Wenn regelmäßiges Anstoßen zum Problem wird
Suchtmedizinerin Dr. Reingard Herbst über Alkoholsucht und Therapieoptionen
Tag des Kusses, Tag der Freundschaft – fast monatlich gibt es einen Aktionstag, der auf ein bestimmtes Thema aufmerksam machen soll. Auch Alkohol-Aktionstage, die zum Anstoßen einladen, gibt es zahlreich.
Dabei sollte nicht übersehen werden, dass regelmäßiger Konsum größerer Alkoholmengen zu gesundheitlichen Problemen und der Entwicklung einer Sucht führen kann.
Dr. med. Reingard Herbst, Chefärztin der NESCURE® Privatklinik am See, informiert über das Risiko des Gewohnheitstrinkens und mögliche Therapieoptionen.
Mit einem Glas Wein entspannen oder schon alkoholkrank?
Trinkgelegenheiten gibt es viele, Alkohol wird fast überall und zu jeder Zeit getrunken und ist gesellschaftlich akzeptiert. Alkoholverzicht fällt hingegen oft auf.
„Vielen Menschen ist häufig nicht bewusst, dass sich bei ihnen bereits eine Sucht entwickelt hat, oder möchten sich ihre Sucht nicht eingestehen“, weiß die Suchtmedizinerin, die in der Privatklinik NESCURE® Menschen mit einer Alkoholsuchterkrankung behandelt und sie beim sanften Entzug begleitet.
Um die eigenen Trinkgewohnheiten einschätzen zu können, kann ein Trinktagebuch helfen. In dieses trägt man ein, wann und wieviel getrunken wurde.
„Ergibt sich daraus, dass man regelmäßig Alkohol konsumiert, eine Feierlichkeit nicht ohne Alkohol denkbar ist, die Gedanken um Alkohol kreisen oder sogar schon Entzugserscheinungen auftreten, ist ärztlicher Rat zu empfehlen“, erklärt Dr. Herbst.
Alkoholentzugstherapie – wie startet man?
„Der Schritt, sich an eine Expertin oder einen Experten zu wenden, ist häufig mit Scham und Unwissenheit verbunden. Hinzu kommt, dass viele Menschen oft eine falsche Vorstellung von einer Suchttherapie haben und sie deshalb gar nicht erst in Betracht ziehen“, weiß die Expertin.
Eine Therapie zum Alkoholentzug kann unterschiedlich aussehen und berücksichtigt immer sowohl den Körper als auch die Psyche.
Wichtig ist, dass man sich in professionelle Hände begibt – egal ob bei beginnender oder bereits fortgeschrittener Sucht. Denn es gilt, körperliche Begleitsymptome nicht zu unterschätzen. Sie können gefährlich werden, wenn sie nicht entsprechend behandelt werden.
Um zu entscheiden, welcher Weg individuell am besten passt, ist ein Gespräch mit einer Expertin oder einem Experten sinnvoll.
Das kann die Hausärztin oder der Hausarzt sein, aber auch Suchtberatungsstellen oder Selbsthilfegruppen geben eine erste Orientierung. Sie unterliegen der Schweigepflicht – das Thema wird vertrauensvoll behandelt.
Geklärt wird unter anderem, ob ein ambulanter oder stationärer Entzug besser passt, ob man seine Partnerin oder seinen Partner oder die Familie einbinden möchte, oder ob der Entzug vor Ort oder in einer anderen Umgebung stattfinden soll.
Welche Therapie ist die passende?
Eine Entzugstherapie kann sich unterschiedlich gestalten:
1. Ambulanter Entzug
Betroffene bleiben in ihrer gewohnten Umgebung, der körperliche Entzug findet zu Hause statt. Zunächst erfolgt ein täglicher Besuch in der Praxis oder in einer Tagesklinik, wo körperliche Untersuchungen und – falls nötig – medikamentöse Einstellung zur Linderung der Entzugserscheinungen erfolgen.
Nach dem körperlichen Entzug beginnt der psychische Entzug. Dafür nehmen Betroffene an Gruppen- oder Einzeltherapiesitzungen teil. Vorteil des ambulanten Entzugs ist einerseits, dass das gewohnte Umfeld nicht verlassen werden muss und man sich mit Situationen, die zum Alkoholkonsum verleiten, unmittelbar auseinandersetzen kann.
Andererseits birgt genau dies das größte Potenzial für einen Rückfall und kann den Entzug erschweren.
2. Stationärer Entzug
Bei stärker ausgeprägter Sucht ist eine ambulante Therapie weniger sinnvoll. Der Entzug findet stattdessen meist in einer Fachklinik statt.
In der NESCURE® Privatklinik am See beinhaltet der qualifizierte Entzug in der akutstationären Phase der Entgiftung zum Beispiel die notwendige engmaschige ärztliche Behandlung und pflegerische Betreuung, laufende Überwachung der Vitalfunktionen, Medikation und bedarfsweise Monitoring.
Darüber hinaus finden vom ersten Tag an ärztliche und therapeutische Einzeltherapiegespräche statt sowie auf die jeweilige körperliche Verfassung der Patientin oder des Patienten ausgerichtete Gruppengespräche, Entspannungsverfahren, Yoga und Massagen.
Außerdem arbeitet die Klinik im medizinischen Bereich unterstützend mit Hilfe der Neuro-Elektrischen Stimulation (NES), einer Art Elektroakupunktur.
Wie lange ein Entzug dauert, ist individuell verschieden, meist etwa ein bis drei Monate. In der NESCURE® Privatklinik am See wird eine dreiwöchige Therapie mit gleichbleibenden Gruppen angeboten.
Alle Patientinnen und Patienten starten zu einem bestimmten Zeitpunkt gemeinsam und bleiben die gesamte Zeit in einer Gruppe.
Egal für welche Art von Entzug man sich entscheidet, für einen ehemals süchtigen Menschen wird Alkohol lebenslang ein Thema sein.
Durch das Suchtgedächtnis, das sich während der Alkoholsucht entwickelt hat, bringt das Gehirn auch weiterhin eine positive Stimmungslage mit Alkohol in Verbindung.
Im Rahmen der Therapie werden Strategien entwickelt, um einen potenziellen Rückfall rechtzeitig zu erkennen und ihm vorzubeugen.
Mehr zur Alkoholsucht: https://www.youtube.com/watch?v=P6veBEtI0E8
Über die Klinik:
Die NESCURE® Privatklinik am See ist eine der wenigen Kliniken in Deutschland, die sich auf die Behandlung einer Alkoholabhängigkeit als Hauptsuchtmittel in Kombination mit Erschöpfungserkrankungen spezialisiert hat.
Der qualifizierte Entzug ist dank der eingesetzten Neuro-Elektrischen Stimulation (NES) sanft, in nur drei Wochen in kleinen Gruppen effektiv und effizient umsetzbar. Außerdem ist er aufgrund der professionellen Nachbetreuung besonders nachhaltig
Die NESCURE® Privatklinik am See ist eine Fachklinik der Oberberg Gruppe, dem führenden Qualitätsverbund privater Fachkliniken im Bereich Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie in Deutschland.
Wer gern mehr erfahren möchte, schaut bitte direkt unter www.nescure.de/
Über die Oberberg Gruppe:
Die Oberberg Gruppe mit Hauptsitz in Berlin ist eine vor mehr als 30 Jahren gegründete Klinikgruppe mit einer Vielzahl an Fach- und Tageskliniken im Bereich Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie an verschiedenen Standorten in Deutschland. In den Kliniken der Oberberg Gruppe werden Erwachsene, Jugendliche und Kinder in individuellen, intensiven und innovativen Therapiesettings behandelt.
Darüber hinaus existiert ein deutschlandweites Netzwerk aus Oberberg City Centers, korrespondierenden Therapeutinnen und Therapeuten sowie Selbsthilfegruppen.