustellen, so der Experte: „Im Norden und Osten Deutschlands steigen die Fallzahlen massiv, beispielsweise in Sachsen, Brandenburg, Niedersachsen oder Thüringen.“
2023 begann die Zeckenaktivität extrem früh, erklärte Prof. Dr. Ute Mackenstedt, Parasitologin an der Universität Hohenheim. „Auch in diesem Jahr gibt es bereits erste Fälle in Baden-Württemberg und Bayern. Bei einem Vorlauf von vier Wochen bis zur Diagnose muss die Infektion mitten im Winter stattgefunden haben. Zecken haben also keine Winterpause mehr, das FSME-Geschehen verlagert sich nach vorne.“
Bei Blutuntersuchungen kann man zwischen Antikörpern aus einer Impfung und aus einer Infektion unterscheiden.
Eine Untersuchung bei Blutspendern im Ortenaukreis zeigte eine hohe Zahl nicht erkannter Infektionen. „Wenn man die nicht erkannten Infektionen einbezieht, ist das Risiko einer FSME-Infektion in dem Kreis um ein siebenfaches höher als bisher angenommen“, so Prof. Dr. Gerhard Dobler vom Nationalen Konsiliarlabor FSME am Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr in München.
Dobler rät dringend zur FSME-Impfung, auch bei Kindern
„Drei Impfungen zur Grundimmunisierung und eine Auffrischimpfung alle fünf Jahre bzw. ab dem 60. Lebensjahr alle drei Jahre“, so seine Empfehlung.
„Das ist auch für Menschen außerhalb der Risikogebiete sinnvoll. Denn FSME-Fälle gibt es auch dort. Und spätestens im Urlaub reisen viele Menschen in Risikogebiete.“
Quelle:
Mitteilung des Deutschen Grünen Kreuz - mehr dazu unter www.dgk.de
Soeben sind weiterführende Informationen des Robert Koch-Instituts (RKI) zu FSME im Epid. Bulletin 9/2024 erschienen.
FSME-Risikogebiete in Deutschland:
- In Deutschland besteht ein Risiko für eine FSME-Infektion vor allem in Bayern und Baden-Württemberg, in Südhessen, im südöstlichen Thüringen, in Sachsen und seit 2022 auch im südöstlichen Brandenburg. Einzelne Risikogebiete befinden sich zudem in Mittelhessen, im Saarland, in Rheinland-Pfalz, in Niedersachsen und in Nordrhein-Westfalen.
- Zwei neue Risikogebiete kommen hinzu, die beide an bekannte Risikogebiete grenzen: in Brandenburg der Stadtkreis Frankfurt (Oder), in Thüringen der Landkreis Altenburger Land
- Somit sind aktuell 180 Kreise als FSME-Risikogebiete ausgewiesen.