Frust statt Rentenglück?
Drei Tipps gegen das Empty-Desk-Syndrom
Endlich in Rente! Nun bricht die Zeit für Freiheit und Lebensfreude an – oder doch nicht?
Für einige ehemalige Führungskräfte und Karrieristen entwickelt sich der Ruhestand zum Albtraum.
„Menschen, die viel Zeit auf der Arbeit verbringen und deren Beruf ein Teil ihrer Identität ist, fühlen sich ohne ihn plötzlich wertlos. Sie verlieren im Alltag die Struktur und empfinden eine große emotionale Leere, woraus Frust, Einsamkeit und sogar Depressionen entstehen können. Experten sprechen hierbei vom sogenannten Empty-Desk-Syndrom“, weiß Dr. med. Steffen Häfner.
Im Folgenden erklärt der Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie und ärztlicher Direktor der Klinik am schönen Moos, welche Strategien den Einstieg in den Ruhestand erleichtern.
Tipp 1: Gedanken über die Zukunft machen
„Betroffene sollten überlegen, wie sie die Zeit nach dem Berufsleben gestalten möchten. Dies geschieht bestenfalls so früh wie möglich, also noch während des Berufslebens, damit ausreichend Zeit für die Planung bleibt.
Sie sollten beispielsweise darüber nachdenken, wo sie leben und was sie erleben möchten. Viele Menschen bleiben gerne in ihrer gewohnten Umgebung, doch für andere kann ein Ortswechsel durchaus erfüllend sein.
Sinnvoll ist auch, eine Bucketlist für den Ruhestand zu erstellen.
Denn klare Ziele geben dem Alltag einen roten Faden und etwas, auf das es sich lohnt hinzuarbeiten.
Was auf der Liste landet, ist natürlich ganz individuell und sie kann jederzeit erweitert werden. Von der Renovierung des Wohnzimmers bis zur lang erträumten Reise ist alles möglich.
Allerdings sollte es realisierbar bleiben, denn nicht erfüllbare Vorstellungen wirken eher frustrierend als hilfreich.“
Tipp 2: Ersatz finden
„Eine weitere essenzielle Frage lautet, welche Aspekte den eigenen Beruf besonders spannend machen und wodurch sie sich im privaten Bereich ersetzen lassen.
Liegt jemandem etwa viel an seiner Führungsverantwortung, lässt sich diese möglicherweise in Form eines Amtes in einem Verein weiter ausüben.
Wer über einen großen Erfahrungsschatz verfügt, könnte auch in Erwägung ziehen, sein Wissen als Dozent an die nächste Generation weiterzugeben.
Andere auszubilden ist nicht nur eine sinnvolle Tätigkeit, sondern sorgt auch für neue Kontakte.
Worauf auch immer die Entscheidung letztlich fällt, jedes Hobby und jede Beschäftigung gibt dem Alltag ein Stück Struktur und Sicherheit.
Bezieht es andere Menschen ein, umso besser. Auf diese Weise haben Einsamkeit und Langeweile keine Chance.“
Tipp 3: Unterstützung durch Partner, Familie und Freunde annehmen
„Die Rolle des engsten Umfeldes beim Übergang in den Ruhestand ist nicht zu unterschätzen. Denn ein solcher Einschnitt kann vor allem die Beziehung zwischen Lebensgefährten belasten, wenn die gemeinsame Lebensführung plötzlich grundlegend anders verläuft.
Partner unterstützen sich daher gegenseitig am besten, indem sie Verständnis aufbringen und dabei helfen, eine neue Alltagsstruktur aufzubauen.
Dafür ist eine offene Kommunikation unabdingbar.
Im Idealfall findet ein Paar ein gemeinsames neues Hobby, mit dem es den Ruhestand zusammen genießt.
Freunde und Familie sollten ebenfalls ein offenes Ohr für Betroffene haben.
Zudem erleichtern auch gemeinsame Unternehmungen die schwierige Übergangszeit.“
Therapiemöglichkeiten geben Lebensqualität zurück
Wer bereits am Empty-Desk-Syndrom leidet und nicht mehr aus dem emotionalen Loch herausfindet, nimmt am besten professionelle Hilfe in Anspruch.
Heutzutage bietet die moderne Medizin wirksame Behandlungskonzepte wie zum Beispiel die kognitive Verhaltenstherapie an. „Patienten lernen dabei, ihre negativen Gedanken zu stoppen und ihre Verhaltensweisen anzupassen.
Findet dies in Gruppentherapie statt, ergibt sich nebenbei die Möglichkeit, Gleichgesinnte kennenzulernen und sich auszutauschen.
In einigen Fällen verschreiben Therapeuten therapiebegleitend Psychopharmaka, die das seelische Gleichgewicht zusätzlich stabilisieren“, weiß Dr. Häfner.
Wer gern mehr erfahren möchte, findet weitere Informationen unter www.klinik-a-s-moos.de