Was Diabetiker über Alkohol wissen sollten

... ein Gläschen zu Weihnachten und Sylvester

Für Diabetiker galten lange strengste Regeln. Viele Genüsse waren tabu. Heute müssen Betroffene nicht mehr auf so vieles verzichten. Doch sie sollten die Risiken richtig handhaben.

Weihnachten und Silvester ohne ein Glas Wein zum Festschmaus oder ein Glas Sekt zum Anstoßen aufs neue Jahr? Das war früher normal für Diabetiker.

Doch die Empfehlungen haben sich in den letzten Jahren grundlegend geändert. Heute ist sogar Naschen erlaubt – aber nur in bescheidenen Maßen.

Das Gleiche gilt für Alkohol.
Ein kleines Glas Wein, Sekt oder Bier muss sich kaum ein Diabetiker verkneifen.

Aber bitte nicht täglich – und generell mit einer gewissen Umsicht.
Zum Beispiel sollte man nie auf leeren Magen trinken und immer seine Blutzuckerwerte im Auge behalten. Das ist besonders wichtig, wenn es doch mehr als ein Glas wird. Sonst kann der kleine Schwips sehr schwerwiegende Folgen haben.

Vorsicht, Unterzucker!
Unterzuckerung ist die größte Gefahr - insbesondere wenn Menschen mit Diabetes Sulfonylharnstoffe einnehmen oder Insulin spritzen. Denn diese Medikamente können an sich schon eine Unterzuckerung auslösen.

Hinzu kommt ein paradoxes Problem:
Einerseits enthält Alkohol generell viele Kohlenhydrate und lässt damit den Blutzucker ansteigen.

Andrerseits blockiert der Alkohol den normalen Zuckernachschub aus der Leber. Deshalb droht mit einer Verzögerung von mehreren Stunden eine Unterzuckerung. Denn die Leber ist vollauf damit beschäftigt, den Alkohol abzubauen – eine Strapaze für das Organ. Dadurch gerät die Zuckerneubildung ins Stocken.

Normalerweise sorgt die Leber rund um die Uhr dafür, dass Zucker als Energienachschub für den Körper ins Blut abgegeben wird. Das ist auch bei der Dosierung der Medikamente eingeplant.

Fällt der Glukosenachschub aus der Leber aufgrund des Alkoholkonsums weg, rutschen Diabetiker in die Unterzuckerung.

Das ist nicht nur nachts ein Problem.
Auch nur leicht Beschwipste nehmen oft die Symptome für eine Unterzuckerung nicht mehr früh genug wahr, um gegenzusteuern. Diese droht sogar noch am nächsten Tag, abhängig von der Alkoholmenge.

Deshalb sollte man in Verbindung mit Alkohol nie die Insulin- oder Tablettendosis erhöhen und den Blutzucker vor dem Schlafen noch einmal kontrollieren. Bei zu niedrigen Werten hilft z. B. ein belegtes Vollkornbrot.

Darauf sollten Diabetiker bei Feiern achten:

  • Alkohol nie auf nüchternen Magen trinken;
  • Blutzucker häufiger kontrollieren;
  • Wecker stellen, um den Blutzucker auch nachts zu messen;
  • Kohlenhydrate im Alkohol nicht anrechnen;
  • Frauen sollten nicht mehr als 10 Gramm Alkohol pro Tag trinken
    das entspricht etwa 250 ml Bier), Männer nicht mehr als 20 Gramm z. B. etwa 200 ml Wein.

Leber in Gefahr
Einige Studien haben gezeigt, dass moderater Alkoholkonsum mit einem geringeren Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen einhergeht und die Lebenserwartung insbesondere bei Weintrinkern sogar um fünf Jahre höher war als bei Alkoholabstinenten.

Das gilt jedoch nur für mäßigen Alkoholkonsum von maximal 20 Gramm pro Tag.

Dem muss man jedoch die Risiken gegenüberstellen.
Regelmäßiger Alkoholkonsum kann – nicht nur bei Diabetikern – zu einem Umbau der Leber bis hin zur Fettleber führen. Es ist individuell sehr unterschiedlich, wie viel Alkohol die Leber verträgt und hängt auch von Vorerkrankungen und dem Geschlecht ab.

Frauen vertragen generell weniger als Männer.
Werden ständig Grenzwerte überschritten, entwickelt etwa jeder Dritte eine Fettleberhepatitis (Leberentzündung), die sich zur Leberzirrhose entwickeln kann.
 
Weitere Langzeiteffekte
Wegen seines Kaloriengehalts treibt Alkohol nicht nur den Blutzucker und das Gewicht in die Höhe. Die gesamte Stoffwechselsituation verschlechtert sich: Der Blutdruck und die Blutfettwerte steigen und damit das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Infarkte. Mit diesen Problemen haben Diabetiker sowieso schon zu kämpfen.

Ein weiteres ist die Schädigung der Nerven durch einen schlecht eingestellten Diabetes (diabetische Polyneuropathie). Durch übermäßigen Alkoholkonsum wird dies noch verstärkt.

Wer bereits unter einer diabetischen Nervenschädigung leidet, sollte deshalb lieber ganz auf Alkohol verzichten.

Was steckt drin im Glas?

  • Bier, 1 Flasche (500 ml):
    ca. 20 g Alkohol, 15 Kohlenhydrate, 200 Kilokalorien.

  • Starkbier
    enthält mehr, Weißbier weniger Alkohol.

  • Weizenbier, 1 großes Glas (500 ml):
    ca. 18 g Alkohol, 15 g Kohlenhydrate, 190 Kilokalorien.

  • Diätbier (0,33 l):
    ca. 16 g Alkohol, 2 g Kohlenhydrate, 125 Kilokalorien.

  • Alkoholfreies Bier:
    bis 2,4 g Alkohol, 27 g Kohlenhydrate, 125 Kilokalorien

  • Rotwein, 1 kl. Glas (100 ml):
    9,6 g, 2,6 g Kohlenhydrate, 67 Kilokalorien

  • Weißwein, 1 kl. Glas:
    8,8 g Alkohol, 2,6 g Kohlenhydrate, 70 Kilokalorien

  • Sekt (trocken), 1 Glas.:
    9,2 g Alkohol, 5 g Kohlehydrate, 83 Kilokalorien

Tipp:
Alle süßen Alkohol-Sorten, insbesondere Liköre sowie vor allem Schnäpse besser meiden.

Mehr erfahren Interessierte im Ratgeber aus Ihrer Apotheke (Ausgabe A/2014), die ab dem 1. Dezember 2014 in der Apotheke für Sie bereit liegt.

Quelle:
Deutsches Grünes Kreuz e.V. - www.dgk.de