Iliosakralgelenk: sensible Verbindung unter Druck
Drei Fragen an den Wirbelsäulenexperten Dr. Johannes Lang
Ständige Schmerzen im unteren Wirbelsäulenbereich – egal ob beim Stehen, Gehen oder Liegen – treiben leidgeplagte Patienten vielerorts in Arztpraxen.
Häufigste Diagnose:
Bandscheibenprobleme.
Doch in fast jedem fünften Fall liegt die Ursache nicht an den kleinen Stoßdämpfern, sondern vielmehr im Kreuz-Darmbein-Gelenk, auch Iliosakralgelenk genannt.
Leider erkennen viele Ärzte den auslösenden Übeltäter erst viel zu spät oder gar nicht und somit bleiben fälschlich verschriebene Therapien erfolglos. Folglich verschlimmern sich Schmerzen und strahlen ins Gesäß, Leiste und Oberschenkel aus.
„Schlagen sowohl konservative Maßnahmen, Physiotherapie als auch Injektionsbehandlungen nicht an, kommen operative Verfahren in Betracht“, weiß Dr. Johannes Lang, Wirbelsäulenexperte aus dem Facharztzentrum im Ärztehaus Delbrück, und klärt im Folgenden die wichtigsten Punkte zu Diagnosestellung, neuem Behandlungsansatz sowie die Kostenfrage.
1. Warum kommt es häufig zu Fehldiagnosen?
„Anhaltende Beschwerden im unteren Rückenbereich sowie ausstrahlende Schmerzen deuten auf Probleme mit den Bandscheiben hin. Jedoch gilt die gleiche Symptomatik ebenfalls für Fehlfunktionen oder Blockaden des Iliosakralgelenks, kurz ISG.
Viele Ärzte lassen allerdings diesen Teil in ihrer Diagnostik aus, obwohl bestimmte Tests den Bereich eindeutig als Übeltäter entlarven.
Stimmt darüber hinaus die Krankengeschichte, also klagen Patienten über Schmerzen nach längerem Sitzen, beim Treppensteigen und können den Oberkörper schlecht nach vorne beugen, kann eine Funktionsstörung des Gelenks vorliegen. Wichtig: Einzelne Aussagen sollten nicht überbewertet werden, von daher gilt immer eine umfangreiche Anamnese.
Unbehandelt führen Beschwerden im ISG zu einer Spannungszunahme der Bänder und enden in einer Bewegungsstörung sowie Gelenkfehlstellungen.“
2. Welche Maßnahmen kommen zum Einsatz?
„Im Falle einer Blockade beseitigen gezielte Akupunkturbehandlungen in der Regel erste Beschwerden. Länger anhaltende Schmerzen werden am besten physiotherapeutisch mit bestimmten Stabilisationsübungen korrigiert. Auch Infiltrationen, also direktes Einspritzen von schmerzstillenden Medikamenten in das Gelenk, führen zur Linderung.
Zeigen sich jedoch keine langanhaltende Besserungen und sind alle konservativen Maßnahmen ausgeschöpft, bringen chirurgische Eingriffe die nötige Schmerzfreiheit.
Zu den neusten Möglichkeiten, die gelenkartigen Verbindungsstellen schonend zu stabilisieren, zählen sogenannte iFuse-Implantate.
Durch ihre besondere Form und Oberflächenbeschaffenheit heilen sie schnell ein und verwachsen mit dem umliegenden Knochen. Das führt zu einer sofortigen Schmerzreduktion und nach kurzer Zeit zu einer Erhöhung der Lebensqualität.“
3. Für wen eignen sich die Fusionsimplantate und übernehmen Krankenkassen die Kosten?
Zum Einsatz kommen iFuse-Implantate bei Funktionsstörungen des Iliosakralgelenks. Das kann beispielsweise nach ausgeheilten Frakturen, hervorgerufen durch einen unglücklichen Sturz auf das Steißbein, sein.
Aber auch eine Geburt kann das Becken so in Mitleidenschaft ziehen, dass die Verbindungsstelle zwischen Darm- und Kreuzbein Schaden nimmt.
Weitere Anwendungen finden die stabilen Implantate bei einer degenerativen Sakroiliitis, also einer Entzündung in den Gelenkplatten, sowie bei Arthrose und Morbus Bechterew.
Betroffene fürchten oft große Operationen, aber der Eingriff mit den neuartigen Implantaten erfolgt minimalinvasiv, das heißt durch einen winzigen Schnitt.
Nach dem etwa 45-minütigen Eingriff erfahren Patienten sofortige Schmerzlinderung und können innerhalb kürzester Zeit ihren Alltag aktiv gestalten.
Weiterer Vorteil:
Krankenkassen übernehmen die Kosten.
Weiter Informationen unter www.si-bone.de oder www.orthoneuro.de