Teufelskreis Rückenleiden
Wenn Schmerz selbst zur Krankheit wird
Rund 20 Millionen Deutsche suchen jährlich aufgrund von Rückenschmerzen einen Arzt auf. Damit verursacht dieses Krankheitsbild Kosten in Höhe von nahezu 50 Milliarden Euro.
Während Beschwerden bei einem Großteil der Betroffenen innerhalb von sechs bis acht Wochen zurückgehen, entwickeln sich bei acht bis zehn Prozent chronische Schmerzen, die länger als drei Monate andauern.
„Befinden sich Patienten in einem derartigen Kreislauf, gilt es nicht nur körperliche Ursachen zu behandeln, sondern auch psychische Aspekte zu berücksichtigen. Dabei helfen interdisziplinäre Behandlungsansätze, um Betroffene fachübergreifend zu versorgen“, weiß Dr. Reinhard Schneiderhan, Orthopäde aus München und Präsident der Deutschen Wirbelsäulenliga.
Bleibende Erinnerung
Als häufigste Ursachen für chronische Rückenschmerzen gelten dauerhafter Bewegungsmangel und anhaltende Fehlbelastungen. Da viele Menschen heutzutage überwiegend sitzende Tätigkeiten ausüben und sich auch nach Feierabend nicht ausreichend bewegen, bildet sich die stützende Rumpfmuskulatur nach und nach zurück und Bandscheiben federn Stöße durch alltägliche Bewegungen nicht mehr ausreichend ab.
Als mögliche Folge können Schmerzen entstehen.
Doch neben körperlichen Ursachen stellen ebenso psychische Belastungen wie privater oder beruflicher Stress Auslöser von anhaltenden Rückenschmerzen dar. Stress versetzt den Körper in eine Art Alarmzustand, sodass sich der Muskeltonus erhöht und das Risiko für schmerzhafte Verspannungen steigt. Entwickeln sich dadurch chronische Beschwerden, besteht die eigentliche Schmerzursache oftmals jedoch gar nicht mehr.
„Patienten haben dann trotz einer bereits erfolgreichen Behandlung immer noch Probleme. Denn je länger Schmerzen bestehen, umso sensibler reagieren Nerven auf Reize. Ursache dafür ist das sogenannte Schmerzgedächtnis: Starke und anhaltende Beschwerden führen zu einer Erinnerungsspur, die das Gehirn abspeichert. Der Schmerz verliert dann seine Funktion als Warnsignal und stellt sozusagen selbst die Erkrankung dar“, betont Dr. Schneiderhan.
Ganzheitliche Behandlung
Heutzutage existieren verschiedene Methoden, um chronische Schmerzen zu lindern. Bei leichten Beschwerden wie etwa durch haltungsbedingte Muskelverspannungen sorgen konservative Maßnahmen wie Wärmeanwendungen, gezielte Schmerzmittelgabe oder Massagen für Besserung.
Bestehen stärkere Rückenleiden wie Bandscheibenvorwölbungen oder -vorfälle, kommen moderne minimalinvasive Therapien wie Wirbelsäulenkatheter, Hitzesonde oder Mikrolaser zum Einsatz. Damit lässt sich störendes Gewebe gezielt entfernen, um Schmerzen somit schonend auszuschalten.
„Leiden Patienten unter chronischen Beschwerden, gilt eine interdisziplinäre Behandlung immer als erforderlich. So lässt sich die Ursache der Schmerzen individuell erkennen und langfristig ausschalten. Dieser sogenannte bio-psychosoziale Ansatz umfasst neben der unmittelbaren Schmerztherapie auch Krankengymnastik oder gezielte Rückenübungen zur Stärkung der Muskulatur sowie psychotherapeutische Maßnahmen, beispielsweise zum Erlernen von Entspannungstechniken“, erklärt Dr. Schneiderhan abschließend.
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