CED - Die unsichtbare Erkrankung

Was ist eine CED – und wie häufig kommt sie vor?

Unter dem Sammelbegriff chronisch-entzündliche Darmerkrankung (CED) werden Krankheitsbilder zusammengefasst, bei denen es zu chronisch-wiederkehrenden Entzündungen des Magen-Darm-Traktes kommt.

Diese treten schubweise auf und können die Lebensqualität der Betroffenen in sehr vielen Bereichen des Alltags stark einschränken. Eine CED ist nicht heilbar. Die Symptome lassen sich aber meist gut unter Kontrolle halten.

Nach aktuellen Schätzungen sind in Deutschland rund 300.000 Menschen an einer CED erkrankt. Die Hälfte der Betroffenen leidet an einem Morbus Crohn, die andere an einer Colitis ulcerosa.1

Was sind die Ursachen einer CED?

Die genauen Ursachen für die Entstehung einer CED sind noch weitgehend unbekannt. Es wird vermutet, dass ein Zusammenwirken von Erbanlagen, Infektionen, Lebensstil und Ernährung die Entwicklung der Erkrankung begünstigen kann. 3,4,5,6

Bei einer CED ist die Darmschleimhautbarriere beeinträchtigt.

Diese schützt den Körper vor dem Eindringen von Krankheitserregern über den Darm. Wenn Erreger die Barriere überwinden, kann es zu einem Infekt kommen. Dieser wird vom Immunsystem durch eine Abwehrreaktion in Form einer Entzündung bekämpft. Bei gesunden Menschen klingt so eine Entzündung nach erfolgreicher Abwehr der Erreger wieder ab.

Bei einer CED kommt ein einmal angestoßener Entzündungsprozess im Darm jedoch nicht mehr selbstständig zum Ende. Das Immunsystem befindet sich quasi ständig in „Abwehrhaltung“. Es kommt lebenslang zu mehr oder weniger ausgeprägten Entzündungsphasen. Durch das chronische Entzündungsgeschehen können auf Dauer die Darmschleimhaut und die Darmwand geschädigt werden. Die normale Darmfunktion wird dadurch beeinträchtigt.7

Welche Symptome kann eine CED haben?

Typisch für eine CED sind Beschwerden von Bauchschmerzen und Blähungen über unregelmäßigen Stuhlgang bis hin zu heftigen Krämpfen und Durchfällen.

Oft leiden CED-Patient:innen daher an Flüssigkeitsverlust und Nährstoffmangel, durch den z.B. eine Blutarmut (Eisenmangelanämie) entstehen kann.8,9

Die Erkrankung kann sich auch außerhalb des Magen-Darm-Traktes bemerkbar machen, man spricht dann von extraintestinalen Manifestationen.

Möglich sind beispielsweise Entzündungen im Auge oder der Haut, Gelenkentzündungen und Entzündungen der Gallengänge, die die Galle von der Leber in den Darm befördern.10
 
Häufig haben CED-Patient:innen neben den körperlichen Beschwerden mit einem Verlust an Lebensqualität, Scham und dem Unverständnis ihrer Umgebung zu kämpfen. Je nachdem, ob es sich um Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa handelt, fallen die Symptome unterschiedlich aus.

Was sind die Symptome bei Morbus Crohn?

Das wichtigste Zeichen für einen Morbus Crohn sind Stuhlunregelmäßigkeiten bis hin zu heftigen Durchfällen. Ein Morbus Crohn tritt besonders häufig im Übergang vom Dünndarm zum Dickdarm auf. Dennoch können Entzündungen vom Mund über die Speiseröhre bis zum Enddarm – also im gesamten Verdauungstrakt –  auftreten.

Entzündete Abschnitte können unmittelbar an gesunde angrenzen. Bei einem Morbus Crohn kann die Entzündung auch in tiefere Schichten der Darmwand vordringen.11

Wie verläuft ein Morbus Crohn?

Ein Morbus Crohn verläuft in der Anfangsphase oft eher symptomarm und tritt später meist schubartig, also im Wechsel von akuten Krankheitsphasen und längeren beschwerdefreien Zeiten, auf.

Im Verlauf der Erkrankung können unterschiedliche Komplikationen auftreten.

Ausgeprägte Entzündungsphasen können mit der Zeit krankhafte Veränderungen im Verdauungstrakt verursachen, wie z.B. die Bildung von verengten Darmabschnitten, Fisteln und Abszessen.

Fisteln sind krankhafte, entzündliche Gangverbindungen zwischen Darm und Haut oder zwischen dem Darm und anderen Organen. Abszesse sind abgekapselte Ansammlungen von Eiter.

Was sind die Symptome bei Colitis ulcerosa?

Das Leitsymptom der Colitis ulcerosa ist der schleimig-blutige Durchfall. Die Erkrankung betrifft den Enddarm, Teile des Dickdarms oder auch den gesamten Dickdarm. Selten entzündet sich auch noch das letzte Stück des Dünndarms.

Die Entzündung ist auf die obere Schicht der Darmschleimhaut beschränkt.12

Wie verläuft eine Colitis ulcerosa?

Eine Colitis ulcerosa kann unterschiedliche Verläufe nehmen. Häufig wechseln sich akute Krankheitsphasen mit schub- und beschwerdefreien Zeiten ab. Im Krankheitsverlauf können nachhaltige Darmschädigungen entstehen.13

Wer erkrankt an einer CED?

Männer und Frauen sind etwa gleich häufig von einer CED betroffen.  Grundsätzlich können Menschen jeden Alters erkranken. Bei der Diagnose einer CED sind die Betroffenen jedoch meistens zwischen 15 und 35 Jahre alt. Etwa jede:r fünfte Betroffene ist bei der Diagnose jünger als 20 Jahre.15

Welchen Einfluss hat eine CED auf den Alltag?

Eine CED kann den Verdauungsprozess so empfindlich stören, dass es zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen kommen kann, die Betroffene im Alltag und im Beruf deutlich einschränken können. Nicht selten sind Schübe mit Leistungsabfall, Müdigkeit und Appetitlosigkeit verbunden.

Neben den körperlichen Problemen erleben CED-Patient:innen häufig eine großen Scham, wenn sie während eines Krankheitsschubs plötzliche Stuhlgang oder Durchfall nicht mehr beherrschen können. Die Folge kann sein, dass Betroffene sich von Aktivitäten außerhalb der eigenen Wohnung zurückziehen. Das Schamgefühl kann die Beziehung zu Familie, Partner:innen und Freund;innen zusätzlich belasten. Die Lebensplanung wird immer wieder enorm eingeschränkt.16

Im Beruf können Krankmeldungen, Fehlzeiten wegen regelmäßiger Besuche bei Ärzt:innen, häufige Toilettenbesuche und eingeschränkte Leistungsfähigkeit für Irritationen sorgen.

Die Belastungen durch die Krankheit hinterlassen Spuren. Studien zufolge ist jede:r dritte bis vierte Patient:in mit CED von Angst- und/oder Depressivitätssymptomen betroffen.17

Wie wird eine CED festgestellt?

Um einen Morbus Crohn oder eine Colitis ulcerosa eindeutig zu diagnostizieren, werden verschiedene Methoden eingesetzt:

  • Befragung zur Krankheitsgeschichte (Anamnese)

  • Körperliche Untersuchung, bei der auch der Bauch abgetastet wird

  • Blutuntersuchung zur Feststellung, wie stark der Entzündungsprozess ist und ob Patient:innen Mangelerscheinungen haben18

  • Stuhluntersuchung (u.a. auf Marker für Entzündungen)

  • Bildgebende Verfahren, wie Röntgenuntersuchungen, die Spiegelung des Verdauungstraktes (Endoskopie), der Ultraschall oder die Magnetresonanzund Computertomographie können bei einer CED ebenfalls zum Einsatz kommen19

Zur Standarduntersuchung beim Verdacht auf eine CED gehört die Darmspiegelung (Koloskopie).

Dabei können charakteristische Veränderungen der Darmschleimhaut direkt begutachtet werden. Bei einer sogenannten Biopsie werden aus entzündeten Bereichen des Darms kleine Gewebeproben entnommen. Diese werden im Labor untersucht und geben Aufschluss über Art und Schwere der Erkrankung. 20,21
 
Wie sieht die Behandlung einer CED aus?

Eine CED ist nicht komplett heilbar. Bei der Behandlung werden daher in der Regel mehrere Ziele verfolgt. 22

  • So wird zum einen eine schnelle Verbesserung der Symptome angestrebt

  • Parallel geht es aber auch darum, die Entzündung langfristig einzudämmen und lange beschwerdefreie Phasen zu erreichen

  • Auch das Verhindern von Komplikationen und Spätfolgen (zum Beispiel Operationen) steht im Fokus

  • Angestrebt wird ein Abheilen der Darmschleimhaut, um auf Dauer Organschädigungen oder Funktionsverlusten vorzubeugen

  • Zu den langfristigen Zielen zählt unter anderem, die Lebensqualität und Arbeitsfähigkeit zu erhalten beziehungsweise zu verbessern

  • Bei Kindern und Jugendlichen geht es zudem auch darum, die normale Körper- und Pubertätsentwicklung sicherzustellen

Welche Therapieoptionen stehen zur Verfügung?

Für die Behandlung einer CED stehen heute je nach Schweregrad verschiedene Medikamente zur Verfügung. Zum Einsatz kommen Wirkstoffe aus der Gruppe der Aminosalicylate, Kortisonpräparate, Immunsuppressiva sowie biotechnologisch hergestellte Medikamente, die sich Biologika nennen. Ihnen gemeinsam ist die Eigenschaft, das Entzündungsgeschehen zu hemmen.

Die typischen Krankheitssymptome lassen sich dadurch meist rasch lindern und gut unter Kontrolle halten. Bei Verdacht auf eine bakterielle Infektionen oder bei Schmerzen können Ärzt:innen zusätzlich Antibiotika oder Schmerzmittel verschreiben.
 
Bei medikamentös nur schwer zu kontrollierenden Fällen oder bei Verdacht auf eine bösartige Entartung kann eine Operation erforderlich werden, bei der ein Stück Darm entfernt wird.

Eine psychologische Betreuung und Ernährungstherapien können die Behandlung zusätzlich sinnvoll unterstützen.

Raucher:innen mit Morbus Crohn wird zu einer Raucherentwöhnung geraten. Denn der Konsum von Tabak kann sich negativ auf den Verlauf der Erkrankung
auswirken.23

Weitere Hintergrundinformationen zum Thema CED erhalten Sie direkt unter www.meineCED.de

Quellennachweise:

1 Dignass et al. Z Gastroenterol 2011; 49: 1276-1341

2 Preiß JC et al. Z Gastroenterol 2014; 52: 1431-1484

3 Bonen DK & Cho JH Gastroenterology 2003; 124(2):521-536

4 Cho JH et al. World Journal of Gastroenterology 2008; 14(3):338

5 Podolsky DK. N Engl J Med 2002; 347:417-429

6 Neurath MF. Nat Rev Immunol. 2014;14(5):329-342

7 Neurath MF. Nat Rev Immunol. 2014;14(5):329-342

8 Dignass et al. Z Gastroenterol 2011; 49: 1276-1341

9 Preiß JC et al. Z Gastroenterol 2014; 52: 1431-1484

10 Dignass A et al. J Crohns Colitis 2012; 6(10):965-990

11 https://www.internisten-im-netz.de/krankheiten/morbus-crohn/erste-anzeichen-symptome/

12 https://www.internisten-im-netz.de/krankheiten/morbus-crohn/erste-anzeichen-symptome/

13 Solberg IC et al. Scandinavian Journal of Gastroenterology 2009; 44:431-440

14 Atreya R et al., Dtsch Med Wochenschr 2015;140:1762-1772

15 Kucharzik T et al. Z Gastroenterol 2020 DOI: 10.1055/a-1296-3444

16 https://www.aerzteblatt.de/archiv/62969/Morbus-Crohn-Schamgefuehle-praegen-den-Alltag

17 https://www.aerzteblatt.de/archiv/218820/Chronisch-entzuendliche-Darmerkrankungen-Symptome-von-Angst

18 Kucharzik T et al. Z Gastroenterol 2020 DOI: 10.1055/a-1296-3444

19 Kucharzik T et al. Z Gastroenterol 2020 DOI: 10.1055/a-1296-3444

20 https://www.internisten-im-netz.de/krankheiten/morbus-crohn/untersuchungen-diagnose.html

21 Kucharzik T et al. Z Gastroenterol 2020 DOI: 10.1055/a-1296-3444

22 Preiß JC et al. Z Gastroenterol 2014; 52: 1431-1484

23 https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Rauchen-oder-nicht-das-ist-die-Frage-bei-CED-328975.htm