Wintersport – Iliosakralgelenk auf Abwegen
Schmerzende Schnittstelle
In der Winterzeit zieht es viele Sportbegeisterte in die verschneiten Skigebiete.
Doch die weiße Jahreszeit bringt nicht nur Spaß, sondern birgt auch einige Gefahren. Vor allem Kollisionen oder Stürze auf den Pisten stehen auf der Tagesordnung. Glücklicherweise gehen solche Unfälle oftmals glimpflich aus.
Jedoch kommt es immer wieder vor, dass sich das Iliosakralgelenk (ISG), die gelenkartige Verbindung zwischen Wirbelsäule und Becken, schmerzhaft blockiert.
„Bei einer gut durchtrainierten Muskulatur stellt das kein Problem dar, denn die beiden Gelenkplatten renken sich kurze Zeit später von selbst wieder ein. Untrainierte benötigen dagegen oftmals mechanische Unterstützung von außen, sprich von einem Chiropraktiker, und in Ausnahmefällen sogar einen operativen Eingriff, um das ISG zu stabilisieren“, erklärt Dr. med. Jacques Müller-Broich, Teamleiter der Wirbelsäulenorthopädie in der Orthopädischen Universitätsklinik Friedrichsheim gGmbH.
Druck standhalten
Als Schnittstelle zwischen dem unteren Teil der Wirbelsäule, dem sogenannten Kreuzbein, und dem Darmbein im Becken hält das von einem starken Bandapparat ummantelte ISG tagtäglich enorme Belastungen aus.
Bei einem Sturz dehnen sich die vorhandenen Muskeln und Bänder:
Es folgt daraufhin meist eine Verschiebung und schlussendlich eine Verkantung der Gelenkflächen.
„Solch eine ISG-Blockade reizt wichtige Versorgungsnerven und verursacht starke, ausstrahlende Schmerzen“, verdeutlicht Dr. Müller-Broich.
Um diesen Beschwerden vorzubeugen, empfiehlt es sich, Bauch- und Rückenmuskeln regelmäßig und vor allem gleichmäßig zu trainieren.
Zur Kräftigung eignen sich insbesondere Sportarten wie Schwimmen und Fahrradfahren oder aber spezielle Fitnessübungen und professionelle Krankengymnastik.
Durch den Besuch einer Rückenschule lassen sich zusätzlich eventuelle Fehlhaltungen und falsche Bewegungsabläufe identifizieren, die zur ständigen Überlastung des ISG führen.
Ende der Schmerzspirale
Wenn es trotz aller Vorsorgemaßnahmen zur Blockade kommt, hilft zunächst die sogenannte Eigenmobilisation.
Dafür legen sich Betroffene in gerader Position auf den Rücken und strecken die Arme zur Seite aus, Handinnenflächen nach oben. Als nächsten Schritt den rechten Fuß auf Höhe des linken Knies abstellen und sich von der Hüfte abwärts nach links drehen. Währenddessen die Schultern auf dem Boden liegen lassen.
Anschließend mit der linken Hand das rechte Knie greifen und sanft in Richtung Boden drücken. Dabei den Kopf nach rechts drehen und diese Stellung 20 Sekunden lang halten. Nun die gleichen Bewegungen mit dem linken Bein ausführen.
Wenn diese Übungen tagtäglich für 2-3 Wochen durchführt werden und keine Linderung verspürt wird, sollte ein Facharzt aufgesucht werden. Dieser wendet nach einer ausführlichen Anamnese zunächst konservative Therapien wie gezielte Injektionen, Wärmeanwendungen und Krankengymnastik an, um die Blockade zu lösen.
„Führen all diese konservativen Maßnahmen nicht zum gewünschten Ergebnis, kann als letzter Schritt ein minimalinvasiver operativer Eingriff notwendig sein. Bei diesem werden kleine Dreiecksimplantate, sogenannte iFuse-Implantate, über eine kleine Inzision eingebracht und das schmerzhafte Gelenk behandelt“, erläutert Dr. Müller-Broich.
Nach einer dreiwöchigen Einheilzeit spüren Patienten kaum noch Schmerzen und können dank der Operation, deren Kosten von den Krankenkassen übernommen werden, unbeschwert ihren Alltag genießen.
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