Welttag der seelischen Gesundheit - Wenn Pflege zur Belastung wird
Gerade Angehörige von Menschen mit Demenz kommen oft an ihre Grenzen
„Jede dritte Pflegeperson fühlt sich stark oder sehr stark belastet.“
Ein alarmierendes Ergebnis des Deutschen Zentrums für Altersfragen (Heft 1/2016), wenn man bedenkt, dass die Zahl der Pflegebedürftigen zwischen 1999 und 2013 um 30 Prozent gestiegen ist und weiter steigen wird.
Fast drei Viertel der Pflegebedürftigen werden zu Hause versorgt, zu einem großen Teil von – meist weiblichen – Familienangehörigen.
Am 10. Oktober ist „Welttag der seelischen Gesundheit“. Er wurde 1992 durch die World Federation for Mental Health mit Unterstützung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ins Leben gerufen, um ein Zeichen gegen die Stigmatisierung psychischer Krankheiten setzen.
Noch immer gibt es zu viele Gründe für seelische Belastungen. Ein Beispiel ist die Diagnose Demenz. Von den seelischen Belastungen betroffen sind dann nicht die an Demenz erkrankten Menschen selbst, sondern vor allem Verwandte und enge Freunde. Denn oftmals pflegen sie als Angehörige die an Demenz erkrankten Familienmitglieder. Rund 1,7 Millionen Menschen sind in Deutschland an Demenz erkrankt – Tendenz steigend.
Die Aufgaben, die pflegende Angehörige bewältigen, können schnell zu großen körperlichen Herausforderungen, aber eben auch zu psychischen Belastungen führen.
Wenn die Pflege zur Belastung wird – Die Lokalen Allianzen helfen!
Pflege von demenziell erkrankten Menschen beutetet eine große Verantwortung und mentale Herausforderung:
- Weiß er oder sie, wo er/sie sich befindet?
- Wurden alle Medikamente eingenommen?
- Kann ich die Person für meinen Wocheneinkauf kurz alleine lassen?
Zu diesem seelischen Stress können Pflegetätigkeiten wie tägliches Waschen und Anziehen oder aus dem Bett helfen, für zusätzliche Strapazen sorgen.
Das seit 2012 bestehende Bundesmodellprogramm Lokale Allianzen für Menschen mit Demenz weiß um die großen Herausforderungen der pflegenden Angehörigen. Das vom Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend initiierte Modellprojekt fördert lokale Initiativen, die sich für Menschen mit Demenz einsetzen. Deutschlandweit gibt es zahlreiche Projekte, in denen der Fokus auf den Belangen der pflegenden Angehörigen liegt.
Auch Kümmerer müssen begleitet werden
Als eine von 500 bundesweiten Lokalen Allianzen hat sich der Verein wohlBEDACHT in München auf Dienstleistungen für Demenzkrankte und ihre Angehörigen spezialisiert. sanftMUTIG! – Betreuen und Pflegen. Nach diesem Ansatz begleitet der Verein mit 20-jähriger Erfahrung Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen.
Neben einer Demenz-WG, bietet der Verein Nachtbetreuungen, einen Demenz-Krisendienst, telefonische und persönliche Beratung vor Ort, stundenweise Entlastung durch Demenzhelferinnen und -helfer, einen Fahrdienst sowie Fortbildungen für Demenzhelferinnen und -helfer und pflegende Angehörige.Situationsbezogene Unterstützung der pflegenden Angehörigen mit flexiblen auf den Einzelfall zugeschnittenen Hilfeangeboten ist dem Verein dabei ein besonderes Anliegen.
Auch der Verein Alzheimer Angehörigen-Initiative Leipzig hat es sich zur Aufgabe gemacht Angehörigen von Menschen mit Demenz durch eine unabhängige und kompetente Beratung Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten.
Ob Demenzhilfe-Telefon oder Beratungs- und Schulungsangebote: für pflegende Angehörige stehen zahlreiche Informations- und Gesprächsangebote bereit.
Ein regionales Netz freiwilligen Helfern unterstützt die demenzbetroffenen Familien darüber hinaus durch umfangreiche Betreuungsangebote. Schulungskurse für Helferinnen und Helfer sowie Angehörige und Angebote zur demenzspezifischen Weiterbildung von Fachkräften sichern den Qualifizierungsbedarf.
Ein Themenjahr (nicht nur) für Pflegende und ihre Angehörigen hat das Demenznetzwerk Lünen ins Leben gerufen. Noch bis November werden unter dem Titel „Gemeinsam erLEBEN“ Veranstaltungen für pflegende Angehörige und Interessierte durchgeführt.
Die nächsten Termine:
Donnerstag, 11.10.2018, ab 15 Uhr Filmvorführung: Still Alice- Mein Leben ohne Gestern
Montag, 05.11.2018, 15 Uhr Vortrag: Herausforderung Demenz - Menschen mit Demenz verstehen.
Referent: Bert Schulz, Demenz-Servicezentrum Region Dortmund
Weitere Informationen dazu unter: www.luenen.de/demenznetz
Neue Kraft tanken durch Auszeiten
Wer keine Möglichkeit hat, sich vor Ort Unterstützung zu holen kann mit folgenden 3 Tipps auch im stressigen Pflege-Alltag seine psychische Gesundheit wahren:
- Bewegung tut gut: Ob eine kurze Runde Joggen, Fußball spielen im Park oder ein ausgiebiger Spaziergang: Durch körperliche Aktivität werden Stresshormone abgebaut und Glückshormone ausgeschüttet.
- Prasselt zu viel ein, sollte man Pflichten und Aufgaben für kurze Zeit hintenanstellen. Eine kleine Auszeit tut gut: Egal ob es ein Treffen mit Freunden ist oder das Lesen eines Buches.
- Nein sagen, heißt Ruhe haben: Trotz viel Verantwortung – Es gibt Tage, an denen gibt es einfach keine Zeit mehr für weitere Aufgaben. Ein klares Nein zu Mitmenschen hält einem den Rücken frei. Nein zu sagen, ist für viele Menschen eine Überwindung. Sehen Sie es als Stärke!
Schon gewusst?
Informationen zu den Unterstützungsangeboten für Angehörige stellt das Alzheimer- und Pflegetelefon des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend unter der Rufnummer 030 20179131 und über die Website www.wege-zur-pflege.de bereit.
Nicht nur Erwachsene kümmern sich um chronisch Kranke oder Pflegebedürftige: Nach einer Befragung des Zentrums für Qualität in der Pflege (ZQP) versorgen und pflegen rund 230.000 Kinder und Jugendliche in Deutschland ihre Angehörigen. Ziel des Projekts "Pausentaste - Wer anderen hilft, braucht manchmal selber Hilfe" ist es daher, ein niedrigschwelliges Beratungsangebot für pflegende Kinder und Jugendliche zu etablieren. Weitere Informationen unter: www.pausentaste.de
Auch das Serviceportal „Wegweiser Demenz“ bietet pflegenden Angehörigen Unterstützung. Anhand von Filmen und Lernmodulen werden Alltagssituationen und wichtige Aspekte des Umgangs mit Menschen mit Demenz sowie Tipps für ihre Unterstützung und Versorgung gezeigt. Alle Informationen unter: www.wegweiser-demenz.de.
Mehr Infos zu den Projekten der Lokalen Allianzen für Menschen mit Demenz stehen für Sie unter: www.lokale-allianzen.de zur Verfügung.
Sie suchen eine Lokale Allianz in Ihrer Region mit konkreten Beispielen? Wir vermitteln gerne einen Kontakt und Experten. Weitere Informationen dazu erhalten Sie im Servicebüro Lokale Allianzen für Menschen mit Demenz: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!