Cannabis-Legalisierung: Das kann Deutschland aus den Fehlern anderer lernen
Drei schlechte Vorbilder: Kanada, Kalifornien und Uruguay in der Analyse
Der deutsche Hang zur Bürokratie und Regeln zeigt sich auch im Entwurf zum Cannabisgesetz (CanG).
Ein Blick ins Ausland zeigt dabei: Wer zu viele Hürden schafft, verfehlt die eigentlichen Ziele einer Cannabislegalisierung.
Die Redaktion von yippy GREEN hat sich dazu bei den ältesten und prominentesten Vertretern einer umfassenden Cannabislegalisierung umgesehen: Kanada, Kalifornien und Uruguay.
In allen drei Fällen strauchelt der Prozess oder kam nur schwerfällig ins Rollen.
Auf eine Übersichtsseite hat sie alles Wissenswerte und die Ergebnisse im Detail zusammengefasst: https://yippy.green/de/topic/cannabis-legalisierung-drei-schlechte-vorbilder
Kanada
Die Legalisierung in Kanada startete 2018. Mit Stand 2023 gibt es landesweit rund 3.600 lizenzierte Cannabis-Einzelhandelsgeschäfte und 970 lizenzierte Cannabisproduzenten. Der Anfang war allerdings holprig: Anfangs gab es zu wenig Angebot für die Nachfrage, später viel zu viel Angebot. Viele Hoffnungen und Pläne der Hersteller und Shops haben sich zudem nicht erfüllt. Laut Cannabis Council of Canada ist nur etwa ein Fünftel der Hersteller profitabel. Aurora Cannabis aus Alberta etwa baut deshalb nun auch Orchideen an.
Fachleute und Industrievertreter sehen eine Überregulierung von Cannabis als das entscheidende Problem an:
• Cannabis darf zwar verkauft, aber nicht beworben werden.
• Nur offiziell lizenzierte, neutrale Verpackungen sind erlaubt.
• Die Shops haben getönte Scheiben, um den Innenraum zu verbergen.
• Zugleich müssen sie hohe Gebühren zahlen.
• Die Stärke offiziell verkaufter Produkte ist begrenzt. Edibles vom Schwarzmarkt haben einen höheren THC-Gehalt und einen geringeren Preis.
Kanadas Department of Public Safety schätzt, dass Ende 2022 weiterhin ein Drittel des Cannabismarktes auf illegale Quellen entfiel.
Kalifornien
Seit 2018 ist in Kalifornien Cannabis für den Freizeitkonsum erhältlich. Aktuell gibt es rund 1.200 Abgabestellen („Dispensaries“). Das ist nur ein Drittel der Zahl aus Kanada bei vergleichbarer Bevölkerungszahl. Ein Grund dafür ist eine Besonderheit des kalifornischen Legalisierungsgesetzes: Städte und Counties (Landkreise) können Dispensaries untersagen.
Und davon machen 61 Prozent Gebrauch. Als weitere Probleme werden die zu komplexe Bürokratie und eine übermäßige Besteuerung genannt. Schätzungen gehen davon aus, dass über die gesamte Produktkette hinweg bis zu 50 Prozent des Nettopreises an Steuern hinzukommen können.
Ergebnis:
Der illegale Markt ist vermutlich doppelt so groß wie der legale. Die Umsätze der Dispensaries sind in den letzten zwei Jahren gar geschrumpft.
Uruguay
In Uruguay war der private Besitz von Cannabis zwar nie verboten, legale Kanäle für den Erwerb gab es aber nicht. Seit August 2014 ist nun Eigenanbau von bis zu sechs Pflanzen erlaubt, außerdem gibt es Cannabis Social Clubs und einen offiziellen Verkauf. Die Umsetzung allerdings verlief schleppend.
Erst 2017 gab es beispielsweise die ersten Abgabestellen in örtlichen Apotheken.
Eine weitere Hürde: Cannabiskäufer müssen sich offiziell registrieren. Außerdem gab es bis vor Kurzem nur zwei Sorten mit vergleichsweise niedrigem THC-Gehalt zur Auswahl. Eine neue, stärkere Sorte hat nun zu einem deutlichen Anstieg des Interesses geführt:
Die Verkaufsmenge im Januar 2023 hat sich um 56 Prozent im Jahresvergleich gesteigert, vermeldete das Instituto de Regulación y Control del Cannabis (IRCC).
Aber wie Zahlen des IRCC zeigen: Nur ein Drittel der Cannabis-Konsumenten des Landes bezieht seine Produkte zumindest gelegentlich aus offiziellen Quellen, der Rest entfällt weiterhin auf den Schwarzmarkt.
Gibt es gute Vorbilder?
Erfolgreich scheinen dagegen unter anderem die US-Bundesstaaten Michigan, Colorado und New Mexico. Für eine Prognose zum deutschen Cannabismarkt (https://yippy.green/de/topic/cannabis-legalisierung-deutschland-potenzial) hat yippy GREEN deren Umsätze in Euro umgerechnet und auf die deutsche Bevölkerung hochgerechnet.
Die Ergebnisse:
• New Mexico: 19,7 Milliarden Euro
• Colorado: 24,5 Milliarden Euro
• Michigan: 26,0 Milliarden Euro
Zum Vergleich: Die deutsche Bierindustrie hat einen Jahresumsatz von gut 20 Milliarden Euro.
In Colorado scheint nach fast 10 Jahren Cannabislegalisierung der Schwarzmarkt deutlich zu schrumpfen. So vermeldete die Polizei der Hauptstadt Denver einen neuen Minusrekord bei illegalem Marihuana. Stellte sie 2014 noch rund 4,3 Tonnen Marihuana sicher, waren es 2022 nur noch 1,1 Tonnen – ein Rückgang um gut 74 Prozent.
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