Aus dem Gleichgewicht
Wie Fehlstellungen der Wirbelsäule die Körperstatik stören
Als Zentrum unseres Organismus gewährleistet die Wirbelsäule flexible Bewegungen und federt alltägliche Belastungen sanft ab. Dazu verläuft sie nicht vollkommen gerade, sondern in einer Doppel-S-Form.
An Hals- und Lendenwirbelsäule liegt eine Vorwärtskrümmung, auch Lordose genannt, vor. Im Bereich der Brustwirbelsäule sowie im unteren Rücken besteht eine Wölbung nach hinten, auch als Kyphose bezeichnet.
Diese Form sorgt für eine gleichmäßige Belastung von Muskeln, Sehnen, Bändern und Gelenken und hält die Statik des Körpers aufrecht.
„Kommt es aufgrund von Fehlhaltungen oder Erkrankungen zu Abweichungen der Wirbelsäulenform, treten oft Beschwerden wie Rückenschmerzen oder sogar Taubheitsgefühle in Armen und Beinen auf“, weiß Dr. Reinhard Schneiderhan, Orthopäde aus München und Präsident der Deutschen Wirbelsäulenliga.
In sich verkrümmt
Leiden Patienten unter einer seitlichen Deformierung der Wirbelsäule, bezeichnen Mediziner diese Erkrankung als Skoliose. Allerdings lassen sich minimale Abweichungen in der natürlichen Wirbelsäulenform äußerlich oftmals nicht gleich erkennen.
Erst bei schweren Verkrümmungen werden Kennzeichen wie eine herabhängende Schulter oder Beckenschiefstände sichtbar.
Die Ursache einer Skoliose bleibt meist unklar.
Mögliche Gründe sind angeborene Fehlstellungen sowie Muskel- oder Nervenerkrankungen.
Je nachdem wo und in welcher Stärke die Verdrehung auftritt, zeigen sich Symptome wie erschwerte Atmung und Beeinträchtigungen von Herz, Lunge oder Bauchorganen. Rückenschmerzen und Arthrose stellen weitere typische Beschwerden dar.
„Durch die Verformung des Rückgrats entstehen Dysbalancen in anderen Teilen des Bewegungsapparates wie Knien oder Hüfte, die dort zu übermäßiger Belastung und Verschleiß führen“, erklärt Dr. Schneiderhan.
Zur Behandlung und Vorbeugung helfen Krankengymnastik und gezielter Muskelaufbau. Bei seitlichen Verkrümmungen über 20 bis 25 Grad kommt zusätzlich ein Stützkorsett zum Einsatz.
Aktiv gegen übermäßige Verformungen
Neben einer Skoliose können Deformitäten im Brustwirbelbereich oder an der Lendenwirbelsäule auftreten. Im ersten Fall leiden Patienten unter dem typischen Rundrücken, im zweiten unter der auch als Hohlkreuz bekannten Fehlstellung.
Dauerhafte Haltungsschäden durch einseitige Belastung, Bewegungsmangel oder geschwächte Muskulatur zählen hier zu den Hauptursachen. Allerdings kann ein Rundrücken auch durch genetische Missbildungen oder unfallbedingte Einbrüche der Wirbelkörper entstehen.
Derartige Frakturen stabilisieren Experten heutzutage mit speziellem Knochenzement. Als weitere Ursachen für ein Hohlkreuz kommen zum Beispiel Übergewicht oder Erkrankungen wie Wirbelgleiten infrage, also die krankhafte Verschiebung einzelner Wirbel gegeneinander.
Als Folge der Verkrümmungen entstehen Schmerzen, vor allem durch Muskelverspannungen und übermäßige Belastung von Bandscheiben und Wirbelgelenken. Dadurch steigt das Risiko für Bandscheibenvorfälle oder -vorwölbungen sowie Wirbelkanalverengungen.
„Bei einem starken Rundrücken besteht ebenfalls die Gefahr von Nervenbeeinträchtigungen. Kribbeln und Taubheitsgefühle in den Extremitäten können auftreten“, sagt Dr. Schneiderhan.
Zur Behandlung dieser Deformitäten spielt besonders Bewegung eine wichtige Rolle. Krankengymnastik oder sanfte Sportarten wie Schwimmen, Nordic Walking oder Pilates stärken den gesamten Rumpf, lösen Muskelverspannungen und stützen die Wirbelsäule in ihrer natürlichen Form.
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