Risiko Dauersitzer
... wie Sie starke Kreuzschmerzen vermeiden
Neben Stehen und Liegen gehört das Sitzen zu einer Grundhaltung des Menschen, denn es entspannt und schont die Gelenke.
„Allerdings kann permanentes Sitzen, vor allem am Arbeitsplatz, zum gesundheitlichen Problem werden“, betont Prof. Dr. Dr. Nikolai Rainov, Neurochirurg im MVZ Wirbelsäulenzentrum München-Taufkirchen.
Neben Verspannungen im Rücken und Nacken klagen Betroffene oftmals über tief sitzende Kreuzschmerzen.
„Das muss nicht zwangsweise von den Bandscheiben kommen“, weiß der Neurochirurg.
Bei genauer Betrachtung gerät auch das Iliosakralgelenk, kurz ISG, immer öfter als Schmerzauslöser ins Visier vieler Ärzte.
Bereits einfache Übungen am Schreibtisch, Stressreduktion oder ein gezielter Eingriff im fortgeschrittenen Stadium können heutzutage zur sofortigen Linderung führen.
Aktive Pausen
Der beste Ratschlag bei lästigen Kreuzbeschwerden lautet: Bewegung.
„Wenn man bedenkt, dass junge Erwachsene circa neun Stunden am Tag sitzen, dann gefährden sie damit ihre Gesundheit“, warnt Prof. Rainov.
- Zum einen fährt der Stoffwechsel runter, was zu Übergewicht führt und Diabetes fördert.
- Zum anderen steigt die Gefahr für Verkalkungen der Herzkranzgefäße sowie Herzinfarkte – mit jeder Stunde, die ein Mensch sitzt.
- Parallel nimmt die Leistungsfähigkeit der Muskulatur ab, was Fehlhaltungen verursacht und Kreuz- sowie Nackenschmerzen hervorruft.
„Um dem schädlichen Dauersitzen entgegenzuwirken, sollten Betroffene täglich aktive Pausen im Büro einlegen“, erklärt der Facharzt.
Dazu gehört öfter mal aufzustehen und während eines Telefonates herumzulaufen – vielleicht sogar auf Zehenspitzen – oder kleine Übungen wie Schulterkreisen gegen Verspannungen einzubauen.
„Es hilft mehr, wenige Übungen alle zwei bis drei Stunden einzuplanen, als viele nur selten durchzuführen“, rät der Neurochirurg.
Nur die halbe Miete
Oftmals vergessen stressgeplagte Vielsitzer Acht auf sich zu geben.
So fordert die Passivität des Tages im Laufe der Zeit ihren Tribut. Manche klagen über starke Verspannungen, die mithilfe von Bewegung, Entspannung und Entlastung behoben werden können.
Andere leiden wiederum jahrelang unter starken Kreuzschmerzen, die jedoch nicht immer auf das Konto der Bandscheiben gehen.
„In jedem fünften Fall kommen die Schmerzen vom Iliosakralgelenk, auch ISG genannt“, verdeutlicht Prof. Rainov. „Der Bandscheibenprolaps zeigt die gleichen Schmerzsymptome wie das ISG-Syndrom, was die Verwechslungsgefahr erhöht.“
Bei beiden Auslösern helfen bereits manuelle und physikalische Therapien sowie schmerzstillende oder lokal betäubende Medikamente.
Kommt es jedoch zu fortschreitenden neurologischen Störungen, wie beispielsweise Schwäche oder Taubheitsgefühl im Bein, spricht das ganz klar für einen operativen Eingriff.
Um eine schnelle Beschwerdelinderung herbeizuführen, entfernen Mediziner bei einem Bandscheibenvorfall das problematische Gewebe.
„Der Eingriff am ISG verläuft minimalinvasiv. Zusätzlich sorgen spezielle Titanimplantate, sogenannte iFuse-Implantate (Kassenleistung), für eine dauerhafte Stabilisierung des ISGs und ermöglichen eine langfristige Schmerzfreiheit“, erklärt Prof. Rainov und betont abschließend:
„Allerdings ist eine Operation nur die halbe Miete. Denn grundsätzlich gilt, sich sowohl im Alltag als auch in seiner Freizeit ein rückengerechtes Verhalten anzueignen.“
Weitere Informationen dazu finden Sie auch direkt unter www.si-bone.de