Lehrkräfte am Limit

Psychische Belastungen und Burn-out beim Bildungspersonal

Zwölf Wochen Urlaub im Jahr, mittags schon Feierabend und Sicherheit im Alter.

Der Lehrberuf scheint alle Vorteile auf seiner Seite zu haben.

Doch die Realität sieht anders aus: dauerhafter Lärm, zu große Klassen, enorme Leistungsunterschiede innerhalb einer Schulklasse, verbissener Dogmatismus, kein zugewandtes Personalmanagement – ein Dauerzustand mit Folgen: Seit dem Jahr 2000 hat sich die Zahl der Krankheitstage von Lehrkräften fast verdoppelt, mehr als 30 Prozent aller Beschäftigten im Bildungswesen leiden unter psychischen Problemen1

„Es gibt Hinweise, dass psychische und psychosomatische Belastungen bei Lehrkräften besonders häufig vorkommen“, weiß Prof. Dr. med. Petra Beschoner, Fachärztin für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatische Medizin und ärztliche Leitung der Akutklinik Bad Saulgau. Sie betont: „Hält der Stress an und bleibt die Erholung aus, führt das nahezu unweigerlich zu einem Burn-out.“

Reizdauerfeuer ohne Rückzugsraum

Vom Betreten bis zum Verlassen der Schule unterliegt das Bildungspersonal einer hohen Reizdichte – ohne Rückzugsraum oder Zeit für Erholung.

In der Regel setzt sich dieser Stress auch nach Schulschluss fort: Klausurkorrekturen, Unterrichtsplanungen, Vorbereitungen von Elterngesprächen – auch zu Hause scheinen die To-dos kaum zu enden.

Immer mehr Lehrkräfte erkranken und fallen aus.

„Sowohl die individuelle Krise als auch die volkswirtschaftlichen Schäden, die solche Belastungsstörungen nach sich ziehen, sind sehr beunruhigend“, erklärt Prof. Beschoner und weiß: „Viele Lehrerinnen und Lehrer warnen, dass sie ihren Job, für den sie einmal angetreten sind, so nicht mehr ausführen können. Sowohl die pädagogische Arbeit als auch die Förderung des individuellen Potenzials von Schülerinnen und Schülern sei nicht mehr ausreichend möglich.“

Stattdessen versinken sie in Korrekturen und Verwaltungen, prügeln Lerninhalte durch und funktionieren. Bis nichts mehr geht.

Wege aus der Krise

Da sich das Bildungssystem nicht so schnell ändert, müssen Betroffene selbst für ihr psychisches Wohlbefinden sorgen.

Hierzu hält Prof. Beschoner einige SOS-Tipps parat:

1. Zeit für Erholung:
„Sinnvoll und gut in den Alltag zu integrieren sind Atemübungen oder Entspannungsverfahren wie Meditationen oder Yoga. Diese aktivieren den Parasympathikus und senken so den Stresslevel. Durch einen langen Spaziergang in der Natur stellt sich dieser Effekt ebenfalls ein. Erholung bringt aber auch ein schöner Film auf dem Sofa, chic essen zu gehen oder ein langes Telefonat mit einer Freundin oder einem Freund. Hauptsache, die Arbeit bleibt regelmäßig gedanklich außen vor.“

2. Erreichbarkeiten mindern:
„Die exzessive Nutzung von Smartphones dehnt sich immens auf die berufliche digitale Erreichbarkeit aus, vor allem was die Freizeit und den Urlaub betrifft. Wo und wann immer es geht, sollten die unterschiedlichsten Kommunikationskanäle ganz bewusst ausgeschaltet werden.“

3. Selbstmitgefühl entwickeln:
„Wir sind unser schärfster Kritiker und erlauben uns kaum Schwächen. Doch gerade in einem anstrengenden Job ist es normal, sich hin und wieder überfordert zu fühlen. Wie würden wir mit einem geliebten Menschen sprechen, der von seinem stressigen Job erzählt? Dieses Mitgefühl sollten wir uns ebenfalls entgegenbringen.“

4. Emotionale Unterstützung holen:
„Nach Hilfe zu fragen fällt den meisten schwer. Doch in Wirklichkeit ist das ein wahres Zeichen von Stärke. Bereits mit jemanden zu reden und das Problem zu verbalisieren, kann für Erleichterung sorgen.“

5. Hilfsangebote wahrnehmen:
„Viele Lehrerinnen und Lehrer nehmen immer noch zu wenig Therapieangebote in Anspruch. Dabei lernen Betroffene in speziellen Akutkliniken etablierte Behandlungsstrategien, die ihnen helfen, schwierige Lebensphasen zu bewältigen und ihre körperlich-seelische Mitte zu stabilisieren. Ein Tipp: Die Kosten des stationären Aufenthalts werden von privaten Krankenkassen bei beihilfefähigen Kliniken übernommen.“

Die Akutklinik Bad Saulgau
ist eine Fach- und Poliklinik für psychosomatische Medizin und Psychotherapie. Der Schwerpunkt der Privatklinik liegt auf der Behandlung von Depressionen, Angststörungen, Persönlichkeitsstörungen, chronischen Schmerzen und Traumata.

Nach einem multiprofessionellen Behandlungskonzept führt die Akutklinik unter anderem Einzel- und Gruppentherapien, aber auch sport- und bewegungstherapeutische, physiotherapeutische, physikalische sowie musik-, tanz- und gestaltungstherapeutische Behandlungen durch. Die Akutklinik Bad Saulgau ist zusätzlich beihilfefähig.

Etwa 100 Mitarbeiter, darunter ein professionelles und erfahrenes Ärzteteam, kümmern sich um die Genesung der Patienten. Zur Erholung von Körper und Seele tragen außerdem kurze Wartezeiten und die Unterbringung in Einzelappartements mit gehobenem Ambiente bei.

Weitere Informationen unter www.akutklinik-badsaulgau.de

Quelle:
1 http://www.aktionsrat-bildung.de/fileadmin/Dokumente/ARB_Gutachten_Burnout.pdf