Grippe bei Kindern - was müssen Eltern beachten und lohnt eine Impfung?
Kinderarzt Dr. Dogan klärt auf
Vergangene Grippesaison erfasste das Robert Koch Institut* 334.000 Influenza-Erkrankungen. Seit 2001 (Inkrafttreten des Infektionsschutzgesetztes) mit Abstand die höchste Anzahl registrierter Grippeerkrankungen. Neun Prozent davon waren Kinder im Alter bis zu vier Jahren.* D.h. jeder elfte registrierte Influenza-Fall betraf ein Säugling oder Kleinkind.
Da nur ein Bruchteil der Erkrankungen labortechnisch erfasst werden, gehen Experten von ca. neun Millionen Influenza-Fällen aus. Insbesondere Kinder sind einer erhöhten Ansteckungsgefahr ausgesetzt. Von einer Panikmache rät Dr. Dogan dennoch ab. Er gibt Eltern konkrete Tipps und klärt über wichtige Fakten zur Grippeerkrankung bei Kindern auf.
Spätestens im Januar rechnet der Stuttgarter Kinderarzt Dr. Özgür Dogan mit einem Anstieg der Grippeinfektionen. „Da Kinder meist in Gemeinschaftseinrichtungen wie KiTas oder Schulen sind, sind sie einer erhöhten Ansteckungsgefahr ausgesetzt.
Überall wo viele Menschen zusammenkommen, kann sich das Influenza-Virus schnell ausbreiten. Hinzu kommt, dass bei Kleinkindern das Immunsystem noch nicht voll ausgebildet ist,“ erklärt der Kinderarzt. Vor allem in der Kindheitsphase mache der menschliche Organismus mehrere fieberhafte Virusinfektionen durch. Die echte Grippe verlaufe oft ausgeprägter als die gewöhnliche Erkältung. Eine Grippeimpfung sei auch bei Kindern ein probates Mittel zur Prävention. Einen hundertprozentigen Schutz biete sie zwar nicht, reduziere aber die Wahrscheinlichkeit einer schweren Grippeerkrankung.
Wie unterscheidet man eine Grippe von einer normalen Erkältung?
„Beide Krankheiten sind eine Virusinfektion. Eine Grippe liegt dann vor, wenn die Infektion auf einen Influenza-Virus zurückzuführen ist. Deshalb sprechen Mediziner bei Grippe von Influenza. Die Influenza-typische Symptomatik ist oft durch einen plötzlichen Erkrankungsbeginn mit Fieber, Muskel- oder Kopfschmerzen gekennzeichnet.
Häufig kommt etwas später ein trockener Reizhusten dazu. Die Symptome ähneln einer Erkältung, treten jedoch meist plötzlich und heftig auf. Weist ein Kind diese Symptome während der Influenza-Saison von Januar bis April auf, kann dies ein Hinweis auf eine Grippe sein.
Da sowohl Erkältung als auch Grippe Virusinfektionen sind, die lediglich symptomatisch behandelt werden können, ist es jedoch nicht unbedingt notwendig, den genauen Erreger zu kennen.
Ein solcher Infekt kann oft eine ganze Woche dauern und mit hohem Fieber einhergehen. In erster Linie sind ausreichend Flüssigkeit und Ruhe für den Kranken wichtig. Bei reduziertem Allgemeinzustand oder Schmerzen kann man Kindern Paracetamol oder Ibuprofen geben.
Sollte es dem Kind trotzdem weiter schlecht gehen, sollte ein Arzt konsultiert werden.“
Ist eine Grippe eine gefährliche Krankheit, die auch tödlich verlaufen kann?
„Eine schwere Virusinfektion sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen. Allerdings muss eine Grippe nicht zwangsläufig einen schweren Verlauf haben.
Laut Statistik mussten vergangene Saison 4.100 Säuglinge bzw. Kleinkinder und 1.900 Schulkinder wegen Grippe stationär im Krankenhaus behandelt werden. Das ist aber nicht die Regel.
Eine Grippe ist heute grundsätzlich keine tödliche Krankheit. Auch nicht bei Säuglingen oder Kleinkindern. Zwar wurden vergangenes Jahr 20 Todesfälle bei Kindern bis vier Jahren und 13 bei Schulkindern erfasst. Hier dürften aber besondere Umstände, wie beispielsweise schwere Vorerkrankungen, hinzugekommen sein.
Verschlimmert sich der Zustand eines Kindes plötzlich und sind sich Eltern nicht sicher, ob sie ein Krankenhaus oder eine Notaufnahme aufsuchen sollen, so haben sie die Möglichkeit zu jeder Tages- und Nachtzeit einen Tele-Arzt über TeleClinic zu konsultieren.“
Wie viele Kinder erkranken jährlich an Grippe in Deutschland?
„Das Robert Koch Institut veröffentlicht jedes Jahr im September die Zahlen zur letzten Influenzasaison. Tatsächlich wurden vergangene Grippesaison 334.000 Fälle im Labor nachgewiesen; neun Prozent davon waren Kinder im Alter bis zu vier Jahren.
Da bei weitem nicht alle Influenzafälle im Labor nachgewiesen werden, geht man in der vergangenen Saison von etwa neun Millionen Erkrankten in Deutschland aus. Das ist ein Drittel mehr als im Vorjahr. Man schätzt, dass letztes Jahr ca. 800.000 Kinder zwischen 0 und 4 Jahren an Grippe erkrankten.“
Sind Kinder besonders anfällig für Grippe?
„Da sich das Immunsystem vor allem in der Säuglings- und Kleinkindphase noch aufbauen muss, sind jüngere Kinder generell anfälliger für fieberhafte Virusinfekte. Weil sich Kinder dieser Altersgruppe zudem meist in Gemeinschaftseinrichtungen befinden, ist eine besondere Anfälligkeit für derartige Infektionen gegeben.“
Wie stecken sich Kinder an und kann man vorbeugen?
„Eine Ansteckung erfolgt überwiegend durch virushaltige Tröpfchen, die z.B. beim Husten oder Niesen ausgeschieden werden. Diese können über eine geringe Distanz auf die Schleimhäute der Atemwege gelangen. Darüber hinaus ist eine Übertragung über Hände und Oberflächen möglich, die von virushaltigen Sekreten verunreinigt sind.
Berührt ein Kind diese und fasst sich später an Nase oder Mund, kann es zu einer Infektion kommen. Die intuitive Berührung von Nase und Mund ist bei Kindern schwer zu unterbinden - schon Erwachsenen fällt das ja schwer.
Vorbeugen kann man, indem man Kinder zu Hygienemaßnahmen anhält. Beispielsweise regelmäßiges und gründliches Händewaschen. Auch richtiges Niesen ist wichtig, indem man sich beispielsweise ein Taschentuch oder den Ellenbogen vor das Gesicht hält. Daneben gibt es natürlich die Möglichkeit einer Impfung.“
Ist eine Grippeimpfung bei Kindern sinnvoll und ab welchem Alter ist das möglich?
„Grundsätzlich wird eine jährliche Influenza-Impfung bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen empfohlen, wenn aufgrund eines Grundleidens eine erhöhte gesundheitliche Gefährdung vorliegt.
Dies ist der Fall bei chronischen Krankheiten der Atmungsorgane wie Asthma sowie chronischen Herz-Kreislauf-, Leber- und Nierenkrankheiten. Auch Diabetes mellitus und andere Stoffwechselkrankheiten zählen zu diesen Grundleiden, die das Risiko erhöhen.
Chronisch neurologische Krankheiten oder eine Immunschwäche ebenfalls. Aufgrund schwerer Verläufe mit häufigen Krankenhausaufenthalten bei Kindern in den ersten beiden Lebensjahren und der besonderen Bedeutung von Kindern und Jugendlichen bei der Ausbreitung einer Influenza-Epidemie, kann die Indikation zu einer jährlichen Influenza-Impfung großzügig gestellt werden.
Der Grippeimpfstoff ist ab einem Alter von sechs Monaten zugelassen.“
Wann ist der richtige Zeitpunkt für eine Impfung?
„Die Grippewelle hat in den vergangenen Jahren meist im Januar begonnen und drei bis vier Monate gedauert. November wäre ein guter Zeitpunkt für eine Impfung. Aber auch später ist das noch möglich, weil der Schutz bereits zwei Wochen nach der Impfung beginnt.
Werden Meldungen laut, dass eine Grippewelle grassiert oder sind Personen im Umfeld erkrankt, kann man also unter Umständen noch reagieren.“
Wie lange hält eine Impfung und ist der Schutz 100-prozentig?
„Aufgrund der ständig wechselnden Virusbeschaffenheit ist die Schutzdauer für gewöhnlich auf eine Saison begrenzt. Der Impfschutz ist leider nicht vollständig und liegt im Kleinkindalter oft nur zwischen 30 und 50 Prozent. Am Ende sind es Wahrscheinlichkeiten, um die man das Erkrankungsrisiko senkt. Eine Garantie gibt es nicht.“
Welche Impfstoffe gibt es und welche eignen sich für bestimmte Altersgruppen?
„Aktuell wird der quadrivalente Impfstoff für alle Altersgruppen ab sechs Monaten empfohlen. Dieser enthält Bestandteile von zwei Subtypen des Influenza A- und B-Virus. Er wird intramuskulär injiziert.“
Wann sollte man von einer Impfung absehen?
„Außer einer bekannten Allergie gegen einen der Influenza-Impfstoffe bzw. den Inhaltsstoffen gibt es grundsätzlich keinen Grund, von einer Grippeimpfung abzuraten. Allerdings sollte man zur Zeit der Impfung kein Fieber haben oder heftiger erkrankt sein. Etwas Husten und Schnupfen sind kein Problem.“
Welche Risiken gehen mit einer Impfung einher?
„Der saisonale Impfstoff ist in der Regel gut verträglich. In Folge der natürlichen Auseinandersetzung des Organismus mit dem Impfstoff kann es vorübergehend zu Lokalreaktionen kommen. Beispielsweise leichte Schmerzen, Rötungen und Schwellungen an der Impfstelle. Gelegentlich treten vorübergehend Allgemeinsymptome einer Erkältung mit Fieber auf, welche in der Regel innerhalb von ein bis zwei Tagen wieder abklingen.“
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*Quelle: Bericht zur Epidemiologie der Influenza in Deutschland Saison 2017/18 vom Robert Koch Institut