Pausenknopf im Kopf drücken
Auszeit für die Seele
Stress, Termindruck und ständige Erreichbarkeit bestimmen den Alltag vieler Menschen. Kein Wunder, wenn dieser Dauerzustand im Laufe der Zeit seinen Tribut fordert: Burn-out, Depression oder Herz-KreislaufErkrankungen gehören zu den vielen Gesichtern der neuzeitlichen Überbelastung. Bevor der Ernstfall jedoch eintritt, schlägt unser Körper Alarm.
„Er äußert seine Überforderung beispielsweise in Kopf-, Rücken- oder Magenschmerzen, Schlafstörungen und Erschöpfungssymptomen“, weiß Dr. med. Steffen Häfner, ärztlicher Direktor der Klinik am schönen Moos für Psychosomatische Medizin, und betont: „Hören wir auf ihn und entschleunigen unseren Alltag, bevor der Körper die Reißleine zieht.“
Einfache Maßnahmen helfen
Manchmal bewirken kleine Veränderungen großes. Im Arbeitsumfeld hilft es mitunter, eine gelebte Pausenkultur einzuführen. Also regelmäßig aufstehen, das Fenster öffnen, tief einatmen und den Blick schweifen lassen.
„Das aktiviert umgehend andere Hirnareale und senkt aufkommende Stresshormone wie Noradrenalin und Adrenalin“, erklärt Dr. Häfner.
Gleiches gilt für den privaten Terminkalender. Wer kaum Ruhepausen einbaut, läuft Gefahr, ernsthaft zu erkranken.
„Bewusst freie Zeit zum Durchatmen einplanen und Termine großzügig planen“, rät der Arzt.
Um der Psyche weiter zu helfen, gilt es, regelmäßig Bewegung in den Alltag einzubauen.
„Dabei ist es egal, was wir machen, ob ein Spaziergang oder eine Fahrradtour, wichtig ist, dass wir etwas machen – am besten an der frischen Luft“, betont der Experte und fügt hinzu: „Körperliche Aktivitäten schütten Glückshormone aus, die uns wiederum resistenter gegen Stress machen und unser Immunsystem stärken.“
Gewohnheiten einbauen
Bei vielen Stressgeplagten ploppen ständig neue Tabs im Kopf auf. Wer seine Gedanken jedoch aufschreibt, zum Beispiel in einem Tagebuch, schafft Platz im Kopf.
„Schriftliche Notizen helfen nicht nur dem Chaos Herr zu werden, sondern reflektieren zeitgleich auch die Erlebnisse und bewirken möglicherweise eine neue, positive Perspektive einzunehmen“, erläutert Dr. Häfner.
Um den täglichen Ballast weiter zu minimieren, gilt es den Alltagsherausforderungen gelassener entgegenzublicken.
„Dies ist allerdings nur möglich, wenn wir genügend Kraft haben. Am besten gelingt das über Selbstbelohnung, zum Beispiel mit einem Wellnesstag, einem schönen Essen oder damit, sich etwas Besonderes zu kaufen“, meint der Experte.
Ebenso gute Kraftquellen stellen Freunde dar.
Glücksforscher haben herausgefunden, dass der regelmäßige Kontakt zu unseren Herzensmenschen nicht nur Stress reduzieren, sondern auch
Schmerzen lindern kann.
Im Hier und Jetzt
Viele Menschen sind es gewohnt, mehrere Dinge gleichzeitig zu erledigen, um möglichst viel unter einen Hut zu bekommen.
„Dabei bleibt jedoch das Wichtigste auf der Strecke: Man selbst!“, betont Dr. Häfner.
Um etwas mehr Achtsamkeit in das Leben zu integrieren, müssen Betroffene nicht zwangsläufig mit Yoga oder Meditation anfangen. Es reicht bereits, sich auf eine Sache zu konzentrieren und alles andere auszublenden, wie zum Beispiel ein Spaziergang ohne Smartphone.
„Gedanklich sollte man sich dabei nur auf sich, die Umgebung, die Atmung und eventuell auf seinen Mitgänger konzentrieren“, erklärt Dr. Häfner. Gleiches gilt für bewusst Essen – ohne dass nebenbei ein Radio oder Fernseher läuft.
„Wer den Blick auf seine eigenen Bedürfnisse richtet und alles andere beiseiteschieben kann, hat einen Moment geschaffen, der Balsam für die Seele
ist“, weiß der Experte und fügt abschließend hinzu: „Achtsamkeit bedeutet sich selbst, den Moment und die Umwelt ganz bewusst zu erleben. Das hilft enorm den Alltag zu entschleunigen und gilt als natürliches Gegengewicht zum Mental Load.“
Weitere Informationen unter www.klinik-a-s-moos.de