Das ewige Leid mit dem Rücken

So geht’s chronischen Schmerzen an den Kragen

 Ein steifer Nacken, Stechen im unteren Rücken oder ein Ziehen in der Schultergegend
– unabhängig von Alter oder Berufsgruppe kennen die meisten Erwachsenen wenigstens eine dieser Beschwerden.

 Laut einer Umfrage des Online-Portals Statista litten 83 Prozent der Befragten Erwachsenen im Jahr 2017 mindestens einmal an Rückenschmerzen. Zu den Ursachen zählen unter anderem einseitige Belastung oder Übergewicht sowie langes Sitzen und zu wenig Bewegung.

„Wenn Betroffene lange nicht auf ihre Beschwerden reagieren, kann daraus ein chronisches Leiden entstehen“, erklärt Dr. Thorsten Riethmann, Facharzt für Neurochirurgie und Leiter des Instituts für Neuromodulation am Petrus-Krankenhaus in Wuppertal.

Rechtzeitig reagieren
Zahlen der Deutschen Schmerzgesellschaft zufolge leiden rund 23 Millionen Männer und Frauen in Deutschland unter chronischen Schmerzen.

Sogenannte Muskel- und Skeletterkrankungen gehören dabei zu den häufigsten chronischen Erkrankungen.

Als chronisch gelten Schmerzen, wenn sie zwischen drei und sechs Monate andauern oder wiederholt auftreten – in manchen Fällen sogar, wenn die Ursache bereits behandelt wurde

Fehlhaltungen und -belastungen sorgen oftmals für eine schlechte Durchblutung und somit eine unzureichende Versorgung der Rückenmuskulatur mit Sauerstoff.

Außerdem gehört es zum natürlichen Alterungsprozess, dass der gallertartige Kern der Bandscheiben an Flüssigkeit und damit auch Volumen einbüßt. Damit verringert sich der Puffer zwischen den einzelnen Wirbeln, sodass sich Sehnen und Bänder, die die Stabilität des Rückens gewährleisten, lockern.

Dr. Riethmann erklärt: „Um dem entgegenzuwirken und Rückenschmerzen vorzubeugen, sollten nicht nur Betroffene frühzeitig Maßnahmen ergreifen, damit aus leichten Schmerzen kein chronisches Leiden entsteht.“

Bewegung im Alltag integrieren
Aufgrund von Schmerzen nehmen viele Betroffene eine Schonhaltung ein. Dies bewirkt jedoch in den meisten Fällen eher, dass die Schmerzen zunehmen. Ausreichend Bewegung wirkt sich hingegen positiv auf den Rumpf aus. Daher gilt es genügend bewegte Pausen einzulegen, sei es durch einen kleinen Spaziergang in der Mittagspause oder körperliche Aktivitäten wie Schwimmen oder Wandern im Privatleben.

Auch gezielte Übungen zur Stärkung der Rückenmuskulatur sollten zum Alltag gehören.

Was viele dabei nicht bedenken:
Auch eine kräftige Bauchmuskulatur gehört zu einem stabilen Rumpf.

Mit kurzen regelmäßigen Übungen oder ausgedehntem Strecken können Betroffene beispielsweise selbst am Schreibtisch ihre Muskulatur stärken.

Für eine solche Übung können sie zum Beispiel auf dem Bürostuhl eine gerade Körperhaltung einnehmen, die Hände ineinander fassen und die Arme nach vorne ausstrecken. Wer diese Position einige Atemzüge lang hält, streckt damit sowohl die Wirbelsäule als auch die Muskeln im Schulterbereich.

Aber nicht nur körperliche Belastungen greifen den Rücken an.
 Auch Stress wirkt sich negativ auf die Muskulatur aus. In besonders belastenden Phasen verkrampfen sich ganze Muskelgruppen, sodass auch die Wirbelsäule auf psychischen Druck reagiert. Auch hier gilt es rechtzeitig zu reagieren. Lassen sich Stresssituationen nicht völlig vermeiden, helfen sanfte Übungen zur Entspannung für Seele und Muskeln.

Minimalinvasive Verfahren für Härtefälle
Welche Gründe auch immer zu Rückenschmerzen führen: Ignorieren Betroffene diese Hilferufe des Körpers, können daraus langfristig chronische Schmerzen entstehen. Mit diesen gehen viele dann auch noch zu spät zum Arzt.

Helfen konservative Behandlungsmethoden wie die Gabe von Medikamenten oder Physiotherapie nicht, bieten minimalinvasive Verfahren wie das Einsetzen eines Schmerzschrittmachers Linderung. Dieser hemmt durch sanfte Impulse die Schmerzweiterleitung ans Gehirn.

„Bei der sogenannten Rückenmarkstimulation erhält der Patient zunächst eine lokale Betäubung, dann implantieren wir eine Elektrode direkt an der Wirbelsäule“, so Dr. Riethmann. „Anschließend verbinden wir die Elektrode mit einem Impulsgeber, der schwache elektrische Stimuli an das Rückenmark abgibt.“ Dadurch erhält das Gehirn kein Schmerzsignal aus der betroffenen Gegend mehr. Stattdessen verspüren Patienten ein leichtes Kribbeln.
 
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