Veranlagung zur Migräne könnte vor koronarer Herzkrankheit schützen
Migräne als kardiovaskulärer Risikofaktor – lässt sich dies genetisch besser verstehen?
Ob eine genetische Veranlagung zur Anfälligkeit für Migräne und kardiovaskuläre Erkrankungen eine kausale Verbindung zwischen diesen Erkrankungen nahelegt, untersuchten Forscher nun in einer Analyse genetischer Daten.
Dabei zeigte sich ein möglicherweise schützender Effekt der Veranlagung zur Migräne gegenüber dem Risiko für die koronare Herzkrankheit. Dies betrifft allerdings lediglich Migräne ohne Aura.
Beobachtungsstudien haben in der Vergangenheit Migräne als Risikofaktor für die koronare Herzkrankheit und Vorhofflimmern (atrial fibrillation, AF) impliziert. Allerdings ist unklar, ob Migräne ursächlich an diesem Zusammenhang beteiligt ist.
Ob eine genetische Veranlagung zur Anfälligkeit für Migräne und kardiovaskuläre Erkrankungen eine kausale Verbindung zwischen diesen Erkrankungen nahelegt, untersuchten Forscher nun in einer Analyse genetischer Daten.
Migräne als kardiovaskulärer Risikofaktor – lässt sich dies genetisch besser verstehen?
In einer Genom-weiten Assoziationsstudie zur Migräne mit 59 674 Patienten und 316 078 Kontrollen wurden 35 unabhängige Genvarianten identifiziert.
Genom-weite Assoziationsstudien zur koronaren Herzkrankheit mit 76 014 Patienten und 264 785 Kontrollen, Myokardinfarkt (43 676 Patienten, 128 199 Kontrollen), Angina (10 618 Patienten, 326 065 Kontrollen) und AF (60 620 Patienten, 970 216 Kontrollen) wurden zur Analyse kardiovaskulärer Faktoren genutzt und auf Zusammenhänge mit Migränefaktoren hin untersucht (Mendelsche Randomisierungsanalyse).
Analyse von Genom-weiten Assoziationsstudien zu Migräne und Herz-Kreislauferkrankungen
Die Analyse zeigte einen protektiven Effekt der genetischen Anfälligkeit für Migräne auf das Risiko für die koronare Herzkrankheit.
Die Odds Ratio (OR) lag bei 0,86 (95 % Konfidenzintervall: 0,76-0,96, p = 0,003).
Auch für Myokardinfarkte (OR 0,86, p = 0,01) und Angina (OR 0,86, p = 0,04) lag das genetische Risiko bei genetischer Anfälligkeit für Migräne niedriger.
Lediglich für Vorhofflimmern zeigte sich kein Zusammenhang (OR 1,00, p = 0,88).
Eine Analyse nach Migränesubtypen zeigte einen protektiven Effekt der Anfälligkeit für Migräne ohne Aura auf das Risiko für die koronare Herzkrankheit (OR 0,91, p = 0,014).
Auf Migrane mit Aura traf dies nicht zu (OR 1,00, p = 0,89).
Sensitivitätsanalysen deuteten auf nur minimalen Bias durch Faktoren wie horizontale Pleiotropie (unterschiedliche, scheinbar unabhängige Effekte eines Gens), Ausreißer, reverse Kausalität (etwa Verursachung von Migräne durch Herzkrankheiten) oder Überlappung der untersuchten Patientengruppen.
Protektiver Effekt der genetischen Anfälligkeit für Migräne auf das Risiko für die koronare Herzkrankheit
Die genetische Analyse von Menschen mit Migräne im Vergleich zu Menschen mit verschiedenen kardiovaskulären Erkrankungen zeigte damit einen möglicherweise schützenden Effekt der Veranlagung zur Migräne gegenüber dem Risiko für die koronare Herzkrankheit auf. Dies betrifft allerdings lediglich Migräne ohne Aura.
Nun werden weitere Studie zum Verständnis der zugrundeliegenden Mechanismen gebraucht.
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Original Titel:
Effect of genetic liability to migraine on coronary artery disease and atrial fibrillation: a Mendelian randomization study.
Autor:
Daghlas, I., Y. Guo, and D. I. Chasman. “Effect of Genetic Liability to Migraine on Coronary Artery Disease and Atrial Fibrillation: A Mendelian Randomization Study.” European Journal of Neurology 27, no. 3 (March 25, 2020): 550–56. https://doi.org/10.1111/ene.14111.