Mit Kindern über den Tod sprechen
Fünf Tipps vom Experten für Psychotherapie
Tod und Sterben sind Themen, die schon für Erwachsene oft schwer zu verarbeiten sind – wie lässt sich also bloß mit Kindern darüber sprechen?
Dr. med. Steffen Häfner, Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie und ärztlicher Direktor der Klinik am schönen Moos, gibt Ratschläge für Eltern.
Er betont: „Kinder brauchen Klarheit, Sicherheit und das Gefühl, ernst genommen zu werden. Wer den Tod ihnen gegenüber herunterspielt, unterschätzt die Kleinen. Sie sind sehr wohl dazu in der Lage, den natürlichen Lauf des Lebens zu begreifen und ihre Gefühle zu verarbeiten.“
Tabu brechen
In der aktuellen Gesellschaft ist der Tod etwas, über das viele Menschen aus Verlegenheit ungern sprechen. Wer seinen Sprösslingen dieses Thema nicht zumuten möchte, nimmt ihnen jedoch die Chance, einen gesunden Umgang zu erlernen und ihre emotionale Resilienz zu stärken.
„Kinder haben ein erstaunliches Verständnis für Emotionen und Ereignisse, auch wenn sie nicht immer die Worte haben, dies auszudrücken“, sagt der Facharzt und ergänzt: „Solche Gespräche können zwar herausfordernd sein, aber sie bereiten Kinder auf die Realität des Lebens vor.“
Auf Augenhöhe
Um Eltern ihre Sorge zu nehmen und Sicherheit zu geben, teilt Dr. Häfner einige Tipps für den Umgang mit diesem sensiblen Thema.
1. Offen sein
„Häufig kommen Kinder mit Fragen zum Tod auf Erwachsene zu, wenn ein Verwandter stirbt. In einigen Fällen tritt der kindliche Wissensdurst aber auch ganz unvermittelt auf. Statt aktiv nach einem Gespräch zu suchen, empfiehlt es sich, genau diese Neugierde aufzugreifen, beispielsweise auch mit der Unterstützung von Kinderbüchern.
Selbst wenn der Zeitpunkt ungelegen erscheint, ist es ratsam, auf ihr Interesse einzugehen – ob in der Schlange vor dem Bäcker oder in der großen Familienrunde. Denn in der Regel haben gerade die Jüngeren nur wenige konkrete Fragestellungen, die sie kurz beantwortet haben möchten.
Wer das Gefühl hat, sein Kind könnte jedoch noch weiter über das Thema grübeln, sollte es zu einem geeigneten Zeitpunkt noch einmal ansprechen. So merkt der Nachwuchs, dass sein Interesse ernst genommen wird.“
2. Ehrlichkeit wahren
„Bei der Beantwortung von Fragen rate ich dazu, nichts übermäßig zu beschönigen, sondern dem Interesse ehrlich zu begegnen. Darüber hinaus ist es wichtig, den Kleinen Raum zu geben, damit sie ihre Gedanken und Gefühle ausdrücken können. Ganz wichtig: aktives Zuhören, ohne zu urteilen.“
3. Altersgerechte Erklärungen
„Aussagen wie ‚Oma ist eingeschlafen‘ oder ‚Opa ist für immer von uns gegangen‘ können bei Kindern falsche Vorstellungen wecken. Sie nehmen das Gesagte häufig wörtlich.
Eine einfache und klare Sprache, bei der sie nichts falsch verstehen können, eignet sich darum am besten oder auch Beispiele aus der Natur. Eine tote Maus atmet nicht mehr und sie spürt auch nicht, dass sie unter der Erde begraben liegt. Genauso ist es bei uns Menschen auch.“
4. Nach dem Tod
„Die Frage, was nach dem Leben kommt, ist eine der größten überhaupt – und sie beschäftigt auch schon die ganz Kleinen. Vor dem gemeinsamen Gespräch lohnt es sich darum, seinen eigenen Standpunkt festzulegen.
Wer an ein Leben nach dem Tod glaubt, darf das seinen Kindern natürlich kommunizieren.
Allerdings ist es auch wichtig zu erklären, dass niemand mit Sicherheit weiß, was nach dem Leben auf uns wartet. Als bereichernd erweist es sich in der Regel, Kinder gezielt nach ihrer Vorstellung zu fragen und diese auch zu akzeptieren.“
5. Abschied nehmen
„Rituale wie das Anzünden einer Kerze oder das gemeinsame Betrachten von Fotos können Kindern helfen, einen Verlust zu verarbeiten. Sofern sie das möchten, sollten sie zudem immer die Möglichkeit bekommen, bei der Beisetzung eines Angehörigen dabei zu sein.
Gemeinsam als Familie Abschied zu nehmen und nicht alleine mit seinen Gefühlen zu sein, schafft Sicherheit und gibt den Kleinen einen Rahmen, ihre Emotionen auszudrücken.“
Wer gern mehr erfahren möchte, schaut bitte direkt unter https://www.klinik-a-s-moos.de/