Vorsicht! Verwechslungsgefahr!
Experten der Oberberg Kliniken informieren über Diabetes und Depression
Oft ist die Diagnose einer depressiven Störung bei Diabetikern erschwert. Zahlreiche Beschwerden können Ausdruck sowohl der Diabeteserkrankung als auch einer depressiven Störung sein.
Beschwerden wie Schwäche, erhöhte Ermüdbarkeit, Apathie, Angst, sexuelle Probleme, Schlafstörungen, Appetitverlust und Gewichtsabnahme können sowohl stoffwechselbedingt als auch im Rahmen einer depressiven Störung auftreten.
Priv.-Doz. Dr. med. Andreas Jähne, Ärztlicher Direktor der Oberberg Fachklinik Rhein-Jura und der Tagesklinik Lörrach, und Dr. med. Johannes Bauer, Internist, Diabetologe DDG (Deutsche Diabetes Gesellschaft) und leitender Arzt für Psychosomatik an der Oberberg Fachklinik Rhein-Jura, klären auf.
Dieselben Beschwerden, verschiedene Erkrankungen, gemeinsame Behandlung
Beide Erkrankungen können Menschen in ihrem Alltag deutlich beeinträchtigen. Und beide können sich gegenseitig beeinflussen und aufgrund ähnlicher Symptomatik sogar miteinander verwechselt werden.
Außerdem haben beide Erkrankungen eine Reihe gemeinsamer Risikofaktoren. So gehen soziale Isolation, Schlafstörungen und chronische Stresszustände mit einem erhöhten Depressions- und Diabetesrisiko einher. In beiden Gruppen finden sich vermehrt Kindheitsbelastungsfaktoren und frühkindliche Traumatisierungen.
Darüber hinaus ist das Depressionsrisiko bei Menschen mit Diabetes erhöht. Depressive Störungen kommen laut Studie[1] bei Diabetikerinnen und Diabetikern doppelt so häufig vor wie in der Allgemeinbevölkerung. Typische Gedanken von Patientinnen und Patienten mit Diabetes und Depression sind: „Ich bin viel zu erschöpft, um mich um den Diabetes zu kümmern“ oder „Es macht sowieso keinen Sinn“.
„Menschen, die sowohl an Depression als auch an Diabetes leiden, bedürfen unserer besonderen Fürsorge. Beide Erkrankungen gehen oft Hand in Hand und müssen gemeinsam behandelt werden“, erklärt Dr. Jähne.
Ganzheitliche Therapie
Menschen mit Diabetes sind Langzeitpatientinnen und -patienten. Angesichts der erheblichen Auswirkungen von psychischen Erkrankungen auf den Diabetes ist ein ganzheitlicher Behandlungsansatz, wie er in den Oberberg Fachkliniken erfolgt, erforderlich.
Diabetiker, die an einer Depression leiden, haben oft langjährig schlechte Blutzuckerwerte. Durch einen ganzheitlichen Therapieansatz ist eine deutliche Verbesserung von Lebensqualität und Diabetesmanagement möglich.
„Im Rahmen eines psychosomatischen und diabetologischen Coachings unterstützen wir unsere Patientinnen und Patienten dabei, mit Depressionen und Ängsten besser zurechtzukommen und gleichzeitig mit dem Diabetes besser leben zu lernen“, informiert Dr. med. Johannes Bauer.
Bei leichten und mittelschweren depressiven Störungen kann regelmäßiges körperliches Training die psychischen Beschwerden reduzieren. Bewegung hat in aller Regel auch einen positiven Effekt auf die Behandlung des Diabetes.
Diabetesschulungsprogramme können helfen, wenn sich die depressive Symptomatik vor dem Hintergrund einer diabetesbezogenen Belastung, wie z.B. Misserfolg bei der erforderlichen Umstellung des Lebensstils oder Hilflosigkeit bei der Diabetestherapie, entwickelt.
Auch eine Psychotherapie kann die depressive Symptomatik verbessern. Bei schweren depressiven Störungen wird meist zusätzlich eine antidepressive Psychopharmakotherapie empfohlen.
Eine stationäre Behandlung in einer Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und psychosomatische Medizin, wie der Oberberg Fachklinik Rhein-Jura, kann angezeigt sein, wenn zum Beispiel der Erfolg der ambulanten Therapie massiv durch äußere Lebensumstände behindert wird, eine Herausnahme aus einem schwierigen Umfeld notwendig ist, die depressionsbedingte Isolation droht, oder die depressive Störung sich unter ambulanten Therapien nicht bessert.
Die Oberberg Fachklinik Rhein-Jura ist als eine von wenigen psychiatrischen Fachkliniken in Deutschland als „Klinik für Diabetespatienten geeignet“ durch die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) zertifiziert. Dabei wurden alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Pflegeteams entsprechend auf Diabetes mellitus geschult und die Abläufe den DDG Kriterien angepasst.
Über die Oberberg Gruppe:
Die Oberberg Gruppe mit Hauptsitz in Berlin ist eine vor mehr als 30 Jahren gegründete Klinikgruppe mit einer Vielzahl an Fach- und Tageskliniken im Bereich Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie an verschiedenen Standorten Deutschlands. In den Kliniken der Oberberg Gruppe werden Erwachsene, Jugendliche und Kinder in individuellen, intensiven und innovativen Therapiesettings behandelt. Darüber hinaus existiert ein deutschlandweites Netzwerk aus Oberberg City Centers, korrespondierenden TherapeutInnen und Selbsthilfegruppen.
Weitere Informationen zum Thema:
https://www.oberbergkliniken.de/artikel/psychische-erkrankungen-und-diabetes
Informationen zur Oberberg Fachklinik Rhein-Jura:
https://www.oberbergkliniken.de/fachkliniken/rhein-jura
Informationen zur Oberberg Tagesklinik Lörrach:
https://www.oberbergkliniken.de/fachkliniken/tagesklinik-loerrach
Quelle:
[1] Psychodiabetologie, Petrak, Herpertz (Hrsg.) Springer Verlag 2013, S.130 ff