Studie zeigt zwiespältiges Verhältnis der Deutschen zu Vorsorgeuntersuchungen
... wenig Informationen, negative Emotionen
Wichtige Vorsorgetermine oder Routineimpfungen gerieten in der COVID-19-Pandemie zuletzt in den Hintergrund.
Und bereits vor der Pandemie stand Gesundheitsvorsorge nicht ganz oben auf der Prioritätenliste vieler Menschen.
Eine Studie im Auftrag von MSD Sharp & Dohme (MSD) zeigt, wo organisatorische und emotionale Barrieren liegen und bietet Lösungsansätze.
Statistisch gesehen sind jeder zweite Mann und mehr als zwei von fünf Frauen in Deutschland im Laufe ihres Lebens von Krebs betroffen. V
orsorge kann deshalb Leben retten – und tatsächlich halten 95 Prozent der Deutschen präventive Gesundheitsvorsorge für sehr oder ziemlich wichtig. Das ergab eine repräsentative Studie mit 2.000 Personen im Auftrag von MSD. 68 Prozent der Befragten glauben, dass proaktives Handeln in Bezug auf die eigene Gesundheit langfristig die beste Methode ist, um gesund zu bleiben.
Allerdings: Nur 46 Prozent geben an, auch wirklich proaktiv zu handeln.
Organisatorische und emotionale Barrieren halten die Befragten davon ab, Vorsorgeuntersuchungen wahrzunehmen: 35 Prozent finden es schwierig herauszufinden, welche Untersuchungen für sie wichtig sind, bei Schutzimpfungen sind es 25 Prozent. 34 Prozent geben an, die Termine leicht zu vergessen.
Die COVID-19-Pandemie hat zusätzlich dazu geführt, dass präventive Arzttermine weniger wahrgenommen wurden. Einer Studie des Hamburg Center for Health Economics zufolge wurden zwischen März und Juni 2020 mehr als zehn Prozent der Krebsvorsorgeuntersuchungen in Deutschland verschoben.
Auch die Zahl der von der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlenen Standardschutzimpfungen ist im ersten Halbjahr 2021 um 27 Prozent eingebrochen.
Vorsorgetermin beim Zahnarzt wichtig, Hausarzttermine oft vernachlässigt
Die Mehrheit der Befragten (66 Prozent) gibt an, präventive Termine ein bis zweimal im Jahr wahrzunehmen, jeder Fünfte auch häufiger.
Dabei zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen den Fachrichtungen:
Überwiegend präventive Termine nehmen die meisten Befragten
- bei Gynäkolog:innen (65 Prozent),
- bei Zahnärzt:innen (51 Prozent) und
- Augenärzt:innen (38 Prozent) wahr.
- Bei Hausärzt:innen (36 Prozent) und
- HNO-Ärzt:innen (34 Prozent)
- vereinbaren die meisten dagegen lediglich Termine bei akuten medizinischen Fragen.
Hier zeigt sich die Kluft zwischen Einstellung und Verhalten: Nach den wichtigsten Vorsorgeterminen gefragt, nennen 93 Prozent die zahnärztliche Kontrolle, gefolgt von Schutzimpfungen für Kinder (81 Prozent) und Erwachsene (86 Prozent), regelmäßige Krebs-Screenings, z.B. für Haut- oder Brustkrebs (89 Prozent) und Checks bei Hausärzt:innen (89 Prozent).
Gemeinsame Aufgabe für das Gesundheitssystem
„Die überwiegende Mehrheit der Deutschen weiß, dass Prävention für ihre Gesundheit wichtig ist. Die Studie zeigt aber gleichzeitig, dass einige Barrieren wie fehlende Informationen oder eine emotionale Hemmschwelle die Menschen davon abhalten, die Vorsorgeangebote auch wahrzunehmen“, sagt Chantal Friebertshäuser, Geschäftsführerin von MSD in Deutschland. „Es ist die Aufgabe des gesamten Gesundheitssystems, diese Hürden gemeinsam abzubauen und Aufklärungs- und Präventionssysteme zu verbessern.“
Um organisatorische Barrieren abzubauen, spielt die Digitalisierung eine wichtige Rolle. 33 Prozent der Befragten wünschen sich, regelmäßig an die Terminvereinbarung für Vorsorgeuntersuchungen erinnert zu werden.
Zudem ist der Wunsch nach unterschiedlichsten Informationen groß, nämlich
- zu Kostenübernahmen der Krankenkassen (33 Prozent),
- unabhängigen Informationen zu zusätzlichen Leistungen (31 Prozent) oder
- wie ein Vorsorgetermin abläuft (22 Prozent).
In allen Fällen können technische Lösungen Patient:innen aber auch Ärzt:innen unterstützen.
Ebenso wichtig ist es, die Aufklärungs- und Präventionssysteme individueller auszurichten und emotionale Barrieren abzubauen. Die Umfrage verdeutlicht: Unsicherheiten und negative Gefühle bei einigen Zielgruppen halten von der Vorsorge ab. So empfindet insbesondere die Altersgruppe der 18- bis 29-jährigen Vorsorge nicht nur als weniger wichtig als Ältere, sondern verbindet auch oft Gefühle wie Angst, Nervosität und eine unangenehme Untersuchung mit dem Vorsorgetermin.
Jüngere Patientinnen und Patienten wünschen sich mehr Informationen, die ihnen die Ängste nehmen. Für jede:n Dritte:n ist die Angst vor einer möglichen Diagnose einer Erkrankung mit der Vorsorge verbunden. Männer empfinden die Vorsorge außerdem oft als Kontrolle des persönlichen Lebensstils.
„Eine individuellere Ansprache, die diese Emotionen berücksichtigt, könnte bestimmte Zielgruppen stärker zur Vorsorge motivieren“, sagt Chantal Friebertshäuser.
Für Chantal Friebertshäuser müsse im Gesundheitssystem insgesamt ein Wandel stattfinden, um die Vorsorge zu verbessern: „Unser Gesundheitssystem ist mit Blick auf Struktur und Zielsetzung komplett fragmentiert.
Auch die unterschiedlichen Akteure wie Politik, akademische und private Forschung und Krankenkassen arbeiten viel zu häufig immer noch neben- und nicht miteinander. Um Synergien zu nutzen und Vorsorge digital besser zu vernetzen, sind gemeinsame Spielregeln für die Datennutzung und Digitalisierung erforderlich.
Tatsache ist: Prävention bleibt wichtig, trotz aller Fortschritte in der Behandlung von Krankheiten wie Krebs. Denn für zwei Drittel der Erkrankungen weltweit gibt es noch immer keine passgenaue Therapie.“
Infos zur Umfrage
- Altersgruppe: 18-69 Jahre, m/w/d
- Alle haben mindestens eine Vorsorgeuntersuchung genutzt
- Onlinebefragung, 8.2.-19.2.2022
- Completes: 2000 / Inzidenz: 81,4%
Weitere Informationen zum Thema Vorsorge finden Sie unter https://www.msd.de/vorsorge