Verwechslungsgefahr mit Folgen

Bandscheibenvorfall und ISG-Syndrom unterscheiden

Jeder fünfte medizinische Eingriff an den Bandscheiben ist unnötig, heißt es unter Experten. Denn die starken Rückenschmerzen, die Patienten zum Arzt treiben, kommen oftmals nicht von der Wirbelsäule, sondern vom sogenannten Iliosakralgelenk, kurz ISG. Dieser Bandapparat verbindet die Wirbelsäule mit dem Beckenknochen. Verschiebt er sich auch nur minimal, entstehen intensive Beschwerden, die Medizinern oftmals Rätsel aufgeben.

„Schmerzen an dieser Übergangsstelle strahlen teils auf das Gesäß, den hinteren Oberschenkel entlang bis zum Knie aus und ähneln dadurch den Symptomen eines Bandscheibenvorfalls. Beide Krankheitsbilder zu unterscheiden, gestaltet sich selbst für Experten schwierig.

Mit der richtigen Art der Diagnose lassen sich jedoch Verwechslungen ausschließen und falsche Therapien verhindern“, erklärt Dr. med. Markus Donat, Neurochirurg aus dem Wirbelsäulenzentrum am Stiglmaierplatz in München.

Symptome richtig einordnen
Um erste Mutmaßungen über die Schmerzursachen anzustellen, gibt es für Laien zwei Anhaltspunkte. Zum einen weisen empfindungslose, eingeschlafene Beine auf einen Bandscheibenvorfall hin. Denn hierbei drückt austretendes Gewebe auf die dahinter liegenden Nervenstränge, was so neurologische Ausfälle wie Taubheitsgefühle auslöst.

Bei einem ISG-Syndrom treten diese hingegen nicht auf. Zum anderen lassen sich Schmerzen am Iliosakralgelenk – ganz anders als bei den großflächigen Beschwerden eines Bandscheibenvorfalls – genau lokalisieren. „Oftmals können Betroffene punktgenau auf den Entstehungsort der Beschwerden links oder rechts der Lendenwirbelsäule zeigen“, erläutert der Experte.

Genauere Diagnose beim Arzt
Bei einem konkreten Verdacht auf eine der beiden Erkrankungen sollten Leidtragende in jedem Fall einen Experten aufsuchen. Dieser zieht aus einer ausführlichen Anamnese bereits erste Rückschlüsse. So geben mutmaßliche Ursachen Auskunft über die Art der Krankheit:

Stürze auf das Gesäß lösen oftmals eine ISG-Blockade aus, zu den häufigen Gründen für Bandscheibenvorfälle gehören hingegen übermäßige Belastungen oder Bewegungsmangel. Um Probleme an der Wirbelsäule exakter zu bestimmen, helfen bildgebende Verfahren wie Computer- und Magnetresonanztomografien. Auf diesen erkennen Experten, ob das gallertartige Gewebe auf die Nervenstränge drückt.

Blockaden im Iliosakralbereich lassen sich in der Regel jedoch nicht abbilden. Aus diesem Grund greifen Ärzte auf sogenannte Provokationstests zurück. Eine bekanntere Form dieser Kontrollarten stellt der Kompressionstest dar. Während der Betroffene sich in Seitenlage befindet, übt der Arzt mit beiden Händen Druck auf das Becken aus. Kommt es hierbei zur Auslösung des typischen Schmerzes im ISG-Bereich, lässt das auf ein ISG-Syndrom schließen.

Richtig behandeln
Führen konservative Methoden wie Physiotherapie bei Bandscheibenvorfällen oder ISG-Syndromen nicht zum gewünschten Ergebnis, nutzen Ärzte oftmals die sogenannte Infiltrationstherapie. Hierbei geben Experten ein Gemisch aus einem lokal wirkenden Betäubungsmittel und einem Entzündungshemmer über eine kleine Nadel direkt an die entsprechende Stelle.

Im Falle eines Bandscheibenvorfalls schwillt der gereizte Nerv ab. Handelt es sich um eine Entzündung des Iliosakralgelenks, hemmt das Verfahren den Ursprung des Reizes und sorgt für eine Linderung der Beschwerden. Bei ausgeprägten Formen der ISG-Blockade greifen Experten heutzutage auf sogenannte iFuse-Implantate zurück.

Im Gegensatz zu herkömmlichen Schraubsystemen geben die speziell beschichteten Implantate dem Gelenk neuen Halt und verwachsen innerhalb von drei bis sechs Wochen mit den umliegenden Knochen. Krankenkassen übernehmen dabei die Kosten in vollem Umfang.

Weitere Informationen erhalten Sie direkt unter www.si-bone.de

Kurzprofil
SI-BONE, Inc. wurde im April 2008 in San José, Kalifornien, USA, gegründet. Im November 2010 folgte das Tochterunternehmen SI-BONE in Italien und 2014 das in Deutschland mit Sitz in Mannheim. Seinen Fokus legt das technologiebestimmte Unternehmen auf einen stark unterbehandelten Bereich der Orthopädie, das Iliosakralgelenk (ISG).

Laut mehreren orthopädischen Studien und wissenschaftlichen Publikationen gehen zwischen 15 und 25 Prozent aller Beschwerden im unteren Rückenbereich auf Probleme dieses Gelenks zurück.

Viele Patienten werden aufgrund nahezu gleicher Symptomatik wie bei Bandscheibenschmerzen falsch behandelt und erhalten eine lumbale Spondylodese statt einer Stabilisierung des Iliosakralgelenks. Hierfür entwickelte SI-BONE ein innovatives, patentiertes Verfahren, das iFuse Implant System®.

Dabei stellt das porös titanbeschichtete Implantat eine weniger invasive Alternative zur herkömmlichen Fixierung mittels Schrauben dar. Schonend fusionieren die dreieckigen riegelförmigen Implantate mit dem umliegenden Knochengewebe und sorgen somit für eine stabile Verbindung. Die Kosten werden von den Krankenkassen übernommen.