Demenzrisiko bei längerfristiger Einnahme von Protonenpumpenhemmern erhöht

Ergebnisse der ARIC-Studie

Herzkreislaufleiden, Nierenerkrankungen und  Demenz werden schon seit Längerem mit der Einnahme von Protonenpumpen-Inhibitoren (PPI) in Verbindung gebracht.

Die Studienergebnisse sind für die Demenz allerdings widersprüchlich.

Zwei neuere  Metaanalysen, die aber methodisch kritisiert wurden, fanden für die Demenz keinen Zusammenhang mit einer PPI-Einnahme (1, 2). Diese untersuchten nicht gezielt die Langzeiteinnahme von PPI. Das war  jedoch der Fall bei der hier vorgestellten ARIC-Studie (Atherosclerosis Risk In Communities., Lit.3).

Methodik

In die prospektive bevölkerungsbasierte longitudinale ARIC-Studie (1) von 1987 bis 2019 wurden 15.792 Männer und Frauen von 45-64 Jahren eingeschlossen. 

Der PPI-Gebrauch wurde in dieser Zeitspanne bei planmäßigen Krankenhausbesuchen und jährlichen, seit 2012 halbjährlichen  Telefonaten  erfaßt.

Beim 5. Besuch wurden ~5.700 teilnehmende Personen (~75 Jahre, 58% weiblich) analysiert.

Studienendpunkt war das Vorliegen einer Demenz. Anschließend wurde 5.5 Jahre nachbeobachtet. 

Einflussfaktoren  wie weitere Erkrankungen und die Medikation wurden statistisch berücksichtigt.

Ergebnisse

Die niedrigste kumulative PPI-Einnahmedauer betrug 112 Tage; wer beim 5. Besuch aktuell PPI verwendete, hatte kein höheres Demenzrisiko als Personen ohne PPI.

Bei einer kumulativen PPI-Einnahme von mehr als 4.4 Jahren war das Risiko um etwa ein Drittel höher (Hazard Ration 1.3) als bei Personen ohne PPI. 

Wenn PPI weniger als (kumulativ) 4.4 Jahre lang eingenommen wurden, fand sich kein signifikant erhöhtes Risiko.

Diskussion

Wenn auch für die Dauereinnahme von PPI keine Zulassung besteht, so ist der chronische PPI-Gebrauch dennoch weit verbreitet, zumal kleine Dosen von PPI nicht rezeptpflichtig sind.

PPI werden weltweit auch von Ärzten breit verordnet. 

Von 2002-2009 verdoppelte sich in den USA die PPI-Einnahme.

Auch bei uns ist der PPI-Gebrauch ständig gestiegen.

Die Demenz-Daten der ARIC-Studie müssen durch weitere Untersuchungen gesichert werden, und auch pathophysiologische Mechanismen für eine mögliche Kausalität.

Ärzte sollten Patienten auch auf das mögliche Demenz-Risiko eines Dauergebrauchs von PPI hinweisen, ebenso die Apotheker bei den frei verkäuflichen, wenn auch niedriger dosierten Präparaten.

Publiziert am 1. Oktober 2023 von Prof. Helmut Schatz

Literatur

(1) Khan MA, Yuan Y, Iqbal U et al. No Association Linking Short-Term Proton Pump Inhibitor Use to Dementia: Systematic Review and Meta-analysis of Observational Studies.
Am J Gastroenterol 2020; 115 (5): 671-678

(2) Hussain S, Singh A, Zameer S et al. No association between proton pump inhibitor use and risk of dementia: Evidence from a meta-analysis.
J Gastroenterol Hepatol 2020; 35): 19-28

(3) Northuis C, Bell E, Lutsey P et al. Cumulative Use of Proton Pump Inhibitors and Risk of Dementia: The Atherosclerosis Risk in Communities Study.
Neurology 2023 Aug 9; 10.1212. doi: 10.1212/WNL.0000000000207747. Online ahead of print.